Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
draußen kam ihr William mit der leeren Terrine entgegen, gefolgt von Annabelle, die den leeren Brotkorb hereinbrachte.
»Annabelle! Sie brauchen wirklich nicht mehr zu helfen. Setzen Sie sich und genießen Sie den schönen Abend. William und ich kommen jetzt auch allein zurecht.«
»O nein, ich bestehe darauf. Ich finde diese Idee, Essen nur aus selbst gesammelten Zutaten zuzubereiten, absolut faszinierend.« Annabelle kicherte wie ein Teenager.
Flora ging zu ihren Gästen hinaus. »Also, Jeremy, welchem Beruf gehen Sie jetzt nach, da Sie nicht mehr bei der Armee sind?«, fragte sie.
»Ich bin EDV-Berater«, erwiderte er.
»Oh! Emma ist auch in der Computerbranche. Was für ein Zufall!«
Jeremy beugte sich ein wenig vor. »Was macht William noch mal? Ich bin mir sicher, dass irgendjemand es mir erzählt hat, doch ich habe es wieder vergessen.«
Flora schluckte. »Er ist Dichter und Porträtmaler. Hat er an der Universität Kunst studiert, Emma?«
Emma öffnete den Mund, als brauchte sie eine Extraportion Sauerstoff. »Nein. Ich glaube, es hatte irgendetwas mit Umwelt zu tun«, sagte sie schließlich. »Sie werden ihn selbst fragen müssen, Jeremy.«
»Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, was man mit dem Malen verdienen kann.«
Beide Frauen hofften inbrünstig, dass Jeremy diese Frage nicht William stellen würde, da dieser wahrscheinlich daraufhin die nackte Wahrheit enthüllen würde, die in seinem Fall sehr nackt sein konnte.
»Tada!«, schmetterte Annabelle, als William eine Platte auf den Tisch stellte. Auf der Platte befand sich etwas, das Ähnlichkeit mit einem in grünen Stoff eingehüllten Glockenhut hatte.
»Würden Sie uns jetzt bitte verraten, was das ist!« Jeremys Stimme klang halb flehentlich, halb ungeduldig.
»Ampferpudding«, erklärte William.
»Und Salat - aus Heckenkräutern«, ergänzte Annabelle voller Stolz.
»Ich gehe nur schnell die Kartoffeln holen«, rief Flora, die darauf bestanden hatte, dass es von dieser nahrhaften, mit Sahne und Zwiebeln im Ofen zubereiteten Beilage eine große Portion geben sollte. Das Essen mochte zwar so gut wie nichts gekostet haben, aber in puncto Kalorien hatte es dennoch einiges zu bieten. Außerdem gab es einen Tomatensalat, den Emma zubereitet hatte und der etwas Farbe auf den Tisch brachte.
»Möchte noch jemand Wein?«, fragte Charles nach dem Dessert, das allen vorzüglich geschmeckt hatte.
»Also, das war das Abendessen!«, seufzte Annabelle, die sich auf ihrem Stuhl zurückgelehnt hatte und ausgesprochen entspannt wirkte. »Jetzt möchte ich die Nachtigallen hören.«
»Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Sie damit Glück haben werden. Sie hören Ende Juni auf zu singen.«
»Aber Sie haben gesagt, dass vielleicht die eine oder andere doch noch einmal schlägt. Oh, kommen Sie mit, William! Es ist so ein himmlischer Abend.«
Annabelle, so dachte Flora ein wenig mürrisch, hatte offensichtlich befunden, dass William kein Krimineller war.
»Wie stehts mit Ihnen?«, wandte sich Jeremy an Emma. »Hätten Sie Lust auf einen Spaziergang im Wald?«
Dem Blick zufolge, den Emma Flora zuwarf, hatte diese durchaus Lust.
Flora kam sich vor wie eine Klassensprecherin. Sollte sie den Ausflug verbieten? Oder ihm ihren Segen geben? Ihr persönlich war es egal, ob die anderen spazieren gingen, doch sie machte sich Sorgen, dass diese unerwartete Entwicklung der Dinge Charles verletzen könnte.
Obwohl er im Gegensatz zu allen anderen vergleichsweise nüchtern war, wirkte er recht entspannt. Als Fahrer hätte er in dieser Situation durchaus erklären können, es sei Zeit, aufzubrechen.
»Mir persönlich ist nicht nach einem Spaziergang«, sagte Flora. »Aber ich laufe gern schnell nach oben und hole euch beiden Schultertücher. Es wird langsam kühl. Was ist mit Ihnen, Charles?«
»Ich brauche kein Schultertuch, vielen Dank! Doch wenn die anderen gehen wollen, helfe ich Ihnen beim Abräumen.«
»Vielen Dank.«
Als Annabelle, William, Emma und Jeremy aufgebrochen waren, begann Flora, die Teller zu stapeln. Charles legte ihr eine Hand auf den Arm, um sie daran zu hindern. »Warum setzen Sie sich nicht einfach hin und betrachten die Sterne, während ich abräume?«
»Das geht auf keinen Fall. Außerdem kann ich mir ohnehin keine Sternbilder merken.«
Trotz ihres Protests ließ sie sich auf das Sofa sinken und blickte zum Himmel empor. »Setzen Sie sich doch auch noch ein wenig, sonst muss ich mich womöglich noch sorgen, dass Sie ohne mich
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