Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
zu, dass Sie das Falsche mitnehmen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und da hinten ist die Abtei.«
Flora spähte die Straße hinunter und entdeckte ein bleiches, steinernes Gebäude mit einem Paar Strebebögen. »Die würde ich mir gern einmal richtig ansehen.«
»Wir werden mit Ihnen hingehen. Wir sind alle sehr stolz auf unsere Abtei. Und es gibt dort auch eine hübsche Teestube.«
Am Ende der Straße befand sich eine deutlich kleinere Kirche. »Ist das die Kirche, in der wir proben?«
»Nein. Wir singen manchmal da, und mehrere Chormitglieder besuchen die Gottesdienste dort. Außerdem stehen einige unserer Sänger auf einer Liste von Freiwilligen, die die Kirche sauber halten, aber ich glaube, das ist nur ein Vorwand, um anschließend in den Pub zu gehen.
Damit hätten wir den sehenswerten Teil der Stadt hinter uns, aber Sie finden auch hier einige nützliche Läden.« Er deutete auf eine Nebenstraße. »Eine Apotheke, ein Zeitungskiosk, ein Optiker und dergleichen mehr. Sie haben hier alles, was Sie brauchen«, beendete er seine Erklärungen voller Stolz.
Flora hatte nirgendwo ein Geschäft entdeckt, in dem man Kleider kaufen konnte, abgesehen von den Secondhandläden, von denen es an jeder Straßenecke einen zu geben schien, aber sie sagte nichts. Schließlich brauchte sie eigentlich keine Kleider - sie kaufte sie nur gern. Insgesamt war es ein hübsches Städtchen, auch wenn es der in der Großstadt aufgewachsenen Flora ein wenig ruhig vorkam.
»Also, wenn Sie jetzt genug gesehen haben, fahren wir nach St. Stephen's. Es ist zwar nicht mehr weit, aber ich bin gern zeitig dort, um einen Parkplatz zu bekommen.«
Als Geoffrey sie den Gang hinauf zu einer Gruppe von Menschen führte, die am Klavier standen, konnte Flora ihre Nervosität nicht länger ignorieren. Sie hatte keine Probleme damit, allein auf Partys zu gehen oder in Pubs Leute kennen zu lernen, doch diese kleine, ländliche Kirche hatte etwas Einschüchterndes.
Geoffrey begleitete sie zu einem hochgewachsenen Mann mit einer starken Ausstrahlung und einem überraschend schüchternen Lächeln. »Das ist Flora, James. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich sie mitgebracht habe. Sie ist neu in der Gegend, und sie singt gern.«
Plötzlich stieg ein erschreckender Gedanke in Flora auf: Möglicherweise würde sie vorsingen müssen! Sie brachte es kaum fertig, James' Lächeln zu erwidern. Warum hatte sie sich bei Geoffrey nicht danach erkundigt, welche Gepflogenheiten der Chor in puncto Vorsingen hatte? Schließlich war es vollkommen normal, sich davon zu überzeugen, ob jemand singen konnte, bevor man ihn in einen Chor aufnahm, der obendrein einen sehr guten Ruf genoss. Plötzlich erinnerte sie sich an Charles' Bemerkung über das hohe Niveau des Chors, und ihre Angst verzehnfachte sich.
»Freut mich, Sie kennen zu lernen.« James schüttelte ihre Hand. »Sopran?«
Flora nickte. »Wahrscheinlich brauchen Sie gar keine Soprane mehr. Ich muss dem Chor nicht unbedingt beitreten ...«
James, der ihre Nervosität wahrscheinlich bemerkt hatte, ignorierte ihr Geplapper. »Setzen Sie sich einfach dort drüben hin. Moira wird sich um Sie kümmern.«
Moira, eine hochgewachsene Frau, die mehrere Pullover und Strickjacken übereinander trug, lächelte und klopfte auf den Platz an ihrer Seite. »Setzen Sie sich hierher, neben mich. Das sind übrigens Freda und Jenny. Wir sind die Ersten Soprane. Die Zweiten Soprane stehen dort hinten, aber ich muss Sie warnen, das ist eine ziemlich freche Truppe.« Sie drehte sich um und deutete auf drei Frauen, die Flora als der Inbegriff der Wohlanständigkeit erschienen.
Eine der Frauen sagte: »Wir pflegen unsere Unarten.« Diese Bemerkung kam so trocken, dass Flora nicht entscheiden konnte, ob die Frau scherzte oder nicht.
Aber selbst ein Scherz, der vielleicht keiner war, war immerhin etwas, und Flora entspannte sich ein wenig. Andere Leute kamen hereingeschlendert und gingen zu ihren Stühlen, die in zwei Halbkreisen um das Klavier gruppiert waren. Sie alle lächelten sie freundlich an, was Flora den Mut gab, Moira zu fragen: »Werde ich vorsingen müssen?«
»Oh nein«, antwortete sie. »James wird schnell genug merken, wenn Sie nicht singen können.«
»Und was passiert dann?«
»Sie bekommen den Brief mit dem schwarzen Punkt«, meinte Moira. Dann stieß sie Flora energisch in die Rippen. »Ich weiß es nicht! Das ist noch nie vorgekommen! Singen Sie einfach zunächst einmal nicht allzu laut.«
Flora
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