Eine Liebe fürs Leben
suche? Das macht mich noch lange nicht zu einem arroganten Menschen.“ Aber er war arrogant, und dieses innere Eingeständnis ließ ihn zusammenzucken. „Meine Idee ist die beste.“
„Deine Idee ist völlig verrückt!“ Sie stand auf und kontrollierte das Zittern ihrer Hände nur dadurch, dass sie einen imaginären Fussel von ihrer Hose zupfte. „Ich weiß, dass du das Gefühl hast, ich würde dir Gina vorenthalten. Und ich weiß auch, dass du gerne das Ansehen deiner Familie wahren möchtest. Aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, mir mein Leben zu stehlen.“
„ Dir dein Leben zu stehlen?“
„Ja, richtig.“ Sie schaute ihm offen ins Gesicht und zuckte nicht mal mit der Wimper. „Heirat um jeden Preis, zum Wohle des Kindes – das mag ja die italienische Art sein, Riccardo. Aber meine ist es nicht.“
6. KAPITEL
Diese verdammte Frau! Er war nicht einmal mehr dazu gekommen, seine wütende Tirade über ihren Verlobten loszuwerden!
Riccardos Blick lag auf der Whiskyflasche, die ihn von der Anrichte aus vorwurfsvoll anzustarren schien. Er hatte einen Schluck gebraucht, um Mut zu sammeln – etwas, was ihm noch nie zuvor im Leben passiert war. Aber schließlich hatte er gerade erfahren, dass er seine Tochter kennenlernen würde.
Nachdem Charlie seinen Heiratsantrag unerhörterweise abgelehnt hatte, war sie hoch erhobenen Hauptes aus seinem Büro stolziert und hatte ihn allein zurückgelassen. Sein Stolz verbot ihm, ihr zu folgen. Dabei hätte er sie nur zu gerne gebeten, es sich noch einmal zu überlegen und die Vorteile zu bedenken. Die ganz offensichtlichen Vorteile …
Vier Stunden später rief er sie an und teile ihr kühl mit, dass er ihre lächerliche Entscheidung respektieren würde. Was blieb ihm auch anderes übrig? Ganz offensichtlich war Charlie ja nicht in der Lage, auf den gesunden Menschenverstand zu hören. Aber sein Zugeständnis hatte selbstverständlich einen Preis: Gina musste von seiner Existenz erfahren.
„Natürlich werde ich ihr von dir erzählen“, entgegnete Charlotte, so als wäre ihr nie etwas anderes in den Sinn gekommen. „Du kannst morgen Abend vorbeikommen und sie besuchen. Ich habe nicht vor, dich in dieser Sache zu bekämpfen, Riccardo.“
„Sehr großzügig“, murmelte er voller Sarkasmus. Doch die Verabredung war getroffen worden. Und nun stand er hier und war so nervös wie ein Schuljunge, der vor den Direktor zitiert wurde. Er griff nach seinem Trenchcoat, kippte den Rest des Whiskys in einem Schluck hinunter, verließ das Haus und winkte sich ein Taxi herbei.
Während der Fahrt starrte er auf die grauen, freudlosen Straßen und versuchte dabei, seine Gedanken zu ordnen und sich eine wohldurchdachte Vorgehensweise zurechtzulegen. Als Erstes würde er den Verlobten von der Bildfläche verschwinden lassen. Nie im Leben würde er sein Kind mit einem anderen Mann teilen, und das musste sie einfach akzeptieren.
Wann war sie überhaupt so verdammt unverschämt geworden?
Er runzelte die Stirn, während er sich daran erinnerte, wie sie über seinen Heiratsantrag gelacht und keinen Zoll nachgegeben hatte. Verdammt, sie hatte ihn einfach stehen gelassen und war gegangen!
Nun, der Verlobte gehörte jedenfalls der Vergangenheit an! Und wenn er dazu sein Zelt vor ihrem Haus aufschlagen und sie Tag und Nacht überwachen musste!
In diesem Moment fuhr das Taxi vor ihrem Haus vor, und Riccardo holte tief Luft. Er hatte ein Stofftier gekauft. Ein sehr großes. Was sonst sollte ein Vater seinem Kind mitbringen, wenn er es noch gar nicht kannte?
Er kam sich unheimlich albern vor, als er den Knopf drückte und das Klingeln im Innern des Hauses hörte.
Charlotte öffnete die Tür. Hinter ihr stand Gina.
„Was in aller Welt ist das?“ Charlotte lächelte widerwillig, als sie Riccardo mit einem absolut überdimensionierten braun-weißen Stofftier im Arm vor sich sah.
„Das ist ein Hund.“
„Gina, komm her und begrüße …“
„Ich … ich habe dir das hier mitgebracht …“ Riccardo hörte sich selbst über die Worte stolpern und blickte finster zu Charlotte.
„Der ist großartig, findest du nicht, Gina? Komm schon, schau dir diesen Hund an! Es ist das größte Stofftier, das ich je gesehen habe – beinahe so groß wie dein Zimmer, Honey! Wo willst du ihn hinstellen? Du solltest Danke sagen zu deinem … deinem …“
„Dad“, wisperte Gina, die mit einem Auge auf das Stofftier schielte und mit dem anderen auf Riccardo. Sie lächelte schüchtern und
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