Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
Korkenzieher ohne Widerspruch her.
»Ich werde einen Roten nehmen«, überlegte Jeremy, »falls diese Flasche bereits geöffnet ist.«
Flora lächelte ihn an, als sie ihm sein Glas gab, und sah seine Reaktion. Oh, lass das schön bleiben!, ermahnte sie sich. Diese Dinnerparty ist jetzt schon kompliziert genug.
»Lasst uns nach draußen gehen«, schlug sie stattdessen vor und trat auf die Haustür zu. »Es ist ein so wunderbarer Abend, und wir werden draußen essen. Außerdem ist euch sicher schon aufgefallen, dass man sich hier nirgendwo hinsetzen kann. Sämtliche Möbel stehen im Garten.«
»Es sieht wirklich hübsch aus«, bemerkte Jeremy. »Haben Sie den Tisch dekoriert, Flora?«
»Nein, das war Emma. Sie ist künstlerisch sehr begabt.«
Emma, die ihnen gefolgt war, blickte geziemend bescheiden drein.
»Welchem Beruf gehen Sie denn nach, Emma?«, erkundigte sich Jeremy. »Sie haben offensichtlich echtes Talent.«
Flora beobachtete mit Befriedigung, wie Emma Jeremy zu dem Tisch hinüberzog, den sie in eine kleine Nische vor der Hecke gestellt hatten. Auf dem Tisch lag eine Decke, und darauf standen eine Vase mit einem einzelnen Geißblattzweig und ein kleines Schälchen mit Pistazien. So unordentlich der Garten insgesamt auch war, war er dennoch ausgesprochen hübsch, mit Kletterrosen, die sich über die Hecke rankten, Geißblatt, das die Luft mit seinem Duft durchzog, und Mohnblumen, die ihre Blätter schamlos über das Gras verteilt hatten.
»Was trinken Sie, Flora?«, fragte Charles sie von hinten. Sie drehte sich erschrocken um und sah, dass er die Hände voller Flaschen hatte.
»Oh, ich denke, ich nehme nur etwas von dem Holunderblütensaft. Emma und ich haben vorhin schon ein Glas Wein getrunken.«
»Also, mich hält das nicht davon ab, jetzt noch eins zu trinken«, rief Emma, die das gehört hatte. »Es überrascht mich, dass es dich abhält, Flora. Du musst schließlich nicht mehr fahren.«
»Aber ich muss fahren«, erklärte Charles. »Ich nehme auch ein Glas Holundersaft.«
»Und jetzt erzählen Sie mir, was Sie beruflich machen, nachdem Sie nicht länger bei der Armee sind«, wandte sich Emma an Jeremy. »Ich habe von Flora viel mehr über Auktionshäuser erfahren, als ich jemals wissen wollte. Sie ist vollkommen fasziniert davon.«
»Ist das wahr?«, fragte Charles leise und trat näher an Flora heran, die sich auf die Armlehne der Bank gehockt hatte.
»Nun ja, ich habe wahrscheinlich wirklich zu viel über das Thema geredet«, gab sie zu.
»Ich meine, dass Sie fasziniert von Auktionshäusern sind.«
»Ich würde das zwar nicht in den Plural setzen, doch es stimmt, von unserem Auktionshaus bin ich in der Tat fasziniert.« Sie sah ihm in die Augen. »Aber das wissen Sie doch, Charles. Ich habe es Ihnen gesagt. Und nicht nur ein Mal.«
»Ja, wahrscheinlich.«
Flora holte tief Luft, denn sie musste unweigerlich an ihren Streit denken, der immer noch zwischen ihnen stand. Sie hätte einiges darum gegeben, einfach nur still dasitzen und den herrlichen Sommerabend genießen zu dürfen, ohne irgendetwas Gescheites von sich geben zu müssen, aber das war unmöglich.
Nahm er es übel, dass Annabelle in der Küche verschwunden war und ihn allein gelassen und damit zu der Notwendigkeit verurteilt hatte, höfliche Konversation zu machen? Kämpfte er gegen den Drang, dorthinein zu stürmen und von Annabelle zu verlangen, dass sie sich die Gummihandschuhe von den Händen riss und mit hinaus in den Garten kam? Würde es einen Streit geben? Bei dem Gedanken musste sie lächeln - eine solche Entwicklung war extrem unwahrscheinlich.
»Weshalb lächeln Sie?«, wollte Charles wissen.
»Oh, es gibt keinen bestimmten Grund!« Sie, die normalerweise reden konnte wie ein Wasserfall, wusste beim besten Willen nichts zu antworten. Möglicherweise lag es daran, dass sie müde war, aber sie befürchtete, dass ihre Wortkargheit einen anderen Grund hatte: Sie wusste, dass sie sich für all die schrecklichen Dinge, die sie ihm während ihres Streits an den Kopf geworfen hatte, vernünftig entschuldigen musste. Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Saft und wünschte, sie sei nicht so abstinent gewesen und hätte sich stattdessen noch ein Glas Wein gegönnt. Sie konnte sich nicht entschuldigen, wenn die Gefahr bestand, dass irgendjemand ihr Gespräch mit anhörte - sie wollte nicht, dass die ganze Angelegenheit allgemein bekannt wurde.
»Meinen Sie, dass Annabelle in der Küche klarkommt?«, fragte sie
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