Eine Liebe fürs Leben
Mistkerl verhalten zu haben. Und das verdiente er nicht!
„Meine Mutter wollte …“
„Oh, ja! Ich weiß, was deine Mutter wollte – ein anständiges italienisches Mädchen für dich! Jemand, der über die richtigen Verbindungen verfügt! In dieser Hinsicht hat sie sich unmissverständlich ausgedrückt. Wenn ich mich recht entsinne, dann erwähnte sie sogar eine gewisse Isabella. Natürlich eine Tochter aus bestem Hause. Hat sie es bis vor den Altar geschafft?“
„Niemand hat es bis vor den Altar geschafft“, murmelte Riccardo und starrte sie düster an. Ihre Wangen brannten vor Zorn. Sie mochte den Haarschnitt geändert, die kurzen Röcke und luftigen T-Shirts gegen ein graues Kostüm getauscht haben, doch unten dieser Verkleidung steckte immer noch die junge Frau von damals.
„Du hast recht“, erklärte er leise, „ich hätte dir damals ein bisschen mehr zur Seite stehen müssen.“
„ Ein bisschen mehr? Du hast mir überhaupt nicht zur Seite gestanden! Wenn ich mich recht entsinne, dann warst du vollkommen entsetzt, als ich vor deiner Tür auftauchte.“
„Es war unerwartet.“
„Ja, eine unerwartete und unangenehme Überraschung“, entgegnete Charlotte bitter, die sich an diese hässliche Szene erinnerte, als wäre sie erst gestern geschehen. „Vor allen Dingen für ein junges und verletzliches Mädchen, das an die Liebe glaubte.“
„Ich war selbst erst sechsundzwanzig und dachte, ich hätte eine unverbindliche Affäre mit einer Vierundzwanzigjährigen. Meine Zukunft lag noch vor mir – ich hatte ganz bestimmt noch nicht die Absicht, zu heiraten!“
„Ich habe nie gesagt, dass ich dich heiraten wollte!“ Trotzdem hatte sie sich mehr gewünscht als einige unverbindliche Stunden der Lust. Ach was, wen wollte sie hier hinters Licht führen? Natürlich hatte sie sich in ihren naiv-romantischen Vorstellungen bereits vor dem Traualtar stehen sehen! Unruhig trat sie von einem Fuß auf den anderen und bemühte sich sehr, die Sache nicht aus seinem Blickwinkel zu betrachten. Doch widerwillig musste sie zugeben, dass ihre rückhaltlose Zuneigung ihm wahrscheinlich eine Heidenangst eingejagt hatte. Als er dann auch noch herausfand, dass sie erst achtzehn war, hatte das wahrscheinlich das Fass zum Überlaufen gebracht.
„Du musst verstehen: Meine Mutter ist sehr traditionell eingestellt – eine junge blonde Engländerin vor ihrer Haustür, das ist ihr schlimmster Albtraum.“
Charlotte konnte sich nicht vorstellen, dass sie seine Mutter auch nur im Geringsten beunruhigt hatte. Dazu war diese Frau viel zu kalt. Eiskalt. Doch diese Diskussion hatte keinen Sinn. Sie biss sich auf die Lippe. „Also gut, jetzt, wo wir das geklärt haben, können wir vielleicht die Besichtigung des Hauses fortsetzen“, erklärte sie angespannt. Es hieß ja, dass Geständnisse etwas Erleichterndes an sich haben, doch sie fühlte sich einfach nur verwirrt und erschöpft.
Als sie dann endlich in die Eingangshalle zurückkehrten, war sie vollkommen ausgelaugt, obwohl kein weiteres privates Wort zwischen ihnen gefallen war.
Draußen dämmerte es bereits. „Also …“, begann sie und schaute ihm direkt ins Gesicht. „Wenn du interessiert bist, dann wende dich an Aubrey James. Er kann alles Weitere regeln.“
„Warum nicht du?“
„Wie bitte?“
„Wäre es nicht logischer, mich an dich zu wenden, da du mir doch schließlich auch das Haus gezeigt hast?“
„Nein!“ Hastig schloss sie die Tür ihres kleinen Wagens auf. „Ich meine, nein, das wäre es nicht, weil ich genau genommen nicht in Aubreys Filiale arbeite.“
„Ach, ja? Und wo arbeitest du?“
„In London“, gab Charlotte widerwillig zu. „Aber ich verfüge über eine gewisse Erfahrung im Verkauf von großen alten Häusern, weshalb Aubrey mich von Zeit zu Zeit um Hilfe bittet.“
„Wie praktisch, wenn der Boss so von seinen Angestellten eingenommen ist.“ Riccardo fragte sich, ob dieser Aubrey wohl der Verlobte war, über den sie nichts erzählen wollte. „Ist er der zukünftige Bräutigam?“
„Der was …? Oh.“ Sie erinnerte sich an ihre beiläufige Bemerkung über Ben, mit der sie Riccardo auf Abstand hatte halten wollen. Der arme Ben. Was er wohl denken würde, wenn er wüsste, dass er als Pseudoverlobter herhalten musste? Sie lächelte unwillkürlich – zum ersten Mal an diesem Tag amüsierte sie sich wirklich. „Nein, nein, Aubrey ist nicht der zukünftige Bräutigam. Genau genommen ist er doppelt so alt wie ich und äußerst
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