Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
Flora ein wenig zu Kopf gestiegen, und sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, ob Annabelle Williams Namen überhaupt kannte oder nicht. Sie plapperte weiter. »Es macht mehr Spaß, wenn mehrere Leute da sind, finden Sie nicht auch?«
»Ja ...« Wie Katzen wurden sie beide sofort wachsam, als sie einen Schlüssel in der Tür hörten. »Da ist Charles.«
Flora rutschte an die Bettkante und stand auf. »Ich laufe schnell hinunter, um ihm zu sagen, dass er erst etwas trinken darf, wenn er mich nach Hause gebracht hat. Sie nutzen die Zeit, um dafür zu sorgen, dass Sie gleich absolut fabelhaft aussehen.«
Annabelle stand von dem Bett auf und strich sich das Top über den Rock. »In Ordnung, aber Sie brauchen nicht in aller Eile nach unten zu stürzen. Wir sind hier oben, Liebling«, rief sie und zog ihre Brüste hoch. »Im Schlafzimmer. Kannst du Flora später nach Hause fahren?«
Charles kam die Treppe hoch und blieb in der Tür stehen, halb verlegen, wie ein Vater, bei dessen Tochter eine Freundin übernachtet hatte. Er wusste nicht recht, wohin er blicken sollte. »Oh, mein Gott!«
Flora fühlte sich ein wenig wie eine Kreuzung zwischen einer Feenpatentante und einem Anstandswauwau. Annabelle sah überraschend sexy aus, und jeder normale Mann würde irgendwie darauf reagieren. Aber anscheinend nicht Charles, der einfach nur dastand und sie anstarrte.
»Hm, sieht Ihre Verlobte nicht einfach umwerfend aus in ihren neuen Kleidern?«
»Sie sieht jedenfalls anders aus.«
»Auf eine positive Weise anders«, erklärte Flora, fest entschlossen, ihn zu der richtigen Reaktion zu zwingen. »Drehen Sie sich einmal, Annabelle.«
Annabelle gehorchte, und Flora fand, dass ihre harte Arbeit sich ausgezahlt hatte.
»Die Mädchen auf dem Klassenfest werden sehr beeindruckt sein«, versicherte Flora. »Man stelle sich nur vor, die altmodische Annabelle ist plötzlich so sexy.«
»Das Klassentreffen?«, fragte Annabelle. »Oh, das hatte ich für einen Moment ganz vergessen.«
Charles runzelte die Stirn. »Ich denke, mir hast du besser gefallen, wie du vorher warst, Kürbis.«
»Oh, um Himmels willen!«, rief Flora verärgert. »Sie hat nicht ihre ganze Persönlichkeit geändert! Lediglich ihre Kleider! Und sie sieht himmlisch aus! Geben Sie's zu.«
»Hm, ja. Das stimmt wohl.« Charles trat weiter in den Raum herein und küsste Annabelle zuerst auf die Wange, dann auf die Lippen. »Aber Schönheit reicht nur bis zur Haut. Es zählt das, was dahinter ist.«
Flora verdrehte die Augen. »Das wissen wir alle, wir haben es zu hören bekommen, seit wir aus dem Ei geschlüpft sind, aber der Punkt ist der: Das Innere ist nach wie vor dasselbe! Annabelle ist immer noch Annabelle, sie sieht nur jünger und hübscher und ein bisschen sexy aus.« Es war gewiss eine Kräfte zehrende Arbeit, Charles beizubringen, dass er Menschen nicht nach ihrem äußeren Erscheinungsbild beurteilen durfte.
»Flora hat Recht«, sagte Annabelle. »Verändert haben sich nur meine Kleider und die Art, wie ich sie trage. Im Innern bin ich immer noch dein kleiner Kürbis.« Flora schauderte. »Ach, übrigens«, fuhr Annabelle fort und schlüpfte in die Rolle, die zu ihrem neuen Look dazugehörte. »Flora muss nach Hause gebracht werden, Sweetheart.«
»Oh.«
Flora gab sich nicht die Mühe, Charles' Gesichtsausdruck einer Musterung zu unterziehen. Er sah mit Sicherheit so aus, als hätte ihn ein Blitz getroffen. »Nein, nicht nötig. Ich bestelle mir ein Taxi. Ich möchte euch Turteltäubchen keine Minute länger voneinander fernhalten, und man braucht eine gute halbe Stunde bis zu dem Cottage und dann noch einmal eine halbe Stunde für den Rückweg. Annabelle, kochen Sie Charles etwas Leckeres, und Charles, bestellen Sie mir ein Taxi. Bitte?«
Charles rückte von Annabelle weg und wandte sich mit strenger Miene an Flora. »Es macht mir nicht das Geringste aus, Sie zu fahren. Im Gegenteil.«
Das war ein wenig überraschend. »Nein, ehrlich, ich würde viel lieber ein Taxi nehmen.«
»Sind Sie sich sicher?«
»Natürlich ist sie sich sicher«, erklärte Annabelle. »Sie ist kein Kind mehr, auch wenn sie tatsächlich noch ziemlich jung aussieht. Und weißt du was, Süßer? Flora will uns zum Essen einladen, wenn ihre Freundin sie besucht. Das wird bestimmt ein schöner Abend.«
Oh Gott! Jetzt, da Charles davon wusste, gab es kein Zurück mehr. Warum hatte sie nur so viel Wein getrunken? Der Alkohol brachte einem nichts als Scherereien ein. Vielleicht
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