Eine Liebe fürs Leben
Seite eins zur Schau stellten. Schließlich gelangte sie in eine Art Wohnzimmer mit Sofas und Sesseln sowie einer Bar, die alles enthielt, um alkoholische wie nicht alkoholische Getränke zu mixen.
Charlotte setzte sich auf einen der bequemen hellblauen Sessel, die der Tür gegenüberstanden, beugte sich vor, schlug ein Bein über das andere und wartete.
Wie immer raubte ihr sein Anblick, als er den Raum betrat, den Atem. Riccardo hatte eine Hand lässig in der Hosentasche seines eleganten italienischen Designeranzugs vergraben. Eine einzelne Haarsträhne fiel ihm in die Stirn. Rasch erinnerte sie sich an den Grund ihres Treffens, und damit kehrte auch der Zorn zurück.
„Wie konntest du nur?“, fragte sie ohne lange Vorrede und beobachtete, wie er zu einem weiteren Sessel hinüberging und sich ihr gegenübersetzte. Bevor er antworten konnte, sprang sie auf, marschierte zum Tisch hinüber und griff nach einem der zahlreichen Boulevardblätter. Mit zitternden Händen öffnete sie es auf der entsprechenden Seite und warf es ihm in den Schoß, sodass er die Schlagzeile in all ihrer Pracht sehen konnte – UNEHELICHES KIND DES TYCOONS IM MACHTKAMPF ZWISCHEN MUTTER UND VATER!
Riccardo warf nur einen kurzen, uninteressierten Blick darauf. „Du solltest niemals die Klatschkolumnen lesen, Charlie. Ich tue das nie.“
„Nun, schön für dich, Riccardo!“ Sie baute sich vor ihm auf und stützte die Hände in die Taille. „Nur leider besitze ich keinen Elfenbeinturm, in dem ich mich verstecken könnte! Ich muss arbeiten und Gina zur Schule bringen, und da lauern Reporter überall auf uns!“ Eine kleine Übertreibung, die sie sich nicht verkneifen konnte, weil er so be tont gleichmütig wirkte. „Sie machen uns das Leben zur Hölle, Riccardo“, fuhr sie fort und stellte befriedigt fest, dass er darüber zumindest nachzudenken schien. „Sie stellen ständig Fragen, und obwohl ich keine Antworten gebe, schreiben sie trotzdem irgendwelches Zeug. Und du kannst sicher sein – es handelt sich nicht um freundliche Dinge!“
„Wie kommt Gina mit der Situation klar?“
Sie findet es spannend! „Sie ist völlig verzweifelt.“
„So verzweifelt klang sie aber nicht, als ich gestern Abend mit ihr telefoniert habe.“
„Sie verbirgt es gut. Schließlich möchte sie dich nicht enttäuschen.“ Charlotte fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar und ließ sich wieder auf ihren Sessel fallen. „Musstest du ihnen unbedingt erzählen, dass du mir einen Heiratsantrag gemacht hast? Du hättest diese Dinge für dich behalten können, dann wäre das Interesse mittlerweile längst versiegt. Doch was tust du stattdessen? Du philosophierst über Werte und Traditionen und sorgst dafür, dass ich eigensüchtig und herzlos wirke!“
„Ich habe dich davor gewarnt, dass die Presse großes Interesse an diesem Thema haben könnte.“
„Ja, das weiß ich! Aber musst du ihnen derart viel … Stoff liefern?“
„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es der einzige Weg ist, sie loszuwerden. Der kleinste Hinweis, dass du etwas zu verbergen hast, und schon werden sie dich nicht mehr in Ruhe lassen. Wirf ihnen einen kleinen Knochen vor die Füße, und sie verziehen sich.“
„Ich würde einen Heiratsantrag nicht unbedingt als ‚kleinen Knochen‘ bezeichnen. Genau genommen ist das ziemlich starker Tobak“, versetzte Charlotte schnippisch.
„Hast du gefrühstückt?“
„Wie soll ich unter diesen Umständen überhaupt noch essen können?“ Wütend funkelte sie ihn an. „Mein Magen ist in ständigem Aufruhr.“
„Ich werde dafür sorgen, dass man dir etwas bringt. Ist Rührei auf Toast okay?“
Für Charlotte klang das einfach himmlisch. „Ich bin nicht hungrig. Bei all dem, was in den vergangenen Tagen passiert ist, ist mir der Appetit vergangen.“
„Hm, ja. Glaub mir, ich verstehe das.“ Für eine Frau ohne Appetit und mit nervösem Magenflattern sah sie in diesem Nadelstreifenkostüm verdammt sexy und souverän aus. „Ich war auch ein wenig überrascht, als ich mein Foto wegen einer trivialen kleinen Sache zum ersten Mal in einer italienischen Tageszeitung wiederfand.“
„Ich bin mehr als ein wenig überrascht, Riccardo.“
„Ich würde dir diese ganze Pressemeute ja vom Hals schaffen, wenn ich könnte, aber …“ Er zuckte kurz die Achseln und stand dann auf, um ihnen beiden eine Tasse Kaffee zu holen. Seine Sekretärin hatte extra frischen aufgebrüht, als sie hörte, dass er den Konferenzraum benutzen würde.
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