Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
hoben.
Zuerst war es Flora ein wenig peinlich, auf der Bühne zu stehen und seltsame Dinge hochzuhalten, doch nach einer Weile verlor sie ihre Hemmungen, und während Annabelle mühsam ein Stück nach dem anderen unter den Hammer brachte, beobachtete Flora das Publikum.
Die Auktion war ziemlich gut besucht. Virginia, die im Wechsel mit ihr die Auktionsstücke hochhielt, wies sie auf einige Käufer hin, die sie kannte.
»Der Mann mit dem Hut ist ein Händler«, flüsterte sie Flora zu. »Er kauft Unmengen Gläser und verkauft sie losweise weiter. Nach einer Weile sehen wir dieselben Sachen dann wieder. Er gibt oft einen sehr hohen Einstandspreis vor, sodass wir öfter etwas gar nicht verkaufen können. Aber er scheint dabei gut zu verdienen, also muss es sich wohl lohnen.«
Schon bald löste Charles Annabelle wieder ab. Flora hatte ihn mit einigen Kunden am Empfangstisch gesehen und hoffte, dass er zwischendurch zumindest Zeit für ein Sandwich gehabt hatte.
»Sie brauchen noch einen weiteren Auktionator«, sagte Virginia zu Flora, die sich gerade alle Mühe gab, eine sehr wertvolle Karaffe aus Bleikristall nicht fallen zu lassen. »Sie sollten sich ausbilden lassen.«
»Nur über meine Leiche«, antwortete Flora beharrlich lächelnd.
Nachdem Charles das Kommando wieder übernommen hatte, wurde in schneller Folge ein Los nach dem anderen losgeschlagen, und lange bevor Flora es erwartet hatte, war die Auktion zu Ende, und die Käufer standen Schlange, um ihre Schätze abzuholen. Jetzt, da die Verkäufe vorüber waren, kümmerten sich alle Angestellten um die Kunden, halfen ihnen beim Einpacken und suchten nach Zeitungspapier, um zerbrechliche Gegenstände darin einzuwickeln.
Dieser Teil des Ganzen gefiel Flora besonders gut. Jetzt konnten sogar die hartgesottenen Händler Freude über ihre Käufe zeigen, obwohl sie natürlich immer murrten, sie hätten zu viel dafür bezahlt.
Virginia und die anderen kannten viele der Leute und lachten und scherzten mit ihnen. Flora als neues Gesicht zog einige neugierige Blicke auf sich. Nach einer hastigen Beratung stellte Virginia sie als neuen Porter vor. Einstweilen, fand Flora, sollte nicht jeder wissen, dass sie zur Familie gehörte - so lange, bis es entweder unmöglich wurde, diese Tatsache geheim zu halten, oder eine entsprechende Ankündigung geraten erschien.
Sie hätte nach Hause fahren können; die anderen redeten ihr zu, das zu tun, da dies ihre erste Auktion gewesen war. Aber Flora wollte nicht vor Charles und Annabelle gehen, und sie war sich ziemlich sicher, dass Charles sich erst verabschieden würde, wenn der Fußboden gefegt und auch die letzte Tasse gespült war. Sie wollte sich nicht nachsagen lassen, dass sie ihre Arbeit nicht ernst nehme.
»Kann ich noch irgendetwas tun?«, fragte sie Charles, als nur noch er, Annabelle und Louisa, die Sekretärin, übrig waren. Es war die erste Gelegenheit für sie, mit ihm zu sprechen, und sie wollte ihm zu seinem Erfolg gratulieren.
»Ich glaube nicht.« Charles betrachtete sie mit seiner gewohnten, kaum verhohlenen Ablehnung; der charmante Auktionator war restlos verschwunden. »Wie hat Ihnen Ihre erste Auktion gefallen? Es ist nicht ganz so wie im Fernsehen, nicht wahr?«
Flora fand es kränkend, dass er sich ihr gegenüber noch immer so reserviert gab, obwohl sie inzwischen gesehen hatte, dass er auch ganz anders sein konnte. »Das stimmt«, sagte sie. »In Wirklichkeit ist es viel besser als im Fernsehen.«
»Oh!«
Zu ihrer Befriedigung stellte sie fest, dass sie ihn überrascht hatte.
»Im Fernsehen sind Auktionen nicht so verdammt ermüdend«, erklärte Annabelle. »Und so schmutzig. Ich habe keinen sauberen Faden mehr am Leib, deshalb fahre ich direkt nach Hause, um ein Bad zu nehmen, Charles. Du brauchst mich nicht mehr?«
»Ich will mit Louisa nur noch schnell die nächsten Termine durchgehen. Morgen steht in einem Haus in Churchfields eine Schätzung auf dem Programm, Lou.«
»Oh, Charles!«, unterbrach Annabelle ihn. »Muss ich da wirklich mitkommen? Kannst du das nicht allein übernehmen?«
»Das könnte ich, aber es würde eine Ewigkeit dauern. Der Kassettenrekorder ist kaputt. Ich brauche jemanden, der Notizen macht.«
»Dann nimm Flora mit.«
Charles musterte seine Cousine und fragte sich offensichtlich, was das kleinere Übel wäre, eine widerstrebende Annabelle oder eine vollkommen unerfahrene Flora. Er schürzte die Lippen.
»Wirklich, Darling, ich kann nicht.« Annabelle beschloss,
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