Eine Liebe fürs Leben
Gina aus ihrer jetzigen Schule genommen und in eine andere geschickt werden muss.“
„Sie ist glücklich dort, wo sie ist. Wir werden nicht umziehen!“
Riccardo, durch seinen Sieg milde gestimmt, entschied sich gegen eine neue Auseinandersetzung. Schließlich konnte ein echter Mann auch einmal nachgeben. Zumindest, wenn er vorher seinen Willen bekommen hatte. „Also gut. Aber wir müssen umziehen. Und wer wäre besser geeignet, ein passendes Haus zu finden, als du?“
„Ich habe mich noch gar nicht entschieden“, protestierte Charlotte schwach.
„Doch, das hast du. Jetzt müssen wir nur noch die Details klären.“
Charlotte holte tief Luft. Der Weg zum Erwachsenwerden war scheinbar ein ziemlich steiniger. Den ersten Schritt war sie damals gegangen, als sie sich entschieden hatte, Gina gegen alle Widerstände zu bekommen. Aber auch der zweite Schritt schien keineswegs einfacher zu werden. Denn offensichtlich musste sie nun akzeptieren, dass nichts im Leben wirklich so funktionierte, wie man sich das wünschte. Aber Riccardo hatte recht, und es war sinnlos, das weiter zu leugnen. Sie hatte sich entschieden, und die Details mussten tatsächlich geklärt werden.
„Wir müssen es Gina sagen.“ Sie senkte den Kopf, denn sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.
„Ja, das müssen wir. Noch heute Abend“, stimmte Riccardo sofort zu. „Und was die Sache mit dem Haus betrifft: Du kannst eine Vorauswahl treffen. Aber ich möchte, dass wir drei uns alle interessanten Objekte gemeinsam ansehen.“
„Ich habe keine Ahnung, was für eine Art Haus du dir wünschst.“ Die Dinge schienen sich mit Lichtgeschwindigkeit zu entwickeln. Verzweifelt bemühte sich Charlotte, das Tempo irgendwie zu drosseln. Doch so leicht ließ Riccardo sich nicht aufhalten.
„Du kennst mich. Du weißt, mit was für einer Art Haus ich glücklich wäre.“
„Ich kenne dich nicht.“
„Natürlich tust du das. Du kennst mich besser als jemals eine Frau zuvor.“ Er schockierte sich selbst mit dieser Aussage. Plötzlich erfasste ihn die Angst, sich verletzlich zu machen, doch dieses Gefühl vertrieb er rasch. „Ich weiß, dass du wahrscheinlich ganz bestimmte Vorstellungen von einer Hochzeit hast. Bei Frauen ist das immer so. Deshalb bin ich mit allem einverstanden, was du willst. Groß, klein, luxuriös, einfach …“
„Es ist mir egal.“
Riccardo betrachtete ihren gesenkten Kopf und kam sich dabei vor wie ein Henker, der sein wehrloses Opfer aufs Schafott schleifte. Sah sie ihn wirklich so? Immer noch? Kam sie als Geschlagene zu ihm, weil er sie in eine Situation hineinmanövriert hatte, aus der sie keinen Ausweg sah? Verdammt, er gab sich wirklich Mühe!
„Wie du meinst. Aber ich werde nicht einfach rumsitzen und warten. Wenn es dir egal ist, dann hätte ich nichts gegen eine Trauung im Standesamt von Marylebone.“
Charlotte zuckte nur mit den Schultern. Gina würde sich wahnsinnig freuen. Zumindest das war ein tröstlicher Gedanke. „Wie regeln wir …?“
„Was?“
„Nun, das …“
Riccardo dämmerte offensichtlich, worauf sie hinauswollte. Sein Lächeln ließ das Blut in ihren Adern zu Eis gefrieren. „Du meinst das Schlafarrangement? Um es vorsichtig auszudrücken.“
„Du hast im Gästezimmer geschlafen.“
„Das war beim ersten Mal, aber jetzt ist jetzt“, versetzte er gedehnt. „Wenn ich dein Ehemann bin, wird es keine Scheinehe geben. Und du hast gar keinen Grund, jetzt so prüde und beleidigt dreinzuschauen.“
Er stand auf und ging zu Charlotte hinüber. Dann beugte er sich über sie und stützte beide Hände auf den Lehnen ihres Sessels ab.
Sie war gefangen! Gefangen in seinen Armen, und kein Ausweg in Sicht. Hilflos blickte sie zu ihm auf, während er mit trügerisch sanfter Stimme fortfuhr: „Wir wissen doch beide – egal wie oft wir betonen, dass es um eine Zweckgemeinschaft geht – dass wir uns zueinander hingezogen fühlen.“ Riccardo streckte eine Hand aus und dann – Charlotte hielt den Atem an – fuhr er ihr sanft mit dem Daumen über ihre Unterlippe. Es war umso erotischer, weil er ihr dabei weiter in die Augen schaute. „Wünschst du dir etwa nicht, dass ich dich hier und jetzt berühre?“
„Nein, das wünsche ich mir nicht!“ Was ein bestimmter Protest hätte sein sollen, kam als ein schwaches Dementi heraus. Verzweifelt rang Charlotte um Fassung.
„Ts, ts, ts, Charlie. Du hast noch nie besonders überzeugend gelogen …“ Er beugte sich weiter zu ihr vor
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