Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
kompliziert aus.«
»Sobald Sie gelernt haben, in welchen Schritten sie höher gehen müssen - Sie wissen schon, fünf, acht, zehn oder drei, fünf, acht, zehn, was in dem jeweiligen Fall gerade angemessen ist -, werden Sie wunderbar zurechtkommen.«
»Geoffrey, ich komme schon mit dem kleinen Einmaleins - genauer gesagt, mit der Zweierreihe - nicht zurecht. Ich sehe mich einfach nicht mit einem Hämmerchen in der Hand. Arbeiten Sie selbst manchmal als Auktionator?«
Er schüttelte den Kopf. »Sehr selten. Nur wenn Annabelle selbst gerade keine Lust dazu hat. Sie sieht es nicht gern, wenn ich das übernehme, weil sie denkt, ich sei nur ein Porter, obwohl ich schätze, dass ich für dieses Los mehr erzielen würde als sie. Nicht dass sie es überhaupt versuchen würde.« Er hielt inne. »Wollen Sie sie so stehen lassen?« Er sprach von den Gartenzwergen.
»Ich dachte, sie sehen niedlich aus, wie sie da im Kreis stehen«, meinte Flora. »Ah, da kommt der Boss.«
Danach ging alles plötzlich sehr schnell. Der spießige Charles, den Flora kennen gelernt hatte, verschwand und verwandelte sich in den Star der Show.
»Guten Morgen, meine Damen und Herren«, begann er mit einem Lächeln, »und wir haben ja wirklich Glück mit diesem geradezu herrlichen Morgen. Also, nun zu Los eins, einer sehr reizvollen Sammlung von Gartenzwergen, die anscheinend in einen Teich pinkeln. Von wem höre ich das erste Gebot, zwanzig Pfund? Nein? Zehn? Fünf? Überlegen Sie nur, wie entzückend die Zwerge sich auf ihrer Terrasse ausnehmen würden. Fünf, vielen Dank, acht? Zehn, zwölf, fünfzehn ... vielen Dank. Verkauft! Und jetzt zum nächsten Stück ...«
Flora beobachtete ihn voller Ehrfurcht, obwohl sie eigentlich die kleineren Auktionsstücke auf dem Podium hätte im Auge behalten sollen. Aber sie war außer Stande, sich von der Prozedur loszureißen. Es ging unglaublich schnell. Los um Los wurde verkauft, und doch erweckte Charles nie den Eindruck, in Eile zu sein. Er hatte das Publikum in seinen Bann geschlagen, und die Leute wedelten mit ihren Karten, voller Eifer zu kaufen, was Charles verkaufte. Er wirkte noch größer als sonst und viel, viel charmanter. Langsam bekam sie eine Ahnung, warum die Porter ihn allesamt so sehr mochten: Abgesehen von der geschäftlichen Seite des Unternehmens machte er seinen Job wirklich gut.
Aber Flora hatte keine Zeit, dazustehen und ihren Vetter anzustarren. Nach einer Weile wandte sie sich von der Auktion ab und lief durch die Menge und die Möbelstücke auf dem Podium, wo sie neben einem Tisch voller Teeservice trat - einige wunderschön, einige bunt zusammengewürfelt, andere schlicht und einfach bizarr -, und entschuldigte sich bei Virginia für ihre Verspätung.
»Wir sind schon zurechtgekommen. Annabelle wollte einen von unserer Stammbesetzung nach Hause schicken, weil Sie heute hier sind, aber Charles hat es nicht zugelassen.«
»Virginia! All das können Sie unmöglich wissen. Sie erfinden diese Dinge nur, weil Sie Annabelle hassen.«
»Unsinn! Sie hat mich gefragt, welchen Porter wir heimschicken sollten, und Charles hat es gehört. Ehrlich.«
Flora grinste. Sie mochte Virginia wirklich, fand jedoch, dass die andere Frau als Porter und subversiver Zweiter Sopran schlicht verschwendet war. Sie hätte im Spionagedienst arbeiten sollen.
Als alle Lose, die vor der Bühne gestanden hatten, verkauft waren und die unaufdringlich arbeitenden Porter die meisten der Stücke mit Rollwagen weggebracht hatten, richtete sich die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Bühne.
»Wir haben heute einige ziemlich wertvolle Lose hier oben«, erklärte Virginia. »Ich nehme an, Annabelle wird sie verkaufen. Charles erlaubt es ihr, weil er hofft, dass sie auf diese Weise Gefallen daran finden könnte - oder dass sie zumindest ein wenig Übung bekommt.«
Virginias Worte erwiesen sich als richtig: Annabelle löste Charles als Auktionator ab. Sie nahm an dem Schreibtisch Platz, räusperte sich und trank dann einen Schluck Wasser. Alle warteten darauf, dass sie anfing. Virginia schnalzte wegen der vergeudeten Zeit bereits missbilligend mit der Zunge. Selbst Flora als absolute Anfängerin spürte, dass Annabelle ihre Sache nicht gut machte. Ihre Stimme war hoch und schrill, und sie benahm sich weniger wie jemand, der Menschen zum Kaufen ermutigen wollte, sondern eher wie eine reizbare Schuldirektorin, die Antworten auf ihre Fragen einforderte. Es war kein Wunder, dass nur wenige Kaufinteressenten die Hand
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