Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
darüber zu verbergen, dass er nicht neben Emma sitzen würde, und bis auf William und Annabelle nahmen alle Platz.
»Soll ich mich um den Wein kümmern?«, fragte Charles.
»Ja, das wäre sehr nett. Und ich sollte mit William in die Küche gehen und ihm helfen, alles nach draußen zu tragen.«
»Ich denke, das wird Annabelle übernehmen«, meinte Charles.
Solchermaßen ihrer Pflichten als Gastgeberin beraubt, ergab Flora sich in ihr Schicksal und hantierte mit dem Besteck herum. »Die kleinen Girlanden um die Servietten sehen sehr hübsch aus, Emma«, bemerkte sie.
»Sie müssen Stunden dafür gebraucht haben«, vermutete Jeremy.
»Es hat mir Spaß gemacht, wirklich.« Emma blickte über den Tisch hinweg zu Jeremy hinüber, und es war offensichtlich, dass sie noch immer ihren Spaß hatte.
»Ich hoffe nur, dass es später nicht kalt werden wird«, sagte Flora. »Falls jemand frieren sollte, habe ich oben noch einige Strickjacken und Schals.«
»Frieren Sie, Flora?«, fragte Charles und legte ihr die Hand auf den Oberarm, als wollte er ihre Körpertemperatur überprüfen.
»Nein, alles in Ordnung! Ich dachte nur, dass es später vielleicht ...«
Bevor sie sich in langweiligen Wetterprognosen für den herrlichen Sommerabend ergehen konnte, erschien William mit einer Suppenterrine, die Flora und Emma am Vormittag in einem Secondhandladen erstanden hatten. Annabelle hielt eine Butterdose bereit.
»Also«, meinte William. »Zuerst gibt es eine kalte Wasserkressesuppe mit selbst gebackenen Brötchen.«
»Wow«, rief Emma. »Selbst gebackenes Brot! Du bist wirklich klasse!«
»Und was essen wir nach der Suppe?«, hakte Jeremy nach, noch immer ein wenig nervös.
Annabelle funkelte ihn wütend an, aber William antwortete: »Es handelt sich um eine Art Pudding aus ...«
»Ich dachte, das wolltest du erst verraten, wenn die Gäste probiert haben«, fiel Flora ihm energisch ins Wort. Sie war dankbar dafür, dass das Essen endlich beginnen konnte. »William, du verteilst die Suppe. Haben alle noch Wein?«
Charles stand auf und füllte die Gläser nach, einschließlich Floras. Sie wusste genau, dass sie die Hand über das Glas hätte halten sollen, unterließ es aber.
»Das ist fantastisch!«, rief Jeremy, als alle ihre Suppe vor sich stehen hatten und die ersten zaghaften Löffel probierten.
»Das stimmt, William«, erklärte Flora. »Und noch mal vielen Dank für all deine Mühe!«
Ihre Sorgen, was das Essen betraf, legten sich ein wenig. Eine gute Schale Suppe, die viel Sahne enthielt und daher rasch sättigte, war auf jeden Fall eine anständige Grundlage, um bis zu der Schokoladenmousse durchzuhalten, falls sich der Hauptgang als ungenießbar erweisen sollte.
»William hat mir erzählt, er habe im Wald Nachtigallen schlagen hören«, berichtete Annabelle aufgeregt.
»Aber nicht mehr in letzter Zeit. Inzwischen ist ihre Sangeszeit mehr oder weniger vorbei.«
»Haben Sie nicht gesagt, Sie hätten erst letzte Woche eine gehört?«, meinte Annabelle.
»Wie lange sind Sie eigentlich schon hier?«, wollte Charles wissen. »Ich dachte, Sie seien mit Emma nur übers Wochenende hergekommen.«
»Oh, das stimmt auch«, antwortete William geschickt, »aber ich wohne ganz in der Nähe. Ich kenne diesen Wald gut.«
»Dann ist es also überhaupt nicht nötig, die Nacht hier zu verbringen«, murmelte Jeremy und warf Emma einen besitzergreifenden Blick zu.
»Wo genau wohnen Sie denn?«, erkundigte sich Charles.
Flora stand auf. »Entschuldigt mich bitte, ich habe noch etwas Wichtiges vergessen.« Sie rannte beinahe ins Haus und ging in ihr Schlafzimmer hinauf. Was um alles in der Welt würde William sagen? Wenn es die falsche Antwort war, konnte das für ihn schlimmer sein als für sie, aber dennoch wollte sie seine Lügen nicht mit anhören. Sie blickte aus dem Fenster. Ihre Gäste schienen sich gut zu unterhalten, und im nächsten Moment wehte auch schon schallendes Gelächter zu ihr herauf. Einige Sekunden später war sie wieder unten.
»Tut mir leid«, meinte sie, da die anderen sie fragend ansahen. »Mir war nur eingefallen, dass ich seit Stunden keinen Lipgloss mehr aufgelegt hatte. Möchte jemand noch Suppe? Jeremy, Sie können bestimmt noch einen Teller vertragen. Und noch ein Brötchen.«
Während Flora die Suppenteller in die Küche brachte und auf den Fußboden stellte, die einzige freie Fläche im Raum, tröstete sie sich mit der Tatsache, dass ihre Gäste bereits fast satt waren. Auf dem Weg nach
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