Eine Liebe fürs Leben
Leidensmiene. „Wir wollen doch beide das Beste für sie, oder?“
„Ja, aber im Moment kommt sie ganz gut mit der Situation klar.“
„Ich dachte, du hättest das Gegenteil behauptet.“
„Es ist einfach lästig.“
„Und du bist hergekommen, um mir deshalb die Schuld zu geben“, versetzte er trocken.
„Nein!“ Charlotte errötete unangenehm.
„Du hast ein paar Reporter gesehen und daraus ein Riesentheater gemacht – gib es doch zu, Charlie.“ Ohne ihr die Chance zu einer Antwort zu geben, fuhr er fort. „Aber es gibt noch eine andere Lösung für dieses Problem, und vielleicht überdenkst du es diesmal ein wenig gründlicher. Heirate mich“, sagte er abrupt, obwohl er es nie für möglich gehalten hätte, diese Worte noch einmal zu wiederholen.
Mit einer gewissen Erleichterung bemerkte er, dass sie nicht sofort zurückzuckte. Diesen Vorteil musste er nutzen. Bevor sie wieder zu Sinnen kam. „Als Ehepaar gäbe es keine Sensationsstory mehr. Wir würden ein ganz normales Leben führen, Charlie. Du könntest deine Stelle behalten, obwohl es nicht meiner Erziehung entspricht, dass meine Frau arbeitet. Außerdem müsstest du nicht fürchten, dass irgendein Reporter wieder mal eine neue Story haben will. Du hast doch gesehen, wie die Kinder reicher Leute zum Spielball der Presse werden …“
„Nicht alle.“ Also gut, er hatte das „L-Wort“ nicht ausgesprochen. All ihre Argumente gegen eine reine Zweckehe besaßen also nach wie vor ihre Gültigkeit. Aber sie hatte mit ihm unter einem Dach gelebt, und es hatte ihr gefallen – ob sie nun bereit war, das zuzugeben oder nicht. Sie hatte es genossen, Vater und Tochter zusammen zu sehen. Das Leben brachte es nun mal mit sich, dass Opfer verlangt wurden. Sie würde ihren großen Traum opfern und sich damit abfinden, dass sie zwar liebte, diese Liebe aber nicht erwidert wurde. Immerhin wurde sie gemocht und als Mutter seines Kindes auch respektiert. War das wirklich so schlecht?
Außerdem würde es mit niemandem mehr Auseinandersetzungen geben. Die neugierigen Blicke bei der Arbeit hätten ein Ende. Genauso wie das ungute Gefühl, von Fremden auf der Straße unverhohlen angestarrt zu werden, die ihr Gesicht in der Zeitung gesehen hatten.
Sie stellte sich vor, wie sie sich endlich einmal auf einen anderen Menschen stützen konnte – jemand, der ihre Sorge teilte, wenn Gina krank war oder schwierige Hausaufgaben erledigen musste. Jemand, der ihr bei den großen Entscheidungen im Leben ihrer Tochter helfen würde. Die Liste der Versuchungen wurde immer länger.
„Also“, drängte Riccardo sanft. „Betrachte es mal für eine Minute aus meinem Blickwinkel und nicht dem deinen. Ich möchte Gina alles geben können, was Geld kaufen kann.“
„Das wäre genau der falsche Weg, ein Kind großzuziehen!“, protestierte Charlotte heftig.
Riccardo setzte sofort nach. Er spürte, dass Charlie kurz vor der Kapitulation stand, und je näher er seinem Ziel kam, desto entschlossener wurde er. „Weshalb du da sein musst, um mich zu bremsen, wenn ich mit einem zwei Meter großen pinkfarbenen Elefanten in der Tür stehe oder mit dem neuesten Mountainbike-Modell.“
Charlotte schauderte, und Riccardo nutzte ihr fassungsloses Schweigen, um mit seiner Überrumpelungstaktik fortzufahren. Bisher war er eigentlich recht zufrieden mit seinem Erfolg. Denn noch war es Charlie nicht gelungen, ein Argument vorzubringen, auf das er keine entsprechende Antwort parat hatte. „Besser so, als dass Gina aufwächst und das Ungleichgewicht zwischen unseren Lebensstilen bemerkt.“
„Mit anderen Worten: Du würdest sie mir entfremden, einfach weil du in der Lage bist, ihr jeden Wunsch zu erfüllen?“ Dummerweise hatte er einen empfindlichen Nerv getroffen. Charlotte wusste nur zu gut, wie leicht ein Kind sich beeinflussen ließ. Und selbst wenn Gina all diesen Verlockungen widerstehen konnte – wäre es fair, sie vor eine derart schwierige Wahl zu stellen, nur weil ihre Mutter ausschließlich aus Liebe geheiratet werden wollte?
„Ich würde so etwas nie im Leben tun …“
Das „Aber“ hing unausgesprochen in der Luft.
„Wirst du mir Zeit geben, darüber nachzudenken?“
Riccardo wusste, dass er gewonnen hatte. „Wir können nicht weiter in deinem Haus leben“, versetzte er knapp und sorgte dafür, dass Charlie seine Befriedigung nicht sah. „Es ist zu klein für uns drei.“
„Es hat ganz gut funktioniert, als …“
„Was natürlich bedeuten würde, dass
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