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Eine lange dunkle Nacht

Eine lange dunkle Nacht

Titel: Eine lange dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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die alte Frau. Teresa schluckte und log. »Ich habe mit ihm geschlafen.« Sie sah kurz zu Free hinüber und fügte hinzu: »Ein paarmal.«
    Die alte Frau kam ganz nah an sie heran. »Du hast Bill vertrieben.«
    Teresa schüttelte den Kopf. Sie konnte den Atem der Frau riechen; er roch nach Kupfer. Die Hexe hätte den Mund voller Blut haben können. »Bill hat mich nicht verlassen, weil er Angst davor hatte, mit mir zu schlafen«, sagte Teresa.
    Die alte Frau zog eine der ausgefransten Augenbrauen hoch. »Und woher weißt du dann, daß ich genau darauf hinauswollte?«
    »Ich wußte es eben.«
    »Wenn man mit jemandem schläft, fühlt man sich mit diesem Menschen verbunden, und Bill hatte Angst davor, sich an dich zu binden, Teresa. Er hatte Angst vor dem, wo du hinwillst.«
    »Sie sagten aber, er hätte Angst gehabt vor dem, was ich tun könnte.«
    Die Frau nickte und lehnte sich zurück. »Was man tut, bestimmt, wohin man geht.« Sie hielt inne. »Sollen wir nun über deine Zukunft sprechen?«
    »Nein«, sagte Teresa.
    »Bald wirst du bekommen, was du von Bill haben wolltest. Das, was er dir nicht geben konnte.«
    »Ich sagte doch, daß ich das nicht hören will.«
    Die alte Frau lachte krächzend. Es klang wie kratzende Fingernägel auf einer Kreidetafel. »Warum soll ich es dir nicht erzählen? Es kostet uns keinen Pfennig, weder dich noch mich. Meine Worte sind genauso billig wie das, was du in Kürze erleben wirst.«
    Teresa stand auf. »Vielen Dank für Ihre Mühe. Ich gehe.« Sie wandte sich um und marschierte aus dem Zimmer. Free folgte ihr und holte sie ein, bevor sie im Halbdunkel der. Gänge gegen eine Wand rennen konnte.
    »Warte«, sagte er und packte sie am Arm. »Sei nicht böse.«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Wieso hast du mich an diesen schrecklichen Ort gebracht?«
    »Ich dachte, es würde dir gefallen.«
    »Es gefällt mir aber nicht.«
    »Nun, dann habe ich mich getäuscht«, sagte Free. »Aber das ist noch lange kein Grund, so überstürzt aufzubrechen. Laß mich dir den Rest des Schlosses zeigen. Es gibt hier Räume, die sind einfach atemberaubend.«
    »Nein. Ich hasse diesen Ort. Ich will nur weg von hier.«
    »Dann sieh dir wenigstens mein Zimmer an. Mein Schlafzimmer.«
    Teresa lief ein Schauer über den Rücken. »Ich kann nicht glauben, daß du mit dieser Hexe unter einem Dach schläfst. Sie sieht nicht mal aus wie ein normales menschliches Wesen.«
    Free schien amüsiert. »Sie ist auch kein Mensch. Sie ist eine Erscheinung. Du mußt nur die Augen schließen und kräftig pusten, dann verschwindet sie.« Er stupste auf ihre Nasenspitze. »Mach die Augen zu, Teresa. Laß mich dich an einen ganz speziellen Ort führen.«
    Er sprach mit derselben Stimme, mit der er im Auto Johns und Candys Geschichte mit soviel Leben erfüllt hatte. Seine Worte waren magisch, genau wie seine Finger. Ihr fiel ein, daß sie noch immer nicht nachgesehen hatte, ob tatsächlich ein Joker in ihrer Tasche steckte.
    Free zog sie langsam hinter sich her, während sie ihre Augen fest verschlossen hielt. Sie vertraute ihm, richtig, aber ebenso fürchtete sie sich davor, ihre Augen zu öffnen und zu sehen, wohin sie gingen. Oder sie zu öffnen und in die Tasche zu greifen und zu entdecken, daß die Karte kein Joker war. Daß alles, was noch passieren würde, mehr war als nur ein Scherz.
    Die Zeit verging wie im Traum. Konnte man im Stehen einschlafen? Teresa kam es so vor. Frees Stimme schien – von weit her zu kommen.
    »Mach die Augen auf, Teresa«, sagte er. »Wir müssen anstoßen.«
    Sie öffnete ihre Augen. Er stand vor ihr, eine Flasche Rotwein und zwei Gläser in Händen. Die Fackeln an der. Wand neben ihm loderten wütend. Sie waren im ersten Stock – sie mußten während ihrer kurzen Trance die Treppe hochgegangen sein. Sie standen in einem riesigen Schlafzimmer, dessen offene Fenster den Blick auf die aufgewühlte See freigaben. Der salzige Wind zerrte an ihren Haaren. Free trat einen Schritt auf sie zu und reichte ihr ein Glas. Blitzschnell – mit Hilfe seiner Magie – entkorkte er die Flasche.
    »Dieser Wein ist sehr alt«, sagte er und goß die dunkle Flüssigkeit in ihr Glas. »Sehr edel.«
    »Ich darf nicht trinken, ich muß noch fahren«, sagte sie.
    »Blödsinn«, sagte er und füllte sein eigenes Glas. Er erschreckte sie, als er unvermittelt die noch halbvolle Weinflasche über seine Schulter hinweg in den Kamin neben dem luxuriösen Doppelbett schleuderte. Das Glas zersplitterte – und zu ihrer

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