Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
häusliche Betätigung. Sie verschob sogar die Möbel, um den Boden darunter zu putzen. Schließlich rückte sie allem, was ihr unter die Finger kam, mit Politur zu Leibe, aber der Geruch nach Holzrauch ließ sich auch dadurch nicht vertreiben. Im Grunde hatte sie nichts dagegen; sie beschäftigte nur die Frage, warum der Geruch so beharrlich in der Luft hing. Als am Ende alles glänzte, was nur glänzen konnte, schob sie die Möbel wieder an ihren Platz. Nachdem sie gegen Mittag ein Sandwich gegessen und einen kurzen Spaziergang unternommen hatte, stellte sie die Möbel abermals um, bis ihr bewusst wurde, dass sie jetzt alle wieder genauso standen wie bei ihrer Ankunft.
Statt in eine tiefe Depression zu versinken, was ohne weiteres hätte passieren können, ging sie in den Garten und schnitt einige ziemlich große Stängel von einer Kletterrose ab, die sie in einem steinernen Krug auf dem Kaminsims arrangierte.
»Du siehst, ich kann dem Cottage durchaus ein wenig Leben einhauchen«, erklärte sie später Imelda. »Selbst wenn die Veränderungen nur kosmetischer Natur sind, haben sie doch ihre Wirkung.«
Als sie zu Bett ging, fragte sie sich, ob sie Charles und Annabelle jemals davon würde überzeugen können, dass sie auch nur annähernd nützlich sein konnte. Jetzt, da die Kätzchen geboren waren, würde es noch schwieriger werden, nach London zurückzukehren. Sie würde zumindest bleiben müssen, bis sie ein wenig älter waren. Während sie wach im Licht des Mondes lag, kam ihr die unbehagliche Erkenntnis, dass sie in der Falle saß.
Am nächsten Morgen standen Geoffrey und Edie auf ihrer Türschwelle, noch bevor sie ihren Toast und die Packung Marmite weggeräumt hatte.
»Tut mir leid, aber ich konnte sie nicht fernhalten«, erklärte Geoffrey, als Edie eintrat und die Treppe hinaufging, nachdem sie sich kaum die Zeit genommen hatte, Flora zu begrüßen oder nach dem Weg zu fragen.
Flora war überglücklich, Gesellschaft zu haben, vor allem jetzt, da das Cottage so hübsch hergerichtet war.
»Ich werde Sie nicht stören«, versprach Edie, während sie vorsichtig die Tür zu Imeldas Schrank öffnete.
Laut schnurrend gestattete Imelda Edie, ihre Jungen zu inspizieren, die sich alle mit ihren winzigen Pfoten in den Körper ihrer Mutter krallten.
»Ich glaube, sie sind bereits gewachsen«, bemerkte Geoffrey.
»Ganz eindeutig«, stimmte Flora ihm zu. »Gestern waren sie noch länglich-röhrenförmig. Heute sind sie runder, eher wie Ballons.«
»Wir haben uns gefragt, ob Sie nicht vielleicht einkaufen gehen müssen«, meinte Edie. »Es ist bestimmt nicht einfach für Sie, ohne einen Wagen hier festzusitzen. Diese Annabelle sollte sich schämen.«
»Oh, das tut sie, sehr sogar«, versicherte Flora ihr. »Ich brauche zwar nicht viel einzukaufen - ich habe mich gestern mit Vorräten eingedeckt -, doch ein kleiner Ausflug wäre mir sehr willkommen. Imelda wird es langsam leid, dass ich sie ständig frage, wie es ihr geht.«
»Wir werden Ihnen etwas von der Stadt zeigen, und Sie können sich bei der Gelegenheit gleich auch die Abtei ansehen«, schlug Geoffrey vor.
»Das wäre wunderbar! Ich liebe alte Kirchen.«
»Wir sind in Bishopsbridge sehr stolz auf unsere Abtei«, meinte Edie, die Floras Begeisterung ansteckend fand.
»Oh, und könnte ich vielleicht irgendwo ein Buch kaufen? Mit dem, das ich gerade lese, bin ich fast fertig, und das Cottage verfügt nicht gerade über reichen Lesestoff.«
»In Bishopsbridge haben wir alles, was Sie brauchen«, antwortete Edie stolz. »Sogar eine Buchhandlung.«
Die Abtei war wunderschön, und wegen ihrer zentralen Lage wirkte sie fast wie der Kern des Städtchens und auf keinen Fall wie ein Fremdkörper. Edie und Geoffrey zeigten ihr die Gräber, die gewaltigen Säulen und die Holzschnitzereien. Schließlich verabredete sie mit den beiden ein Treffen in dem kleinen Laden der Abtei, schlenderte ein Weilchen allein umher und ließ sich von der geheimnisvollen Atmosphäre dieses Ortes mitreißen, an dem Menschen seit fast zweitausend Jahren ihre Gottesdienste feierten.
Sie hatte gerade den Laden gefunden und Edie bei den Ansichtskarten erspäht, als sie mit jemandem zusammenstieß. Mit einem gemurmelten »Tut mir leid« trat sie beiseite - und sah, dass es der Mann war, der ihr im Supermarkt über den Fuß gefahren war.
»Ach du meine Güte«, sagte er. »Das wird anscheinend langsam zur Gewohnheit. Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Natürlich.« Flora erwiderte
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