Eine Lady zu gewinnen ...
erst ihr Ehemann war.
Als Gabriel sich aus ihrer Umarmung löste, sah er verlegen aus. »Ich wollte nicht so grob sein«, sagte er, während er seine Unterhose und dann die Hose zuknöpfte. »Jetzt musst du mich erst recht für einen Schuft halten.«
»Wenn du so bist, wenn du ein Schuft bist«, sagte sie heiter, »dann bin ich froh, dass es Schufte gibt.«
Er sah sie überrascht an. Dann breitete sich auf seinem Gesicht jenes Grinsen aus, das ihr immer ein Kribbeln in der Magengrube verursachte. »Es hat dir gefallen, nicht wahr?«
Sie strich ihm eine widerspenstige Locke aus der Stirn. »Sehr. Obwohl es ziemlich überraschend für mich kam.«
»Ich weiß. Ich musste einfach …« Er drehte sie um, sodass er ihr Kleid zuknöpfen konnte. »Ich musste einfach für einen Moment vergessen, was ich heute gesehen habe.«
»Und was hast du gesehen?«
»Den Tod.«
Sie drehte sich um und starrte ihn an. Das Wort verursachte ihr eine Gänsehaut. »Was meinst du damit?«
»Jarret und ich sind hoch nach Norden gefahren, um an der Untersuchung eines Todesfalls durch den Coroner teilzunehmen. Seit Rogers Tod war ich nicht mehr …«
»Du warst bei der Untersuchung von Rogers Todesursache dabei?«
Er versteifte sich. »Natürlich. Er starb, während er ein Rennen gegen mich fuhr. Es gibt gesetzliche Bestimmungen für solche Fälle. Alle, die dabei waren, mussten Fragen beantworten und eine Zeugenaussage machen. Dein Großvater war da und noch andere Zeugen.«
Bedeutete das, Gabriel war öffentlich darüber befragt worden, wie das Rennen zustande gekommen war? Musste dann nicht auch Poppy Gabriels Aussage mitangehört haben und folglich wissen, wer die Herausforderung zu dem Rennen ausgesprochen hatte. Dabei hatte er doch immer so getan, als ob er es nicht wusste. Aber es hatte auch niemand anders jemals behauptet, die Wahrheit zu kennen.
Gabriel fuhr fort, offensichtlich bemüht, das Thema zu wechseln: »Die Untersuchung, bei der wir heute waren, war eine vollkommen andere Sache. Benny wurde gefunden, nachdem er längere Zeit in Wind und Wetter draußen im Freien gelegen hatte.«
Sie erschauderte. Sie konnte sich vorstellen, wie schrecklich der Anblick gewesen sein musste. »War er ein Freund von dir?«
»In gewissem Sinne ja. Er war Stallmeister in Halstead Hall bis kurz nach dem Tod meiner Eltern.«
In knappen Worten erklärte er ihr, wie er und seine Geschwister in den letzten Monaten begonnen hatten, den Tod ihrer Eltern zu untersuchen. Sie hatten mit niemandem darüber gesprochen, da sie erst der Wahrheit auf den Grund gehen wollten. Aus diesem Grund hatte Annabel ihrem Großvater den Grund für Gabriels plötzliche Reise verschwiegen.
Er berichtete Virginia von ihren Versuchen, mit dem ehemaligen Stallmeister Kontakt aufzunehmen, und wie sie schließlich erfahren hatten, dass Benny May möglicherweise ermordet worden war.
»Ich habe den Tod noch nie auf diese Weise vor Augen gehabt. Nach mehreren Wochen im Wald war Bennys Körper entsetzlich …«
»Entstellt?«, half sie ihm sanft.
Er nickte. »Ich hatte ihn seit neunzehn Jahren nicht mehr gesehen. Nachdem unsere Eltern gestorben waren, zog meine Großmutter mit uns in die Stadt, und Oliver wollte, dass niemand auf Halstead Hall wohnt, also wurde der größte Teil des Personals entlassen. Aber ich hätte ihn nicht erkannt, selbst wenn ich ihn seitdem jeden Tag gesehen hätte. Sein Gesicht …« Er atmete tief durch. »Es war nicht leicht anzusehen. Wir konnten ihn nur anhand eines Rings identifizieren, den er getragen hatte, als Pinter ihn befragte.«
»Es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest.«
»Mir nicht. Es hat mir endlich klargemacht, dass ich nicht sterben will.« Er sah sie an, doch sein Blick schien durch sie hindurchzugehen. »Ich will nicht mit zerschmetterten Knochen irgendwo auf einem Feld enden. Ich will nicht vor meiner Zeit in der Erde vermodern. Aber ich weiß nicht, wie ich es verhindern soll. Wenn Celia nicht heiratet, bleibt mir nichts anderes übrig, als Rennen zu fahren. Und wenn ich zulasse, dass ich aus Furcht vor dem Tod vorsichtig werde, kann ich nicht gewinnen.«
Dass er so offen mit ihr über seine Ängste sprach, berührte sie. »Es gibt sicherlich auch andere Möglichkeiten für dich, Geld zu verdienen. Du könntest Flying Jane mitbringen nach Waverly Farm, und wir könnten Poppy oder einen deiner Brüder davon überzeugen, dir das Startgeld für das erste Rennen vorzustrecken …«
Er schnaubte. »Dein
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