Eine Liebe auf Korfu
Lachen erregte ihn noch mehr.
Als sie sich zu ihm wandte, erstarb ihr Gelächter. Sicher las sie in seinen Augen, was er empfand. Zum Teufel, warum sollte er warten, bis sie nach England zurückgekehrt wären, bis sie sich in der neuen Umgebung eingewöhnt hätte? Sie glaubte, er würde sie nicht ernst nehmen.
Dieses Missverständnis wollte er sofort beseitigen. Er griff nach ihrer Hand. Einige Sekunden lang spürte er ihr Zittern, bis sie sich wieder in der Gewalt hatte. „Alessa, ich muss dir etwas sagen. Nicht hier, das ist der falsche Ort. Wenn wir zur Villa zurückgehen, richte es bitte so ein, dass du den anderen in einigem Abstand folgst – zusam men mit mir.“ Konnte er dem Ratschlag vertrauen, den Voltar Zagrede ihm kurz vor der Ankunft am Eingang des Klosters erteilt hatte? Verlassen Sie sich auf Ihre innere Stimme, mein Freund. Dann werden Sie eine angenehme Überraschung erleben …
Alessa blickte auf ihre Hand hinab, die in seiner lag. Fast unmerklich erschauerte sie. „Warum?“
„Weil ich dir etwas vorschlagen möchte. Dabei will ich nicht gestört werden.“
„Nein!“, stieß sie so heftig hervor, dass er bestürzt zusammenzuckte. „Nach allem, was wir gestern auf der Terrasse besprochen haben, muss ich annehmen, du machst dich über mich lustig. Es war ein Fehler, dass ich – der Versuchung nachgab. Das bereue ich zutiefst. Wie auch immer – zwischen uns ist nichts vorgefallen, das irgendetwas zu be deuten hätte. Es kann nichts bedeuten.“
Verwirrt schüttelte er den Kopf. „Was der Graf sagte … Da dachte ich, du würdest vielleicht erwägen …“
„Niemals! Er hatte kein Recht, sich einzumischen. Und er irrt sich. Ich würde es nie akzeptieren …“
Ehe er sie zurückhalten konnte, entzog sie ihm ihre Hand und sprang vom Brunnenrand hinab – das Gesicht bleich unter der zarten Sonnenbräune, die Lippen zusammengepresst. Ohne ein weiteres Wort eilte sie zu den beiden älteren Frauen, die auf einer steinernen Bank saßen und das Meer betrachteten.
„Möchte jemand noch etwas essen?“, rief sie. „Oder wollen wir jetzt die Kirche besichtigen?“
Wie schafft sie es nur, so leichthin zu sprechen – nachdem sie soeben einen Heiratsantrag abgelehnt hat? Wie konnte ich mich so sehr in ihr täuschen? Keine Sekunde lang hat sie gezögert …
Ungläubig kniff Benedict die Augen zusammen und beobachtete Alessa, die freundlich lächelte und die kleine Truppe um sich scharte.
Wie konnte er nur? Und warum habe ich ihn so falsch beurteilt? Niemals hätte ich erwartet, er würde einen so zynischen Versuch wagen, mich als seine Geliebte zu gewinnen. Verdammt, warum musste der Graf sich einmischen? Andererseits – hätte ich eine energischere Haltung eingenommen, wäre er gar nicht auf die Idee gekommen …
„Nimm dich unter diesem Torbogen in Acht, Tante Honoria, sonst stößt du dir den Kopf.“
Offenbar glaubte der Graf, ich würde nur der Form halber protestieren. Jedenfalls hat er meine wahren Gefühle für Benedict erkannt.
„Hier, auf der rechten Seite, Frances! Siehst du die wunderbare Ikone, die den heiligen Georg und den Drachen darstellt?“
Also hatte ich recht, Zagrede ist gefährlich, und ich muss mich vor ihm hüten.
„Nun müssen wir stehen bleiben, meine Damen! Nur die Gentlemen dürfen zur Ikonostase gehen.“
Alessa beglückwünschte sich, denn sie war zweifellos eine ausgezeichnete Führerin, die ihre Begleitung auf die besonderen Sehenswürdigkeiten der kleinen Klosterkirche hinwies. Erfreut sah sie die zahlreichen Münzen, die in den Sammelkasten neben den Kerzen fielen. Lady Blackstone runzelte die Stirn, als ihre Nichte und der Graf Kerzen anzündeten. Allem Anschein nach missbilligte sie diesen „Aberglauben“.
Aber Lady Trevick meinte: „Wie romantisch die Flammen flackern! Daran kann ich nichts Falsches erkennen.“
Während auch Frances eine brennende Kerze hinzufügte, protestierte ihre Mutter nicht. Stattdessen legte sie eine Hand auf Benedicts Arm. „Wie ich sehe, halten Sie von diesen Landessitten ebenso wenig wie ich, Sir. Würden Sie mich nach draußen führen? Hier ist es so dunkel. Und der Weihrauch bereitet mir Kopfschmerzen. Also wirklich, ich bevorzuge die ehrfürchtige Schlichtheit ländlicher englischer Kirchen.“
Alessa schaute den beiden nach, als sie in den Sonnenschein traten. Dann wandte sie sich zu Zagrede, der neben ihr stand. „Wie konnten Sie nur!“, fauchte sie, ergriff seinen Ellbogen und zog ihn aus der Kirche.
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