Eine Liebe in Den Highlands: Roman
in dieser Unterhaltung auch nur die geringste Rolle
spielte, fuhr sie, immer noch unbezähmbar wütend, fort: »Und das heißt dann
wohl, dass es zwei Menschen erspart worden ist, ins Elend zu geraten, oder nicht?
Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen nicht diesen Kaffee ins Gesicht schütte.«
»Und ich weiß nicht, warum ich jemals, da Sie die
unmöglichste Frau sind, der ich jemals begegnet bin …« Er schwieg. »…warum ich
Sie extrem attraktiv finde«, fuhr er fort, als wäre ihm das erst nachträglich
eingefallen.
Jenny schüttete den Kaffee in seine Richtung. Sie
schien in diesem Moment gar keine andere Wahl zu haben, aber wie erfreulich
diese Erfahrung auch sein mochte, war sie, noch bevor der Kaffee sein Ziel
erreichte, unglaublich froh, dass ihr Gegenüber wasserdichte Kleidung trug. Sie
war entsetzt, wie wenig sie sich selbst noch wiedererkannte, aber irgendwie
fühlte sie sich auch befreit.
Ihre innere Spannung entlud sich. Er war eher
überrascht als böse, und sie merkte plötzlich, dass sie lachte. Sie hatte
niedrig gezielt, sodass er den Kaffee nur auf seine Rohans bekommen hatte, und
plötzlich erschien ihr alles außergewöhnlich komisch.
»Sie unterstehen sich zu lachen? Wenn keine Theke
zwischen uns wäre, würden Sie nicht lachen.«
»Vielleicht nicht«, brachte sie mühsam hervor. »Aber
sie ist ja da.« Sie schlug vorsichtshalber die Tür zu, die sie würde
verschließen können, wenn er Anstalten machen sollte, herumzukommen und ihr
irgendein Leid zuzufügen.
»Ich wette, Sie trauen sich jetzt nicht mehr heraus!
Ich könnte Sie den ganzen Abend hier festhalten, wenn ich mich einfach weigerte
zu gehen!«
»Das könnten Sie.« Sie konnte ihre Heiterkeit immer
noch nicht bezähmen. »Aber ich bin hier drin mit der heißen Suppe und dem Kakao,
und Sie stehen da draußen auf der öden Heide.« Sie versuchte, sich unter
Kontrolle zu bekommen, indem sie sich auf die Lippen biss und an etwas
Trauriges zu denken versuchte. Es half nicht.
»Es ist keine öde Heide, es ist ein Parkplatz im
Oktober.«
»Das ist mir auch immer wieder gesagt worden. Aber ich
bin nicht überzeugt. Ich glaube, sie haben hier oben einen eigenen Kalender,
und in Wirklichkeit haben wir jetzt Januar. Wenn nicht Februar.« Sie schluckte,
schüttelte heftig den Kopf und schaffte es schließlich, ihr Lachen zu einem
Lächeln zu reduzieren. Zwar zuckten ihre Mundwinkel immer noch verräterisch,
doch es schien dennoch ein Fortschritt zu sein.
»Das liegt daran, dass Sie eine verweichlichte
Südländerin sind, eine Sassenach.«
Jetzt, da sie sich durch ihr Gelächter von ihrer
Anspannung befreit hatte, war sie in der Lage, ihm etwas normaler zu antworten.
»Ich nehme an, Sie haben Recht. Möchten Sie noch eine Tasse Kaffee? Aufs Haus,
statt auf die Hose?«
Noch einige Sekunden lang blickte er sie finster an,
bevor er anfing zu grinsen und etwas sehr Merkwürdiges mit Jennys Magen
geschah. Er verfiel in eine Art Krampf, der sich vom BH an abwärts bis zu den
Knien auswirkte. Und zwar so stark, dass sie sich fragte, ob sich irgendwelche
ihr vorher noch nicht bekannten Muskeln an der Innenseite ihrer Schenkel
zusammenzogen. Sie starrte ihn an, um herauszufinden, was diese heftige
Reaktion ausgelöst haben könnte. Er grinste immer noch, und prompt blieb Jenny
die Luft weg. Wie konnte jemand, der so unfreundlich, so streitlustig und so
durch und durch stur war, wie konnte so jemand - sie schreckte vor dem Gedanken
zurück - plötzlich so attraktiv sein? Und dabei sah er nicht einmal gut aus!
Die gehobene Stimmung, in die Jenny durch die Lösung
der Spannung und ihr Gelächter geraten war, verflüchtigte sich wieder. Die
Erkenntnis, dass sie gerade in extremer Weise körperlich auf jemanden reagiert
hatte, gegen den Sie eigentlich eine Abneigung hegen sollte, war verwirrend.
Henry hatte sie niemals derart elektrisiert. »Ich werde Ihnen noch einen Kaffee
einschenken.«
»Vielleicht wäre es besser, ich würde das selbst
erledigen?« Er schien sich - Wunder über Wunder - ihres Stimmungswandels vollkommen
bewusst zu sein.
Der Gedanke, dass er auf ihre Seite der Theke kommen
könne, versetzte sie in Panik. Sie brachte ein halbwegs normales Lächeln zu
Stande. »Es ist schon in Ordnung; ich werde Sie nicht wieder damit
überschütten, es sei denn, Sie wären außergewöhnlich ungehörig.«
»So, wie ich es vorher war, meinen Sie?«
»Ja.« Jetzt kam sie schon besser zurecht. Die ihr
eigene Munterkeit stellte sich wieder ein.
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