Eine Liebe fürs Leben
Aspekte hinzuweisen – alles Zeitverschwendung, denn es interessierte ihn ja doch nicht. Außerdem wollte sie seiner Nähe so bald wie möglich entfliehen, damit sie endlich wieder frei durchatmen konnte.
Im ersten Stock befanden sich die Schlafzimmer. Am liebsten hätte sie ihn dort oben allein gelassen, aber sie konnte es nicht riskieren, dass er Aubrey anrief und sich beschwerte. Sie liebte ihren Job, und sie brauchte ihn auch. Also gingen sie sämtliche Räume durch. Die Gästezimmer eins, zwei, drei und vier, ein weiteres Wohnzimmer und eine kleine Bibliothek sowie das herrschaftliche Schlafzimmer.
Riccardo trat ein und blickte sich aufmerksam um. Er bemerkte, dass sie ihm nicht gefolgt war, sondern im Türrahmen verharrte und ihre Broschüre umklammerte.
Zu seiner Ungeduld gesellte sich Irritation. Also schön, sie hatte ja bereits angesprochen, dass sie ihn als Fehler betrachtete. Aber musste sie deshalb ihre Abneigung derart deutlich zur Schau stellen? Offensichtlich konnte sie es gar nicht abwarten, die Besichtigung zu beenden und ihm den Rücken zu kehren.
Normalerweise brachten ihm Frauen Bewunderung entgegen. Daher war diese Situation ganz neu für ihn. Grimmig biss Riccardo die Zähne zusammen und tat, weshalb er hergekommen war. Er überprüfte die Holzarbeiten, schaute sich die Fensterrahmen an und versuchte festzustellen, was renoviert werden müsste, sollte er das Haus kaufen. Hinter sich spürte er, dass sie immer ungeduldiger wurde. Vermutlich blickte sie bereits auf die Uhr.
„Es gibt noch ein weiteres Stockwerk“, erklärte Charlotte, sobald er sich zu ihr umdrehte. „Dort befinden sich weitere Gästezimmer, aber das muss nicht so bleiben. Man kann mit den Räumen alles Mögliche anstellen. Möchtest du sie dir auch noch ansehen?“
„Nein, das würde ich gerne auslassen. Schließlich werde ich sowieso noch mehrere Millionen in den Umbau des Hauses stecken müssen“, erwiderte er kalt. „Allmählich geht es mir wirklich auf die Nerven, dass du dich so verhältst, als hätte ich ein Verbrechen begangen, Charlie.“
„ Charlotte“, verbesserte sie sofort. „Ich bin nicht mehr das dumme kleine Mädchen, das du kanntest!“
Riccardo trat mehrere Schritte auf sie zu, was Charlottes Knie weich werden ließ. Doch sie weigerte sich, auch nur einen Zentimeter zurückzuweichen.
„Nein, das bist du nicht mehr. Du bist eine Frau, die kurz davor steht, zu heiraten. Eine Frau, die meinen Anblick nicht ertragen kann und nicht reif genug ist, um das zu überspielen.“
„Kannst du mir das wirklich verdenken?“, erwiderte sie. Zu ihrem Schrecken bemerkte sie, dass ihre Stimme sich überschlug. Dabei hatte sie sich doch fest vorgenommen, kühl und gelassen zu bleiben. Aber die Wunden, die er ihr zugefügt hatte, schmerzten noch immer viel zu sehr. „Du hast mich betrogen und belogen …“
„Ich habe dir nichts versprochen!“
„Du hast mit mir geschlafen.“
„Ich war nicht der Erste!“
„Und ob du der Erste warst, verdammt noch mal!“ Sie hatte es ihm nie gesagt. Jetzt war es heraus, und er starrte sie vollkommen schockiert an.
„Das ist nicht möglich. Ich hätte es wissen müssen.“
„Wie denn?“, höhnte Charlotte, deren Wangen brannten. „Wie hättest du es wissen können?“
„Es gab keine … keine Anzeichen …“
„Oh, bitte! Ich war achtzehn und völlig überwältigt von dir.“
Hätte er eine Affäre mit ihr begonnen, wenn er geahnt hätte, dass sie noch Jungfrau war?, fragte sich Riccardo. Wohl kaum. Sein Instinkt hätte ihn davor gewarnt, dass es Probleme geben könnte. „Du hast mich belogen. Und zwar ganz bewusst. Wenn du mir die Wahrheit gesagt hättest, wäre zwischen uns nie etwas gewesen!“
„Und warum nicht?“, fragte sie dummerweise. Ihr war klar, dass sie auf ihren Verstand hören und sich nicht in diese alte Geschichte hineinsteigern sollte. Aber sie konnte nicht anders. Ihre Gefühle überwältigten sie.
„Weil ich nicht mit den Gefühlen anderer Menschen spiele!“
„Natürlich nicht. Du bist ja einzig und allein an Sex interessiert“, wisperte sie bitter.
Riccardo fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, während er errötete. „Es ging mir durchaus nicht nur um Sex!“
„Ach nein? Deshalb hast du mir ja auch so ritterlich zur Seite gestanden, als deine Mutter mir vorhielt, wie unpassend ich sei!“
Er stieß einen frustrierten Seufzer aus. Ihre großen, vorwurfsvollen blauen Augen gaben ihm das Gefühl, sich wie ein regelrechter
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