Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
getreten war. Es war Henry. Sie lachte.
»Ich weiß, ich weiß, was tut ein Mann in der Wäscheabteilung?«, meinte er.
»Er geht offensichtlich einkaufen.« Flora deutete auf die Baumwollwaren in seiner Hand. »Für Sie?«
»Nein! Für meine Schwester. Sie hat morgen Geburtstag. Ich war neulich auf der Suche nach einer Postkarte für sie, doch in dem Souvenirladen der Abtei war nichts zu finden, was meine Schwester in ihrem Postkasten würde haben wollen.«
»Also, was haben Sie ihr dann gekauft?«
»Ein Nachthemd - das hat sie sich gewünscht. Meinen Sie, es wird ihr gefallen?« Er hielt ein ziemlich omahaftes weißes Nachthemd in die Höhe, dem man wahrhaftig nicht nachsagen konnte, es sei zu gewagt.
»Es ist ... ähm ... hübsch. Ihre Schwester wird sich bestimmt sehr darüber freuen.«
»Oh, schön. Ich bin mir nur nicht sicher, welche Größe sie hat.«
»Ach, du lieber Himmel! Erzählen Sie mir nicht, dass Sie ihr Kleider kaufen, ohne ihre Größe zu kennen!«
»Ist das sehr schlimm?«
»Es ist eine Katastrophe! Haben Sie denn überhaupt keine Vorstellung?«
»Hm.« Er sah Flora ziemlich lange an. »Sie hat wahrscheinlich ungefähr die gleiche Figur wie Sie.«
Flora griff nach dem Nachthemd und warf einen Blick auf das Etikett. »Das ist Größe zweiundvierzig. Wenn sie meine Figur hat, wird das viel zu groß für sie sein.«
»Dann gehe ich noch einmal zurück und suche mir eins, das zwei Nummern kleiner ist.«
»Entschuldigen Sie, Henry, aber stellen Sie sich nur vor, wie schrecklich Ihre Schwester sich fühlen würde, wenn sie annehmen müsste, Sie glaubten, sie sei so viel dicker, als sie in Wirklichkeit ist.«
Er zuckte die Schultern. »Es kam mir auch irgendwie etwas geräumig vor, aber ich dachte, das wäre in Ordnung.«
»Nein. In Ordnung reicht nicht. Und jetzt gehen Sie.«
»Das werde ich, wenn Sie mir Ihre Telefonnummer geben«, sagte er mit einem Zwinkern, das sie von ihrer Begegnung in dem Andenkenladen in der Abtei noch gut in Erinnerung hatte.
Flora lächelte und ließ den Damen, die hinter Henry standen und ihren Wortwechsel sichtlich genossen hatten, den Vortritt. »Nur, wenn Sie mir Ihre geben.«
»Abgemacht.«
»Ich sehe immer noch keinen Sinn darin, so viel Geld für etwas auszugeben, das später niemand sieht!«, protestierte Annabelle ein wenig später.
»Charles wird die BHs sehen, und der Rest der Welt wird die Wirkung sehen«, beharrte Flora. »Wenn man sich in seiner Kleidung richtig gut fühlt, sieht man nach außen hin auch gut aus. Schauen Sie mal, ich habe Ihnen die passenden Schlüpfer zu dem schwarzen und dem roten BH gekauft.«
»Oh! Wie nett von Ihnen. Sie waren grässlich teuer.«
»Ich weiß. Und jetzt gehen wir rüber in die Abteilung für Damenmode. Eigentlich ist es viel besser, in kleinen Läden zu kaufen, doch ich kenne mich hier nicht aus.«
Es überstieg beinahe Floras Überzeugungskraft, Annabelle dazu zu bewegen, ein Top mit V-Ausschnitt anzuprobieren, obwohl sie inzwischen sogar einen ihrer neuen BHs trug. Flora musste zuerst eine Verkäuferin auf ihre Seite ziehen, und mit vereinten Kräften gelang es ihnen schließlich, Annabelle davon zu überzeugen, dass es nicht »nuttig« sei, ein wenig Busen zu zeigen, sondern, im Gegenteil, sehr attraktiv.
»Oh, Annabelle! Sie sehen fantastisch aus! Jetzt, da man sehen kann, dass Sie nicht vier Brüste haben, sondern nur zwei, ist Ihr Busen wunderschön. Lassen Sie uns noch nach einem Rock suchen, der zu diesem Top passt. Gibt es den auch in anderen Farben?«
»Ja. In Weiß, Schwarz und Scharlachrot.«
»Zeigen Sie uns mal den scharlachroten. Das ist zwar vielleicht nicht Ihre Farbe, aber der schwarze oder der weiße Rock würden Ihnen bestimmt gefallen.« Flora runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich sollten wir uns Ihre Farben überhaupt einmal vornehmen, nur dass Sie dazu vielleicht keine Lust haben werden.«
»Meine Farben? Wovon reden Sie?« Annabelle, die langsam Gefallen daran fand, sich mit einem Dekolletee zu sehen, wandte sich jetzt mit erschrockener Miene zu Flora um.
»Das macht großen Spaß«, versicherte die Verkäuferin. »Sie werden herausfinden, welche Farben Ihnen stehen und welche nicht.«
Annabelle wurde nachdenklich. »Ich halte mich meistens an Dunkelblau.«
»Möglicherweise werden Sie in Zukunft ein wenig abenteuerlustiger werden«, meinte die Verkäuferin taktvoll. »Jetzt hole ich Ihnen ein paar Röcke. Ich habe einen sehr schönen Leinenrock in
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