Eine Liebe auf Korfu
zurechtzufinden und darin zu überleben, um der Kinder willen. Und sie musste eine neue Liebe vergessen …
15. KAPITEL
Benedict lehnte an der Balustrade der Terrassen und beobachtete grimmig, wie Alessa das Haus verließ. Freudestrahlend eilte sie Kate Street und den Kindern entgegen.
Um Mrs. Street wiederzuerkennen, musste er zweimal hinschauen. Unter einem Hut mit breiter Krempe hatte sie ihr Haar zu einem strengen Knoten aufgesteckt, und sie trug ein schlichtes, hochgeschlossenes Kleid. Wie eine Dame würde sie niemals aussehen. Aber sie wirkte wenigstens wie eine respektable Bedienstete, und das müsste Lady Blackstone zufriedenstellen.
Jubelnd rannten die Kinder zu Alessa, warfen sich in ihre ausgebreiteten Arme, und sie drückte sie ganz fest an ihre Brust. Bei diesem Anblick verengte sich Benedicts Kehle. Oh Gott, wie innig sie die beiden liebt … War das der Grund, warum sie keine tieferen Gefühle für ihn übrig hatte? Ihre Ablehnung seines Antrags verwirrte ihn immer noch, auch Zagrede, der sich wortreich entschuldigt hatte, weil er so töricht gewesen war, seinen Freund auf eine falsche Fährte zu führen.
„Wie konnte ich mich nur so täuschen!“, hatte der Graf gejammert. „Als ich auf unserer Wanderung mit Kyria Ales sa sprach, war ich meiner Sache völlig sicher.“
„Was Sie nicht daran gehindert hat, mit ihr zu flirten“, hatte Benedict frostig erwidert.
Zagrede hatte die Achseln gezuckt. „Nun, ich möchte ihr einige Informationen entlocken. Aber meine Bemühun gen verlaufen erfolglos, und neuerdings zürnt die schöne Alessa uns beiden, mein Freund.“
Jetzt sah Benedict die kleine Gruppe zur vorderen Haustür gehen. Alessa hielt die Hände der Kinder fest. Während sie gleichzeitig auf sie einredeten, nickte sie lächelnd.
Direkt vor der Terrasse blieben sie stehen, und Alessas Stimme drang deutlich zu ihm. „Wie hübsch und adrett ihr ausseht! Vergesst nicht, ihr müsst Lady Blackstone mit ‚Mylady‘ anreden. Sprecht nur, wenn ihr gefragt werdet, und schwatzt nicht durcheinander. Ihre Ladyschaft ist nicht an die Anwesenheit von Kindern gewöhnt, und ihr müsst einen guten Eindruck auf sie machen. Werdet ihr das schaffen?“
Eifrig nickten sie, und Demetri fragte: „Soll ich mich verneigen?“
„Ja, das wäre sehr nett. Kommt, gehen wir hinein.“
Als Benedict sich vorbeugte, lösten seine Finger ein Steinchen aus der Brüstung, das klirrend vor Demetris Füße fiel. Der Junge hob den Kopf, erkannte ihn und grinste erfreut: „Schau doch, Alessa, da ist Seine Lordschaft!“ Fröhlich winkte er, und Benedict winkte zurück.
Alessa warf ihm einen nervösen Blick zu und scheuchte die Kinder in die Villa. „Pst!“
Bedrückt beobachtete er, wie sie verschwanden. In diesem Moment schob sich eine Wolke vor die Sonne.
Alessa führte den Besuch in die Halle und schenkte dem Butler ein freundliches Lächeln. „Erwartet Lady Blackstone uns im vorderen Salon, Wilkins?“
„Ja, Ms. Meredith, ich werde Sie anmelden.“
Mit einer so förmlichen Aktion hatte Alessa nicht gerechnet. Aber sie folgte ihm widerspruchslos zur Zimmertür.
„Ms. Meredith und – ihre Begleitung, Mylady“, kündigte er an.
„Tante Honoria, da sind die Kinder und meine Begleiterin, Mrs. Street“, sagte Alessa, nachdem sie alle den Raum betreten hatten. „So wie ich es versprochen habe.“
Anmutig erhob sich Lady Blackstone aus einem Sessel und reichte Kate die Hand. „Mrs. Street, ich muss Ihnen danken, weil Sie meiner Nichte zur Seite standen.“
Kate knickste ehrerbietig. „Freut mich, Eure Ladyschaft kennenzulernen. Selbstverständlich tat ich mein Bestes, um Alessa … Ms. Meredith zu helfen. Doch das war wirklich keine Mühe, wo sie doch ein so zurückgezogenes, arbeitsreiches Leben führt.“
„Hm … Und das sind also die Kinder.“
„Ja, Tante“, bestätigte Alessa, „das ist Dora.“ Das kleine Mädchen vollführte einen ungelenken Knicks. „Und Demetri.“ Die Verbeugung des Jungen fiel etwas besser aus.
„Kaliméra, Kyria“, grüßten sie wie aus einem Mund. „Gu ten Tag, Mylady.“
„Ah, sie sprechen Englisch.“
„Gewiss, Tante Honoria. Dora spricht Englisch, Italienisch und natürlich Griechisch. Und Demetri besitzt ein besonderes Talent für Sprachen, er kann außerdem noch Französisch.“
„Tatsächlich?“ Nun entstand eine lange Pause, dann schlug Lady Blackstone vor: „Setzen wir uns.“
Alessa nahm mit den Kindern auf dem Sofa Platz, Ihrer Ladyschaft
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