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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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Eile mit der Kette umwickelt und dann ins Meer geworfen worden, doch die Ringe am offenen Ende hatten sich in einem Tau verfangen, so dass die Leiche aufgetrieben war und das Geschehen sich leicht hatte rekonstruieren lassen.
    Eine Affekthandlung, durchgeführt aus dem Moment heraus, mit großer Entschlossenheit und Kälte, mit den Hilfsmitteln, die der Täter vor Ort fand.
    Der Maresciallo war sich jedoch sicher, dass über Bebès Tod vorher entschieden worden war. Ohne es zu wissen, war sie schon tot, als sie mit ihm telefonierte. Wenn nicht an diesem Abend, dann wäre es in der Nacht oder am nächsten Tag passiert, ein Unfall, ein Missgeschick, etwas Unauffälliges. Dochdann hatte den Mörder die Eile gepackt, die Sorge, sie könne jemandem etwas sagen, und er hatte nicht länger warten wollen. Und darin glaubte Santomauro ein Zeichen der Schwäche zu erkennen, einen ersten Hinweis darauf, dass etwas am Bröckeln war.

 
    Dienstag, 21. August
    Maria Pia fuhr im dunklen Zimmer aus dem Schlaf hoch. Durch die fest verschlossenen Fensterläden fiel ein einziger Lichtstrahl herein, dort wo der Holzrahmen nicht ganz anlag, und ließ einen goldenen Staubregen durch den Raum tanzen.
    Auf diesen Schlitz hatte sie vertraut und ihn sicherheitshalber am Abend zuvor mit der Messerklinge ein wenig erweitert. Sie konnte sich nicht den Wecker stellen, denn neben ihr schlief leise schnarchend Totò. In der Nacht hatte sie ihn sehr spät zurückkommen hören, und sie wusste, dass etwas Gravierendes geschehen sein musste, doch nicht um seinen Schlaf zu schonen, schlüpfte sie nun still und leise wie eine Katze aus dem Bett.
    Nein, Totò hätte es einfach nicht verstanden, und sie hatte keine Lust und auch nicht die Zeit, ihm die nötigen Erklärungen zu geben.
    Dies war der entscheidende Tag, da waren sie und Pasquale Cozzone sich mittlerweile sicher, darum zog sie sich eilig an und trat, nach einem kurzen Blick auf die friedlich schlafenden Kinder, hinaus ins frühe Sonnenlicht.
    Es war zwanzig nach fünf, der Blick aus dem Vorgarten war hinreißend, die bestellten Felder erstreckten sich bis zum Meer hinab, hier und da unterbrochen von kleinen Wäldchen aus Walnussbäumen oder Ebereschen und von Schneisen schwarzer, verkrüppelter Baumstümpfe, die das Feuer verzehrt hatte. In der Kaserne war alles still, doch hinter ihr atmete der Berg und hallte von dem Gesang der Vögel wider, die ihr Tagewerk begannen. Das Meer dort in der Tiefe war eine spiegelglatte, türkis glänzende Fläche, deren Anblick fast die Augen schmerzte.
    Die Schönheit der Natur ließ sie einen Moment vergessen, was sie vorhatte. Cozzones Stimme brachte sie in die Realität zurück.
    »Signora Maria Pia, ich bin hier.«
    Und wirklich, da stand Cozzone, mit seinem ehrlichen, hässlichen, noch schlafzerknitterten Gesicht, das Hemd nachlässig in die Uniformhose gestopft und mit unrasiertem Kinn. Maria Pia wusste, dass auch er am Abend zuvor mit ihrem Mann und Santomauro nach Acciaroli gefahren war, und sicher hatte er kaum eine Mütze Schlaf bekommen, doch nun war er hier, um mit ihr seinen Auftrag zu erfüllen. In einer Aufwallung der Rührung legte sie ihm die Hand auf den Arm.
    »Wie oft muss ich dir das noch sagen, Pasquale, nenn mich einfach Maria Pia.«
    Errötend nickte er, dann schlug er verlegen vor: »Sollen wir gehen?«
    »Bist du sicher? Falls ich falsch liege, ist es für dich unangenehmer als für mich. Vielleicht sollte ich lieber alleine gehen, und du wartest draußen auf mich für den Notfall.«
    »Kommt gar nicht in Frage. Das ist Männersache, also los!«
    Sie drückte kameradschaftlich seinen Arm, und zusammen machten sie sich auf den Weg in die Küche.
    Es war leicht gewesen, den Vorfall zu rekonstruieren und daraus zu schließen, dass dies der alles entscheidende Tag war, denn am nächsten Morgen würde Bartocci aus dem Urlaub zurückkehren, und am Tag zuvor hatte Picopos und Ammaturiellos Küchenturnus geendet. Ergo … Dennoch spürte Maria Pia, wie sich ihr Magen sorgenvoll zusammenzog: Und wenn sie sich doch geirrt haben sollte?
    Zu den Küchenräumen gelangte man über einen kleinen Seitenhof, der auf den Nutzgarten hinausging, welcher ganz dem guten Willen einzelner Carabinieri mit grünem Daumen anvertraut war. Irgendjemand fand sich immer, und das Fleckchen Erde strotzte nur so vor Zucchini, Tomaten, Auberginen und Salat.
    Cozzone hatte den Schlüssel, geräuschlos huschten sie hinein.
    Es war noch früh, doch nach ihren

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