Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
»Annabelle und William werden sich von irgendjemandem nach Hause bringen lassen. Und jetzt sollten wir besser von hier verschwinden, bevor Henry mir mit einer Schrotflinte nachgelaufen kommt.«
Kapitel 22
D as ist idiotisch«, sagte Flora, als sie in Charles' Wagen stieg.
»Ich weiß, es tut mir leid. Ich werde mich morgen früh entschuldigen. Ich weiß selbst nicht, was über mich gekommen ist. Normalerweise werde ich niemals in Schlägereien verwickelt.«
»Es war keine Schlägerei. Henry hat nicht zurückgeschlagen.«
»Gott sei Dank. Er hätte mich wahrscheinlich pulverisieren können.«
Flora antwortete nicht. Sie bedeutete Henry nicht so viel, dass er ihretwegen weitere Verletzungen riskiert hätte - und in dem Moment, als Charles ihn geschlagen hatte, war Flora sicher gewesen, dass Charles nur auf einen Vorwand wartete, um noch einmal ausholen zu können.
»Ich werde ihm eine Flasche Wein oder irgendetwas schicken, um mich zu entschuldigen.«
»Ihnen ist doch klar, dass er nun wahrscheinlich nie wieder mit mir ausgehen will.«
»Ich kann nicht behaupten, dass mir das leid täte. Es hat mir niemals gefallen, dass Sie überhaupt etwas mit ihm zu tun hatten.«
»Zu seiner Verteidigung möchte ich bemerken, dass er mir bisher nie zu nahe gekommen ist.«
»Aber vorhin ist er Ihnen zu nahe gekommen?« Charles machte ein Gesicht, als zöge er es in Erwägung, umzukehren und Henry eine richtige Tracht Prügel zu verabreichen.
»Nein! Nein, aber er hätte es vielleicht versucht ... ich meine - oh, Sie wissen, was ich meine.«
»Ich weiß, dass er fest entschlossen war, Sie zu verführen.«
»Das ist so ein nettes, altmodisches Wort.«
»Da ist nichts Nettes dran, das versichere ich Ihnen. Sie hätten in ernste Schwierigkeiten kommen können, wenn Sie bei Henry geblieben wären.«
»Ich bin erwachsen, Charles«, protestierte sie leise. »Zumindest theoretisch.«
»Ich konnte es nicht zulassen. Tut mir leid.«
Flora lächelte. »Genau genommen brauche ich Sie nicht um Erlaubnis zu fragen, wenn ich irgendetwas tun will.« Sie biss sich auf die Lippe, um ein Kichern zu unterdrücken.
»Das ist mir vollauf bewusst.« Charles legte einen höheren Gang ein, denn er fuhr inzwischen ziemlich schnell. Dann seufzte er tief und bemühte sich offenkundig, sich zu beruhigen. »Ich gebe zu, dass es falsch von mir war. Ich hätte ihn nicht schlagen sollen. Gewalt ist niemals eine Lösung, aber ich habe einfach instinktiv gehandelt, wie ich es auch getan hätte, wenn Sie meine Schwester wären.«
»Sie haben keine Schwestern.«
»Darum geht es gar nicht! Und wahrhaftig, es gibt da draußen jede Menge anständiger Männer. Sie brauchen sich nicht mit dem Abschaum abzugeben.«
»Hm, herzlichen Dank«, entgegnete sie demütig. »Es freut mich zu hören, dass Sie mich nicht für so unattraktiv halten, dass ich in schäbigen Bars und in der Gosse suchen muss, um einen Gefährten zu finden.«
Charles biss sich auf die Unterlippe. »Sie wissen ganz genau, was ich meine.«
»Wollen Sie damit andeuten, dass ich Ihnen in Zukunft jeden Mann, der mich zum Essen einlädt, zwecks genauer Überprüfung vorstellen muss?«
»Das wäre keine schlechte Idee. Schließlich sind Sie neu in der Gegend.«
Jetzt versuchte Flora nicht einmal mehr, ihr Kichern zu ersticken. »Vielleicht sollte ich Ihnen erzählen, dass schon mein Vater mit diesem Verfahren nicht viel Glück hatte, als ich fünfzehn war.«
Charles blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls zu lachen, aber Flora konnte spüren, dass er ihre Bemerkung keineswegs komisch fand.
»Mein Vater hat damals immer versucht, die unpassenden Freunde durch passende zu ersetzen.«
»Ich habe Sie mit Jeremy bekannt gemacht!«
»Und das hat auch nicht funktioniert. Er steht auf Emma.«
»Ich habe noch andere Freunde. Anständige Männer, die Sie nicht so schäbig behandeln würden.«
»Vor nicht allzu langer Zeit haben Sie mich beschuldigt, Ihre Freunde schäbig zu behandeln.«
»Ich kenne Sie inzwischen besser, Flora. Ich weiß, dass Sie niemals jemanden mit Absicht verletzen würden.«
»Im Gegensatz zu Ihnen.«
»Im Gegensatz zu mir.« Er kicherte. »Armer Henry. Er hat es einfach nicht kommen sehen.«
»Nun ja, Sie können von Glück sagen, dass ich nicht bis über beide Ohren in ihn verliebt bin, sonst würde ich nie wieder ein Wort mit Ihnen reden.«
»Wenn Sie bis über beide Ohren in ihn verliebt wären, hätten Sie nicht gezögert, als er Sie zu einem Brandy
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