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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Achtzehnpfünder, die jetzt so friedlich aussahen, daß man sich nur schwer vorstellen konnte, wie sie, in Rauch und Pulvergestank gehüllt, im Rückstoß binnenbords fuhren, worauf die brüllenden, von der Detonation fast tauben Kanoniere die Rohre für die nächste Breitseite ausputzten.
    Weiter achtern blinkte das helle Rechteck der Messetür; dahinter drängten sich die Offiziere der
Lysande
r

und jeder Mann im Deckoffiziersrang, der nicht gerade Wache ging.
    Herrick blieb stehen und sagte unsicher: »Es scheint mir lange her, seit die Offiziersmesse mein Zuhause war.«
    Bolitho sah ihn prüfend an. »Und meins. Mit zwanzig Jahren dachte ich, wenn man erst Kapitän ist, hat man ein leichtes Leben. Heute aber weiß ich: jede Beförderung hat ihre Tücken, ebenso wie ihre Vorteile.«
    Herrick nickte. »Mehr Tücken als Vorteile, finde ich.«
    Bolitho zupfte unauffällig seine Uniform zurecht. Herrick hatte bisher weder Adam noch überhaupt jemanden von den Vermißten erwähnt. Und doch mußte er sehr oft an ihn gedacht haben. Bolitho erinnerte sich an die Zeit, als Adam auf der
Impulsive,

Herricks kleinem Zweidecker, Midshipman gewesen war. Das hatte ihn damals merkwürdig berührt. Ob er vielleicht eifersüchtig gewesen war? Hatte er gefürchtet, Adams dienstliches Vertrauensverhältnis zu Herrick könnte zu einer engeren menschlichen Bindung führen, als er selbst sie ihm zu bieten hatte? Alles Trennende kam wieder hoch wie ein Dämon, der auf der Lauer gelegen hatte.
    Zum Beispiel damals, als er in Gibraltar sein Geschwader übernommen hatte – das hätte eigentlich der stolzeste Augenblick seiner bisherigen Laufbahn sein müssen. Doch er hatte nur von Adams verbotswidrigem Duell erfahren, von seinem noblen Eintreten für ihn, womit der Junge dienstlichen Nachteil und obendrein Verwundung riskiert hatte.
    Das muß in der Familie liegen, dachte er bitter. Viele Bolithos hatten sich als Naturtalente im Degenfechten erwiesen, ohne richtigen Lehrer, ohne viel Übung. Er konnte sich genau daran erinnern, wie er damals in Westindien an Bord eines Kaperschiffes dem französischen Leutnant gegenübergestanden hatte – Auge in Auge, beide noch von der Wildheit erfüllt, die man nur in der Schlacht verspürt. Beinahe hatte ihm der Mann leidgetan. Wenn er sich doch nur ergeben hätte! Noch bei der Parade vor dem letzten tödlichen Stich wußte Bolitho: er konnte nicht anders.
    »Also dann wollen wir, Thomas«, sagte er schroff.
    Die Offiziersmesse der
Lysande
r

war voll. Während Bolitho hinter Herrick herschritt, dachte er an seine Zeit als junger Leutnant auf einem Linienschiff wie diesem. Damals hatte er darüber nachgegrübelt, was so ein Mann, der in der großen Achterkajüte über der Messe wohnte, wohl für ein Leben führen, wovon er träumen mochte… Kapitän oder Admiral, das galt ihm damals gleich hoch.
    Die Männer traten beiseite, um ihn vorbeizulassen, und sein Blick schweifte über ihre erwartungsvollen Gesichter. Manche kannte er flüchtig vom Dienst, andere noch überhaupt nicht: die jugendlichen Gesichter der Leutnants und die zerfurchten der Deckoffiziere. Der mächtige Grubb neben Yeo, dem Bootsmann; und am Heck-Neunpfünder lehnte ein streng aussehender älterer Mann – Stückmeister Corbyn, wie er sich zu erinnern glaubte.
    Hinter den scharlachroten Röcken der Marine -Infanteristen verschwand der unordentliche Haufe der Midshipmen beinahe; acht oder neun waren anwesend. Edgar Mewse, der Zahlmeister, und der Schiffsarzt Shacklock hielten sich ein wenig abseits.
    »Alle anwesend, Sir«, meldete Gilchrist, »außer Mr. Kipling, dem Vierten Offizier, und Mr. Midshipman Blenkarne – beide auf Wache.«
    »Danke.«
    Herrick räusperte sich und legte seinen Hut auf den Tisch.
    »Nehmen Sie Platz, Gentlemen«, nickte Bolitho. »Ich werde mich so kurz wie möglich fassen.«
    Gelassen sah er zu, wie sie sich auf Stühlen und Seekisten drängten; die Dienstältesten bekamen die bequemsten Plätze, und für die Midshipmen blieben als Sitz nur die nackten Planken.
    »Der Flaggkapitän wird Ihnen bereits angedeutet haben, was wir beabsichtigen«, begann Bolitho. »Kurz gesagt: wir werden übermorgen beim ersten Tageslicht die Küste ansegeln, möglichst viele feindliche Schiffe kapern und die übrigen vernichten.«
    Er sah, wie zwei Midshipmen einander vergnügt in die Seite stießen. Den einen kannte er: es war Saxby, und sein zahnlückiges Grinsen war so breit, als hätte man ihm soeben einen Monat Urlaub

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