Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
erwiesen sich als unbegründet.
»Ich habe den Vorfall Annabelle gegenüber nicht erwähnt«, erklärte er blasiert, »aber ich habe Burnet einen sehr schönen Rotwein geschickt, und er war so anständig, sich dafür bei mir zu bedanken.« Charles runzelte die Stirn. »Ich muss mich auch bei Ihnen noch einmal dafür entschuldigen, dass ich Sie in einen derart schmutzigen Vorfall hineingezogen habe.«
»Oh, Charles, wie kann man nur so steif und spießig sein! Schmutziger Vorfall, wahrhaftig! Sie haben ihm eins auf die Nase gegeben! Es ist Blut geflossen! Aber ich bin froh, dass Sie sich mit Henry ausgesöhnt haben. Das bedeutet, dass ich ihn wiedersehen kann, wenn ich will.«
Er runzelte die Stirn. »Das glaube ich nicht.«
Flora seufzte. »Nein, ich glaube es auch nicht. Nun ja. Also, soll ich jetzt die Nummernzettel auf die Auktionsstücke heften?«
Am ersten Morgen der Auktion waren alle sehr aufgekratzt. Es herrschte das goldene Septemberwetter, das das Ende des Sommers so unausweichlich erscheinen lässt. Als Flora - lange bevor der Rest der Welt erwachte - zum Auktionshaus fuhr, wurde ihr die Schönheit der Landschaft mit Macht bewusst, und sie fragte sich, ob sie sich versehentlich in eine Landpomeranze verwandelt hatte, obwohl sie doch von Rechts wegen ein Stadtmensch sein sollte. Um sieben Uhr betrat sie die Verkaufsräume. Charles kam um halb acht, und selbst Annabelle erschien kurz vor halb neun. Dies war die Auktion, bei der die Möbel und die anderen Gegenstände von der Roadshow verkauft werden sollten. Diese Auktion würde beweisen, ob Flora für Stanza und Stanza auch nur den geringsten Nutzen hatte - so erschien es ihr selbst zumindest. Aber auch alle anderen hatten das Gefühl, dass dies ein Neuanfang war, ein Schritt nach vorn.
Ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit half Annabelle Flora, die Stühle zu arrangieren. »Die sind aber hübsch«, bemerkte sie. »Vielleicht werde ich selbst ein Gebot dafür abgeben. Wir haben zwar schon einige schöne Stühle, aber die sind ziemlich sperrig, sodass man nicht viele davon an den Tisch bekommt.«
»Und Sie könnten die Stühle, die Sie jetzt haben, bei der nächsten Auktion versteigern lassen.«
»Natürlich. Ich weiß gar nicht, warum mir das nicht selbst eingefallen ist.«
Flora wusste es auch nicht, denn schließlich arbeitete Annabelle schon viel länger in einem Auktionshaus als sie.
»Ich finde es sehr aufregend, ausnahmsweise einmal halbwegs anständige Dinge verkaufen zu können«, fuhr Annabelle fort. »Es werden sicher viele Leute kommen. Und diese kleine Anzeige, die wir in den Lokalzeitungen hatten, dürfte das Interesse noch schüren. Außerdem haben mehrere Antiquitätenhändler Sachen hergebracht, die schon zu lange in ihren Läden gestanden haben. Man braucht nur ein oder zwei herausragende Stücke, um eine Menge Aufmerksamkeit zu erregen, und wenn sich das erst einmal herumgesprochen hat, bringen die Leute auch ihre eigenen Sachen her. Charles hat Bob Butler rekrutiert, weil er allein mit dem Ansturm kaum fertig werden dürfte.«
»Es freut mich, dass Sie sich endlich auch zu dieser Meinung durchgerungen haben«, erwiderte Flora gelassen.
Annabelle inspizierte gerade die Unterseite eines Windsorstuhls. »Er ist etwas wurmstichig - aber was solls, caveat emptor und so weiter.«
Flora sprach kein Latein. »Das ist kein Problem, solange wir im Katalog nicht behaupten, er sei perfekt. Oh, da fällt mir ein, ich habe Sie noch gar nicht gefragt, wie Ihr Klassentreffen gewesen ist.« Flora hatte vollkommen vergessen, wann das Treffen stattfinden sollte, aber sie hatte das Gefühl, dass der Termin inzwischen verstrichen sein musste.
»Das Klassentreffen?« Annabelle sah sie einen Moment lang verständnislos an. »Ach, das! Es war schön, vielen Dank. Ich habe ein paar alte Freundinnen wiedergesehen, die ich unbedingt zur Hochzeit einladen muss.«
»Wie geht es mit den Vorbereitungen voran? Und was macht das Porträt?«
Annabelle lächelte und blickte ein wenig träumerisch drein, was vollkommen verständlich war. »Es sieht gut aus, an beiden Fronten. Ach, übrigens, ich wollte Sie etwas fragen - ich weiß, dass es ein wenig kurzfristig ist, weil es eine Ewigkeit dauert, ein Kleid schneidern zu lassen, aber hätten Sie vielleicht Lust, mir beim Aussuchen eines Hochzeitskleids zu helfen? Ursprünglich hatte ich etwas sehr Konservatives ins Auge gefasst, aber seit ich Ihnen in die Hände gefallen bin, schwebt mir eigentlich etwas
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