Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
irgendein Banause einen Anbau dransetzt.«
»Ausgerechnet Sie reden von Banausen! Einfach ein Haus zu besetzen! Was machen Sie überhaupt hier in der Gegend? Sind Sie ein Wilderer oder so etwas?«
»Ich bin ein Dichter und Porträtmaler, aber wenn es sein muss, schieße ich mir auch gelegentlich ein Kaninchen oder einen Fasan.«
»Und Sie campieren in leeren Gebäuden?«
»Eine meiner kleineren Schwächen.« William nahm einen Schluck von seinem Wein.
Flora lachte. »Darf ich Ihnen erzählen, an welchen Witz ich denken musste, als ich nach oben gegangen bin und festgestellt habe, dass Sie die Katzenstreu ausgewechselt hatten?«
»Das habe ich nur getan, um mich bei Ihnen einzuschmeicheln.«
»Davon bin ich überzeugt, aber es hat mich an den Witz über die schwulen Einbrecher erinnert, die das Haus aufräumen und eine Quiche im Ofen zurücklassen.«
Er lachte und schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, ich bin nicht schwul, aber ich bin absolut vertrauenswürdig, und wenn es Sie beruhigt: Ich finde Sie zwar sehr hübsch, doch Sie sind nicht mein Typ.«
»Dann ist es ja gut.« Seltsamerweise beruhigte es sie tatsächlich. »Ist noch mehr von dieser Pastete da?«
Am nächsten Morgen um halb neun war sie wieder im Verkaufsraum, genau wie fast alle anderen Mitarbeiter. Die Auktion begann um zehn. Ab neun Uhr hatten potenzielle Käufer noch einmal Gelegenheit, sich umzusehen, und Virginia hatte ihr gesagt, dass die Leute bis halb zehn auf die Bühne kommen durften, wo sich die kleineren, diebstahlgefährdeteren Stücke befanden.
Wie immer standen einige Leute in der Küche und tunkten Teebeutel in ihre Tassen. »Hallo, Flora«, sagte Geoffrey. »Sind Sie bereit für Ihre erste Auktion?«
»Ich hoffe es. Eigentlich freue ich mich sogar darauf. Wenn man sich tagelang mit den Dingen beschäftigt hat, kommt es einem fast so vor, als wäre man selbst der Besitzer.«
Er kicherte. »Nun, wenn Sie auf irgendetwas bieten wollen, geben Sie Charles Bescheid und holen Sie sich eine Karte aus dem Büro. Das ist eine gute Methode, wenn man billig ein Haus möblieren will.«
Flora dachte einen Moment lang darüber nach, wie viel Spaß es machen würde, Möbel für das Cottage zu kaufen. Dann fiel ihr wieder ein, dass das Cottage nicht ihr gehörte und dass sie für die Londoner Wohnung nichts mehr brauchte - sie war ohnehin überfüllt. »Im Augenblick nicht, Geoffrey.«
»Auf diese Weise haben Edie und ich die meisten Sachen für unsere Töchter gekauft. Wenn man lange genug hier arbeitet, sieht man irgendwann zwangsläufig alles, was man sich jemals wünschen könnte. In meiner Zeit als Händler habe ich die meisten unserer Möbel gekauft.«
»Deshalb bist du damals also nie auf einen grünen Zweig gekommen, Geoff«, meinte ein anderer Porter. »Du konntest der Versuchung nicht widerstehen, die besten Sachen für dich zu behalten.«
Flora wusste, dass in Geoffreys und Edies Haus einige ausgesprochen schöne Stücke standen. Geoffrey lachte. »Da könntest du durchaus Recht haben.« Er räusperte sich. »Also, wollen wir jetzt arbeiten, oder sind wir nur zur Dekoration hier?«
Flora half Geoffrey auf dem Hof, eine Sammlung von Gartenzwergen ansprechend zu arrangieren, als er plötzlich auf seine Armbanduhr sah. »In fünf Minuten gehts los. Wahrscheinlich wird Charles anfangen, aber Annabelle sollte wirklich herkommen, um uns diese kleinen Lose vom Hals zu schaffen.«
»Warum tut sie es dann nicht?« Flora fand, dass es durchaus Spaß machen könnte, den Leuten Geld für diese niedlichen kleinen Herren aus der Tasche zu ziehen, die, nach dem Zustand ihrer Zipfelmützen zu urteilen, schwere Zeiten hinter sich hatten.
»Weil das unter ihrer Würde ist. Sie kümmert sich lieber um die eleganteren Sachen. Wobei ich damit nicht gesagt haben will, dass sie ihren Job beherrscht.«
»Arme Annabelle! Niemand hat ein gutes Wort für sie.«
Geoffrey schnaubte. »Sie ist eine miserable Auktionatorin. Sie kann das Publikum für nichts begeistern. Sie werden lernen müssen, eine Auktion zu leiten. Sie hätten solche Schwierigkeiten bestimmt nicht.«
Flora seufzte. Sie mochte durchaus in der Lage sein, die Leute für sich zu gewinnen, aber schon während ihrer kurzen Zeit bei Stanza und Stanza hatte sie gelernt, dass zum Auktionsgeschäft doch noch ein wenig mehr gehörte. Außerdem ging es um Summen. »Ich glaube nicht, dass das mein Ding wäre. Wenn man im Fernsehen Auktionen verfolgt, sieht das alles immer furchtbar
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