Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
merklich, und sie glaubte, die Antwort auf ihre erste Frage bereits zu kennen. »Gehört das Haus Ihnen und Charles gemeinsam? Es ist sehr schön.«
»Nein, es gehört mir.« Annabelle kickte ihre Slipper mit den flachen Absätzen von den Füßen. »Freut mich, dass es Ihnen gefällt. Möchten Sie etwas zu trinken, bevor wir nach oben gehen? Kommen Sie, lassen Sie uns eine Flasche Wein öffnen. Charles wird Sie später nach Hause bringen.«
»Ich könnte mir auch ein Taxi nehmen. Charles könnte mich dann morgen zur Arbeit abholen.«
»Nein! Reden Sie keinen Unsinn. Charles wird es nichts ausmachen.«
»Vielleicht möchte er selbst gern etwas trinken, wenn er nach Hause kommt.«
»Nun, er kann warten.«
Flora wünschte, sie hätte die Charakterstärke besessen, sich auf Mineralwasser zu beschränken, damit sie später selbst nach Hause fahren konnte, aber der Gedanke an ein Glas Wein war einfach zu verführerisch. Nach dem anstrengenden Tag hatte sie das Gefühl, es verdient zu haben. Annabelle zu verschönern, bedeutete sehr harte Arbeit, und es würde vielleicht ein wenig einfacher werden, wenn ihre Sinne von einem schönen, kalten Chardonnay ein wenig betäubt waren.
Als Annabelle mit unerwarteter Großzügigkeit zwei riesige Gläser bis an den Rand mit Wein gefüllt hatte, sagte sie: »Kommen Sie. Lassen Sie uns nach oben gehen und anfangen.«
Flora folgte ihr. Dabei ging ihr durch den Kopf, dass sie auf keinen Fall selbst fahren konnte, wenn sie auch nur die Hälfte von diesem Wein trank. Sie brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass es nur eine Lösung gab: Sie musste den Landrover stehen lassen.
Annabelle führte sie in ein mit einem dicken Teppich ausgelegtes Schlafzimmer, das genauso nichtssagend war wie das Wohnzimmer. Dann öffnete sie die Tür einer Reihe verspiegelter Schränke.
»Oh, Annabelle! Was für ein fantastischer Kleiderschrank!« Flora, die auf dem Weg nach oben einen kräftigen Schluck von dem Wein genommen hatte, ließ sich auf das Bett sinken und betrachtete das Meisterwerk raumsparender, nach Farben und Formen sortierter Unterbringung vor ihr.
»Ich dachte, Sie wären hier, um meinen Kleiderschrank in Fetzen zu reißen«, bemerkte Annabelle, die nun ebenfalls ausgiebig von ihrem Wein trank.
»Den Inhalt, nicht den Schrank selbst. Der ist absolut fabelhaft. So einen will ich auch.«
»Bestimmt nicht in dem Feriencottage.«
»Nein, aber dort, wo ich irgendwann einmal enden werde.«
»Ich habe eine Firma damit beauftragt, ihn für mich anzufertigen. Charles war dafür, einen kleinen Betrieb aus dem Ort zu nehmen, doch ich wollte lieber einen Profi. Im Grunde ist es eine Investition. Der Schrank wird den Wert des Hauses erhöhen.«
»Ganz recht«, sagte Flora, die sich nicht sicher war, ob sie mit ihrer eigenen Meinung übereinstimmte. »Also, dann lassen Sie uns anfangen.« Wenn sie zu lange zögerten, würden sie beide einschlafen, und Charles würde sie in trauter Eintracht auf dem Bett vorfinden - vermutlich sanft schnarchend, was ihn in vielfacher Hinsicht beunruhigen würde. Außerdem vermisste Flora langsam ihre Kätzchen. »Alle Pullover mit rundem Ausschnitt kommen weg.«
»Aber ...«
»In diesen Dingern sehen Ihre Brüste wie Polster aus, selbst mit den neuen BHs. Sie können ja einen anprobieren, wenn Sie mir nicht glauben. Oh, und dasselbe gilt für die Polohemden.«
»Aber im Winter wird es so kalt hier!«
»Na schön, behalten Sie die Polohemden, doch vergessen Sie nicht, dass sie Ihnen nicht stehen.«
Das superluxuriöse Kleiderschranksystem bedeutete, dass sie schon bald einen säuberlich gefalteten Stapel mit unpassenden Pullovern auf dem Boden liegen hatten.
Jetzt stand Flora vom Bett auf und ging die Stange durch, die für Shirts und Blusen gedacht war. Sie nahm einige Blusen heraus und legte sie sich über den Arm. »Die müssen auf jeden Fall weg. Diese Blumen sind zu unruhig.«
»Die trage ich immer nur unter einem Pullover, sodass man nur den Kragen sieht.«
»Und wäre das zufällig ein Pullover mit einem runden Ausschnitt?«
Annabelle nickte kläglich.
»Dann werden Sie die Blusen ohnehin nicht mehr benötigen, nicht wahr?«
»Aber diese da ist hübsch und bequem. Sie gefällt mir.«
»Sie sieht aus wie eine Schuluniform, nur nicht so sexy.« Flora bedachte Annabelle mit einem stählernen Blick, bevor sie die fragliche Bluse auf den Stapel der Dinge legte, die aussortiert werden sollten. »Ich bin mir nicht sicher, ob die Blumen sich mit
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