Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
sich, wenn auch nur ein klein wenig.
Flora schlief überraschend gut. Die heiße Schokolade und die Erinnerung an Charles' keuschen Kuss auf die Wange waren sehr besänftigend. Sie hörte ihre Mutter nach Hause kommen, rührte sich jedoch nicht. Sie brauchte ihren Schlaf.
Am nächsten Morgen war Hermione abermals voll des Lobes. »Also, Liebling, ich war wirklich sehr beeindruckt. Und der Chor ist eine so nette Truppe. Ich habe mich gestern Abend im Pub wunderbar unterhalten.«
»Das freut mich. Die Leute sind nett, nicht wahr?«
»Hast du eigentlich herausgefunden, warum William und Annabelle das Konzert gemeinsam besucht haben?«
»Anscheinend hatten sie William in ihren Bekanntenkreis aufgenommen, als Annabelle für irgendetwas einen zusätzlichen männlichen Gast benötigte. Er hat sich gut in ihre Kreise eingefügt, das muss ich schon sagen. Allerdings war ich ziemlich schockiert, ihn mit Annabelle zu sehen. Aber Charles hat das offensichtlich nicht gestört.«
Hermione sah ihre Tochter an, die sich mit Feuereifer über ihren Marmeladentoast hermachte. »Und Charles hat dir nicht erzählt, dass seine Verlobung mit Annabelle ein schrecklicher Fehler gewesen ist und er sich sofort von ihr trennen will?«
»Nein. Obwohl er Henry einen Boxhieb verpasst hat! Es war grässlich und gleichzeitig ausgesprochen komisch.«
»Warum hat Charles Henry geschlagen? Das passt überhaupt nicht zu ihm.«
»Da kann ich dir nur Recht geben. Aber er hat mir auf dem Heimweg erklärt, dass er in der Schule Haussprecher gewesen und deshalb darauf programmiert sei, auf die kleineren Jungen aufzupassen.«
Hermione wirkte verwirrt. »Willst du damit andeuten, dass Charles glaubt, er trage die Verantwortung für dich?«
»Genau das.«
»Oh, Liebling!«
»Wenn ich etwas anderes dächte, würde ich mir selbst etwas vormachen, Mum. Er mag mich, aber nur so, wie ein älterer und schrecklich herrischer Bruder seine kleine Schwester mag.«
Hermione seufzte. »Es ist ein Jammer. Er würde einen so wunderbaren Vater abgeben. Denk nur daran, wie lieb er zu den Kätzchen ist!«
Flora lachte, wie es von ihr erwartet wurde. Sie wussten beide, dass Flora gleich die Fassung verlieren würde, wenn sie das Thema näher erörterten. Und da Flora in Kürze zur Arbeit aufbrechen würde, wollte keine der Frauen dieses Risiko eingehen.
Als Hermione einige Tage später abreiste, zog sie ihre Tochter fest an sich. »Du wirst zurechtkommen, nicht wahr?«
»O ja. Die nächste Auktion steht bevor, und wir haben furchtbar viel zu tun.«
»Und wirst du Henry wiedersehen?«
Flora war sich in diesem Punkt nicht sicher. Henry hatte am Tag nach dem Konzert zutiefst zerknirscht angerufen und sich für sein Benehmen entschuldigt. Der Zwischenfall war so untypisch für ihn, dass Flora sich nach dem ersten Zorn beinahe um ihn sorgte - mit gutem Grund, wie sich herausstellte. Anscheinend hatte er am Tag zuvor einen ziemlich unerfreulichen Telefonanruf von seiner Exfrau erhalten, die ihm unsanft eröffnet hatte, wieder heiraten zu wollen. Dieser Anruf war gegen drei Uhr nachmittags gekommen, und Henry hatte sich mit einem Brandy getröstet, und es war natürlich nicht bei einem Glas geblieben. Es hatte ihn in seinem Stolz getroffen, dass Natascha eine neue Familie gründen wollte, und als Flora dann auf dem Schauplatz erschienen war, war er fest entschlossen gewesen zu beweisen, dass auch er wieder eine Partnerin gefunden hatte.
Er war entsetzt über sein eigenes Benehmen, und Flora glaubte nicht, dass so etwas noch einmal vorkommen würde, aber der Zwischenfall hatte trotzdem einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlassen. Sie befürchtete, dass ihre Freundschaft sich möglicherweise nicht davon erholen würde.
»Ich bin mir nicht sicher, Mum«, antwortete sie daher. »Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht einmal sicher, ob Henry mich wiedersehen will.«
»In gewisser Hinsicht ist das ein Jammer. Du brauchst eine Ablenkung.«
»Ich arbeite zu hart für Ablenkungen.«
Hermione schüttelte den Kopf. »Die Arbeit mit Charles wird dir nicht helfen! Was ist eigentlich mit diesem netten William?«
»Zwischen William und mir funkt es einfach nicht. Das haben wir schon vor einer Ewigkeit geklärt.«
»Wie schade!« Ihre Mutter umarmte sie noch einmal. »Die Liebe kann eine solche Hölle sein.«
Flora hatte erwartet, dass ihre nächste Begegnung mit Charles nach dem Vorfall in Burnet House ziemlich peinlich werden würde, doch ihre Befürchtungen
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