Eine Liebe fürs Leben
Ist sie wirklich Schnee von gestern, oder hast du das nur Gina zuliebe behauptet?“
„Wie kommst du darauf, dass sie hohlköpfig ist?“, fragte Riccardo interessiert.
„Oh, Entschuldigung, habe ich mich getäuscht? Ist sie etwa Atomphysikerin?“
„Nein, nicht ganz“, gab er zu. „Wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht mal, dass sie weiß, wie man das schreibt.“
Charlotte schaute ihn über den Rand ihres Weinglases hinweg an und musste widerwillig grinsen. „Also?“
„Ich habe nicht gelogen. Sie ist nicht mehr aktuell.“
„Du machst Witze.“
„Nein, das tue ich nicht. Die Trennung verlief allerdings nicht ganz reibungslos, nachdem du ihr eingeredet hast, dass ich ihr jeden Moment einen Antrag machen würde.“
„Tut mir leid, ich konnte nicht widerstehen.“ Charlotte wusste ganz genau, dass dieser momentane Waffenstillstand gefährlich war. Viel zu leicht konnte sie wieder den Mann vor sich sehen, in den sie sich einmal Hals über Kopf verliebt hatte. Genau das wäre jedoch fatal. Alles, was jetzt zwischen ihnen bestand, musste rein geschäftlicher Natur sein. „Du hättest eben nicht an unseren Tisch kommen sollen.“
„Oh, aber das musste ich. Ich musste doch sehen, wie hart der Konkurrenzkampf wird.“
„Es gibt keinen Konkurrenzkampf.“
Riccardo spürte, wie die Wut in ihm brodelte. Er verstand beim besten Willen nicht, was sie in diesem Mann sah. Und trotzdem hatte sie immer noch nicht eingewilligt, die Verlobung zu lösen. „Wir müssen nicht heiraten. Noch nicht. Aber ich will, dass wir zusammenleben. Auf diese Weise können wir Gina die Familie geben, die sie in den vergangenen acht Jahren vermisst hat.“
„Nein!“
„Warum nicht? Lebt der Mann mit dir zusammen?“
„Nein, natürlich nicht!“
„Wo ist dann das Problem?“
„Verstehst du es wirklich nicht, Riccardo?“ Sie trank ihr Glas aus und wünschte sich bereits ein zweites. „Ja, es ist wichtig für Gina, dass sie uns beide hat. Und nach dem heutigen Abend ist mir auch klar, dass du aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken bist. Aber …“ Charlotte holte tief Luft und sah ihm direkt in die Augen. „Ich will dich nicht heiraten oder mit dir zusammenleben, weil … weil … wir nicht diese Art von Beziehung haben. In der Ehe sollte es um Gefühle gehen, es sollte darum gehen, dass man zusammen sein will. Es darf keine Pflicht sein, die man aufgrund der Umstände in Kauf nimmt – wenn du verstehst, was ich meine.“ Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. „Wenn ich vor dem Altar stehe und ‚Ja, ich will‘ sage, dann muss ich Herzklopfen dabei haben.“
Riccardo zog die Brauen zusammen. „Die meisten Ehen enden mit einer Scheidung. Am Anfang schweben sie alle auf einer rosaroten Wolke. Doch wenn dann die Realität einsetzt, dann stellen sie fest, dass sie damit nicht umgehen können. Was ist an einem geschäftlichen Arrangement so falsch? Das ist doch einfach nur realistisch.“
„Nicht für mich. Und wir drehen uns hier im Kreis, Riccardo.“ Sie gab der Versuchung nach und goss sich ein zweites Glas Wein ein. „Ich will dich weder heiraten, noch will ich mit dir zusammenleben.“
„Es gab mal eine Zeit, da hättest du meinen Antrag sofort angenommen.“
„Das ist lange her.“ Sie stellte das Glas auf der Arbeitsfläche ab und fuhr leicht mit dem Finger über den Rand. „Damals war ich ein anderer Mensch, und du auch. Wir haben uns beide verändert.“
„Du meinst, du hast dich zu einer verantwortungsbewussten Erwachsenen entwickelt. Und deshalb führst du nun eine leidenschaftslose Beziehung mit einem Mann, der keinerlei Herausforderung für dich darstellt.“
„Das ist nicht wahr!“
„Versteh mich nicht falsch, Charlie. Ich will damit gar nicht sagen, dass dieser Ben nicht ein durch und durch net ter Kerl ist …“
Charlotte biss die Zähne zusammen. Mit wenigen Worten hatte Riccardo es geschafft, das Bild eines Mannes zu entwerfen, der tödlich langweilig war. Jetzt tat es ihr leid, dass sie Ben als einen so sensiblen und einfühlsamen Menschen dargestellt hatte.
„Ich mag nette Männer, Riccardo.“
„Weil es sicher ist?“
„Ja, genau, es ist sicher – was ist daran bitte schön falsch?“
„Nichts. Aber in diesem Moment …“ Er schaute sie herausfordernd an. „Ist das Leben ein wenig ungewöhn lich, meinst du nicht auch? Und ungewöhnliche Situationen verlangen ungewöhnliche Lösungen. Außerdem …“ Er schwenkte den Wein in
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