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Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Titel: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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aber durchaus wohlhabend werden. Im späten Mittelalter besaßen fünf Prozent der Leibeigenen fünfzig und mehr Morgen Land — beträchtlicher Besitz für die damalige Zeit. Im Gegensatz dazu hatten die Freien im Prinzip zwar ihre Freiheit, waren aber zu arm, um davon Gebrauch zu machen.
    Sklaven, meist in kriegerischen Zeiten gefangen genommene Feinde, gab es vom neunten bis zum elften Jahrhundert reichlich. Über siebzig zum Beispiel auf einem Gut, das im Domesday Book aufgeführt wird, dem 1086 auf Veranlassung Wilhelms des Eroberers angelegten Reichsgrundbuch. Doch es war nicht die entmenschtliche Sklaverei, wie wir sie aus moderneren Zeiten etwa aus dem Süden der Vereinigten Staaten kennen. Obwohl Sklaven Eigentum waren und verkauft werden konnten — sehr wohl gewinnbringend: ein gesunder männlicher Sklave war acht Ochsen wert —, durften sie selbst Eigentum besitzen, heiraten und sich innerhalb des Gemeinwesens frei bewegen.
    Mittelalterliche Güter waren oft sehr verstreut. Ein Thane (ein angelsächsischer Gefolgsmann) namens Wulfric hatte zweiundsiebzig Besitztümer überall in England, ja, selbst kleinerer Besitz lag häufig weit auseinander. Mittelalterliche Haushalte waren folglich ständig unterwegs — und nicht selten sehr groß. Königliche Haushalte kamen leicht auf fünfhundert Diener und Gefolgsleute, wichtige hohe Adlige und kirchliche Würdenträger hatten kaum weniger als einhundert. Und da es bei solchen Zahlen ebenso leicht war, mit dem Haushalt zum Essen zu gehen, wie das Essen zum Haushalt zu bringen, war man mehr oder weniger ständig auf Achse, und alles war auf Mobilität eingerichtet (wobei nicht ganz zufällig auch das Wort Möbel entstand). Mit Einrichtungsgegenständen war man im Allgemeinen sparsam, sie waren tragbar, absolut funktionell und wurden, um Witold Rybczynski zu zitieren, »eher als Ausrüstungsgegenstände denn als wertvolle persönliche Besitztümer behandelt«.
    Dass sie häufig hin und her transportiert wurden, erklärt auch, warum viele alte Truhen und Kästen gewölbte Deckel hatten: da floss das Wasser ab, wenn es unterwegs regnete. Der große Nachteil von Kästen ist natürlich, dass man das Unterste zuoberst kehren muss, je nachdem, an welche Sachen man will. Doch es dauerte bemerkenswert lange — bis weit ins siebzehnte Jahrhundert hinein —, bevor jemand auf die Idee kam, Schubladen einzubauen und Truhen und Kästen in Kommoden zu verwandeln.
    Selbst in den besten Häusern bestand der Fußboden meist nur aus nackter Erde, die mit Binsen belegt war, in denen sich »Spucke und Erbrochenes, Urin von Hund und Mensch, verschüttetes Bier und Fischreste und anderer unaussprechlicher Unrat sammelten«, berichtete der holländische Theologe und Reisende Desiderius Erasmus, genannt Erasmus von Rotterdam, 1524 ein wenig spitz. Normalerweise wurden zwei Mal im Jahr neue Binsenschichten auf die alten gelegt, diese aber selten entfernt, so dass Erasmus verdrossen hinzufügte: »Die untere Schicht bleibt oft zwanzig Jahre lang liegen.« Im Grunde waren die Böden ein sehr großes, bei Insekten und lichtscheuen Nagern beliebtes Nest und eine perfekte Brutstätte für Seuchen. Doch ein dicker Belag verriet auch ein gewisses Renommee. Im Französischen sagte man von einem reichen Mann, dass er »bis zur Taille im Stroh« stecke.
    Fußböden aus nackter Erde blieben im ländlichen Britannien und Irland bis ins zwanzigste Jahrhundert die Norm. Selbst als zu Shakespeares Zeiten in besseren Häusern Holz- oder Kachelböden üblich wurden, waren Teppiche zu kostbar, um ständig darüberzulatschen. Man hängte sie an Wände oder legte sie auf Tische. Oft aber wurden sie auch in Truhen aufbewahrt und nur herausgeholt, wenn man bei besonderen Besuchern Eindruck schinden wollte.
    Esstische waren Bretter, die man auf Böcke stellte, und Schränke gab es in Form von schlichten Holzborden, auf denen man Tassen und andere Gefäße aufbewahrte. Viel Geschirr hatte man eh nicht. Glasgefäße waren rar, und man musste beim Essen gewöhnlich mit dem Nachbarn eines gemeinsam benutzen. Erst sehr viel später wurden die Bretter dann in kunstvollere Schränke eingearbeitet.
    Bescheidenere Behausungen waren über die Maßen simpel ausgestattet. Das einfache Brett, das als Esstisch diente, hing, wenn nicht in Gebrauch, an der Wand, und lag, wenn in Gebrauch, auf den Knien der Esser. Man saß dabei auf einfachen Bänken — französisch bancs, von denen »Bankett« kommt. Bis ins siebzehnte

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