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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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anderen Schnitzereien verkaufen.“
    Hannah besah sich die Last des Maultieres genauer. Was sie vorher für Feuerholz gehalten hatte, stellte sich nun als eine Ansammlung von geschnitzten Gehstöcken heraus. Das Tier schleppte auch noch zwei Säcke, die mit Sicherheit kleinere geschnitzte Gegenstände enthielten.
    Als sie sich dem Stadtrand näherten, drehte Hannah schnell den Kopf zur Seite und nahm zwei Atemzüge frischer Luft.
    „Wenn irgendwelche Damen die Züge verlassen, erwähnen Sie doch bitte, dass es jetzt eine Schneiderin in der Stadt gibt“, bat sie ihn. „Heute eröffne ich mein Geschäft hier in Coventry. Ich bin Hannah Richards“, stellte sie sich vor.
    „Schön, Sie kennenzulernen, Miss Richards. Ezra Culpepper, zu Ihren Diensten.“ Er nickte ebenfalls und tippte sich mit dem Gehstock an den Hut. „Sie können mich Ezra nennen.“
    „Dann nennen Sie mich bitte Hannah“, sagte sie erfreut, obwohl gerade wieder dieser grässliche Geruch zu ihr herüberströmte. Vielleicht war es das rote Hemd oder das graue Haar oder die Einsamkeit – Hannah wusste es nicht, aber aus irgendeinem Grund erinnerte der Mann sie an Miss Victoria. Die alte Dame wäre sicher schockiert über diesen Vergleich, aber Hannah konnte nicht anders. Sie spürte Zuneigung zu dem alten, einsamen Mann in sich aufsteigen.
    „Ich fürchte, dass ich nicht mit feinen Damen in Kontakt kommen werde, Miss Hannah. Normalerweise machen sie einen weiten Bogen um mich.“
    Sie konnte sich vorstellen warum.
    „Aber ich könnte dem Stationsvorsteher Bescheid sagen, dann kann er allen weiblichen Gästen der Stadt von Ihnen erzählen.“
    „Das wäre wunderbar. Danke, Ezra.“
    Sie kamen am Mietstall vorbei, vor dem ein Heuwagen parkte, doch es gab keine Spur von Mr Tucker. Hannah war sich nicht sicher, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Schnell richtete sie ihre Aufmerksamkeit weg vom Stall auf ihr eigenes Geschäft.
    Stolz stieg in ihr auf, als sie durch die sauberen Fenster schaute und die elegant angezogenen Puppen dort stehen sah. Es drängte sie danach, das ‚Offen‘-Schild ins Fenster zu hängen und zu schauen, wer als Erster durch ihre Tür kommen würde. Mr Hawkins hatte versprochen, in seinem Laden einen Zettel aufzuhängen, um Werbung für sie zu machen. Aber Hannah wusste, dass es vermessen wäre, zu viel zu erwarten, da sie erst zwei Tage in der Stadt war und noch keine großen Kontakte hatte knüpfen können. Eine Schneiderin musste sich erst einen Namen machen, bevor ihr Geschäft florieren konnte. Das brauchte Zeit, zufriedene Kunden und Mundpropaganda. Trotzdem sprangen kleine Funken der Aufregung in ihr herum wie Popcorn.
    „Das ist Ihr Geschäft?“
    Hannah strahlte den alten Mann neben sich an. „Ja, Sir. Was denken Sie?“
    Ezra hielt inne und kratzte sich hinter dem Ohr. „Sieht hübsch aus, denke ich. Ich weiß nicht viel von diesen Dingen, aber wenn meine Alice noch leben würde, würde sie sicher gerne zu Ihnen kommen.“ Seine Augen wurden feucht, als er die Schaufenster betrachtete. „Alice war eine einfache Frau, aber sie hat es geliebt, sich schöne Bänder ins Haar zu flechten. Ich glaube, sie hätte sich Ihren Laden gerne angeschaut.“
    Da sie seine Trauer spürte, legte Hannah vorsichtig eine Hand auf seine Schulter. „Wenn Sie ein wenig Zeit haben, könnten wir zusammen eine Tasse Kakao trinken.“ Sie hatte schon Cordelias Milchlieferung auf der obersten Treppenstufe erspäht. „In ein paar Minuten wäre er fertig.“
    „Das müssen Sie nicht tun, Miss Hannah.“ Ezra senkte den Kopf, doch Hannah konnte seinen sehnsüchtigen Blick erkennen. „Ich weiß, dass ich nicht die passende Gesellschaft für eine junge Dame bin.“
    „Papperlapapp.“ Hannah tätschelte wieder seine Schulter. „Es wäre mir eine Ehre“, versuchte sie ihn zu überreden. „Ich bin ein bisschen nervös wegen der Eröffnung heute und wenn ich bei einem Tässchen Kakao mit jemandem reden könnte, würde mir das sehr helfen. Bitte?“
    „Also … wenn Sie darauf bestehen.“ Seine Augen fingen an zu strahlen, als er mit einem dreckverkrusteten Finger in ihre Richtung wedelte. „Aber ich werde nicht Ihren Ruf schädigen, indem ich mit Ihnen nach drinnen komme. Jackson und ich werden hier warten.“ Er ließ sich auf dem Bürgersteig nieder.
    Ezra Culpepper war ein viel klügerer Mann, als sein Äußeres vermuten ließ. Hannah hatte das Gefühl, dass er den Wert ihres Geschenkes erkannt hatte und ihr nun

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