Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
verschickt hatte. Außerdem hatte sie Poster entworfen und war damit durch die ganze Stadt gelaufen, um in den Geschäften darum zu bitten, sie aufhängen zu dürfen. Sie war fest entschlossen, diese Halle mit Menschen zu füllen, die sich nichts sehnlicher wünschten, als ihre Familienerbstücke zu verkaufen.
Auf dem Heimweg klingelte ihr Handy. Ohne hinzusehen, wusste sie, dass es Emma war, und sie bog in eine Parkbucht ein, um den Anruf entgegenzunehmen. Der Empfang war dort jedenfalls besser als in ihrem Cottage. Emma brachte zuerst einen ganzen Haufen Gründe vor, warum sie am übernächsten Wochenende unmöglich nach Bishopsbridge fahren könne, aber schließlich sagte sie: »Na ja, es hört sich so an, als würden wir eine Menge Spaß haben. Dave wird es allerdings nicht gefallen, wenn ich ihm erzähle, dass er nicht eingeladen ist.«
»Es wird ihm gut tun, wenn du zur Abwechslung mal etwas ohne ihn unternimmst«, meinte Flora hoffnungsvoll.
»Hm«, murmelte Emma. »Ich frage mich nur, was ich anziehen soll.«
»Ich frage mich, was ich kochen soll!«
»Oh, zerbrich dir deswegen heute nicht den Kopf. Es sind ja noch zwei Wochen bis dahin. Aber Kleider - darüber muss man länger nachdenken.«
Während Flora ihre Heimfahrt fortsetzte, kam ihr der Gedanke, dass das Landleben sie bereits verändert hatte. Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie Emmas Prioritäten durchaus geteilt. Aber vor nicht allzu langer Zeit hatte sie auch wie Emma Zugang zu wunderbaren kleinen Läden gehabt, in denen man Mahlzeiten kaufen konnte, die sich ohne weiteres als selbst zubereitet ausgeben ließen. Hier unten war »Bewirtung light« keine Option. Hier bedeutete es schlicht und einfach harte Arbeit, Gäste zu haben.
Als sie wieder zu Hause war, rief sie Henry an. Er hatte zwei Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen, und sie wollte ihn zu der Dinnerparty einladen. Er würde unterhaltsam sein, die Weinflaschen öffnen und dafür sorgen, dass alle glücklich waren, und wenn es Charles nicht gefiel, nun, das war dann sein Problem.
»Hallo, du«, sagte er, als er ihre Stimme hörte.
»Selber hallo«, antwortete sie lächelnd. Er hatte eine schöne Stimme und war wohltuend friedfertig.
»Hast du Lust, auf einen Drink rüberzukommen?«
»Ein Drink wäre wunderbar. Außerdem kann ich ein wenig fröhliche Gesellschaft gut gebrauchen. Im Büro ist es in letzter Zeit so hektisch.«
»Hm, wie wäre es dann gleich mit einem Abendessen?«
»Oh, gut, dass du von Abendessen sprichst!«, wich Flora seiner Einladung wohlgemut aus. »Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, zu meiner Dinnerparty am übernächsten Wochenende zu kommen.« Sie drückte sich die Daumen.
»Oh. Gerade dann werde ich nicht da sein.«
Flora ließ entmutigt die Schultern sinken. »Wie kannst du einfach nicht da sein? Lässt sich das nicht ändern?«
Henry kicherte. »Ich fürchte, nein, aber ich könnte dich stattdessen heute Abend zum Essen ausführen.«
»Das ist nicht dasselbe!«, antwortete Flora mürrisch, obwohl sie wusste, dass ihre Reaktion unvernünftig war.
»Nein. Von meinem Standpunkt aus ist es weit besser.«
Flora war plötzlich sehr müde. »Bist du dir sicher, dass du zu meiner Dinnerparty nicht kommen kannst?«
»Ganz sicher. Ich fahre zu einer großen Konferenz in der Schweiz; die kann ich unmöglich sausen lassen und ändern kann ich den Termin auch nicht. Tut mir leid.« Er hielt inne. »Aber ich könnte dich zu einem sehr schönen Steak und frisch zubereiteten Pommes frites einladen.«
»Das klingt sehr verführerisch, doch heute Abend bin ich einfach zu müde.«
»Vor ein paar Sekunden warst du noch nicht müde.«
»Ich weiß, aber jetzt bin ich es. Können wir das morgen nachholen?«
»Was, Steak und frisch zubereitete Pommes frites? Aber sicher.«
»Ich meinte den Drink. Ich gehe lieber aus, wenn ich vorher nicht zu Hause war. Das ist wie mit dem Fitnessstudio.«
»Was?«
»Oh, egal. Wollen wir uns morgen um sechs im ›Fuchs mit den Trauben› treffen?«
»Wunderbar. Und ich werde versuchen, dich auch zum Dinner zu überreden.«
»Wir werden sehen, ja?«
Als Flora den Hörer auflegte, fragte sie sich, ob sie Henry mit ihrer Ablehnung seiner Einladung vielleicht unterbewusst dafür bestrafen wollte, dass er nicht zu ihrer Dinnerparty kam. Aber dann entschied sie, dass sie im Augenblick einfach nicht genug emotionale Energie für eine tiefer gehende Beziehung aufbrachte. Trotzdem machte es Spaß, mit ihm zusammen
Weitere Kostenlose Bücher