Eine Liebe in Den Highlands: Roman
wirklich nicht, und
mit diesem Mann ausgehen, der eine so merkwürdige Wirkung auf ihre Muskeln
hatte, oder sie konnte sich auf die Seite der Vernunft schlagen und einfach
Nein sagen.
Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Wie ich schon
erwähnte: Ich bin abends meist hier. Bin ich es nicht, dann nur, weil ich noch
andere Arbeiten zu erledigen habe.«
»Was Ihre andere Arbeit anbelangt…«
»Darüber werde ich kein Wort verraten. Das ist
vertraulich.«
»Ich wollte sie auch nicht foltern, um Informationen
darüber zu bekommen. Aber Sie könnten dennoch einfach auf ein Glas mit mir
ausgehen.«
»Nein.«
»Nun, ich werde Sie wieder einmal fragen.«
»Ganz wie Sie wollen.«
Als er schließlich davongefahren war, ließ sie sich
auf den Hocker hinter der Theke sinken. Gott sei Dank hatte er sie nur zu einem
Drink eingeladen. Wenn er gesagt hätte: »Würden Sie gern mit mir ins Bett
steigen?«, wäre sie vielleicht nicht in der Lage gewesen zu widerstehen.
Dieses Begehren überkam Jenny nicht oft. Sie hatte
sich, was das anbelangte, immer für eher unterbelichtet gehalten, und es war
ein Bereich in ihrem Zusammenleben mit Henry, auf den es nicht besonders ankam.
Er war nicht allzu anspruchsvoll, wollte nie, dass sie etwas zu Exotisches tat,
und sorgte stets dafür, dass es ihr gut ging, bevor er einschlief. Weder störte
es sie, dass er nicht merkte, dass sie ihm nur etwas vormachte, noch fand sie
etwas dabei, dass es Sex nur samstagabends oder sonntagmorgens gab. Sie hatte
einfach akzeptiert, dass das, was in Illustrierten darüber erzählt wurde,
aufgeblasener Schwindel war und das, was sie und Henry erlebten, vollkommen
normal.
Früher hatte sie gewöhnlich lange gebraucht, bevor sie
mehr wollte als ein paar zarte Küsse, und das war einer der Gründe, warum es
ihr bei Henry ganz gut gefiel; er bedrängte sie nicht. So kam es, dass dieses
Begehren, die Sinneslust, die von der anderen Seite der Theke einer Imbissbude
von einem Mann ausgegangen war, der sich in jeder Weise als tyrannisch,
flegelhaft und rüde erwiesen hatte, eine durch und durch beunruhigende
Überraschung war. Es bedeutete, dass ihr Hirn und ihre Libido völlig unabhängig
voneinander agierten. Jenny hatte gern das Gefühl, ihr Leben unter Kontrolle zu
haben, aber diese völlige Loslösung von Herz und Kopf bedeutete, dass jedes und
alles passieren konnte. Sie konnte sich für ihre Sicherheit nicht länger auf
ihren gesunden Menschenverstand verlassen. Alles war möglich. Vielleicht fing
sie eines Tages eine Brieffreundschaft mit einem Strafgefangenen in der
Todeszelle an, um ihn dann schließlich unmittelbar vor der tödlichen
Giftspritze zu heiraten oder dergleichen.
O Gott, dachte sie, während sie den Kaffee aufwischte,
warum muss ausgerechnet mir das passieren? So etwas darf es bei mir einfach
nicht geben! Ich weiß, dass Henry mich für eine verrückte Nuss hält, und
vielleicht bin ich das auf gewisse Weise auch, aber sobald es um mein
Liebesleben geht, war ich immer jemand, der grundsolide war und alles unter
Kontrolle hatte - und kein hormonell unausgeglichener Knallkörper, der in alle
möglichen Richtungen auf einmal losgeht. Das Leben ist im Augenblick auch ohne
dergleichen schon schwer genug!
Glücklicherweise erschien Felicitys Volvo, bevor Jenny
allzu sehr mit sich hadern konnte. Bis Felicity ausgestiegen war und die Imbissbude
erreicht hatte, sah Jenny wenigstens wieder so aus, als hätte sie noch alle
Tassen im Schrank, auch wenn sie selbst wusste, dass ein paar davon arge Sprünge
bekommen hatten.
»Hi, Felicity! Wie schön, ein freundliches Gesicht zu
sehen! Was darf ich dir anbieten? Einen doppelten Mokka mit aufgeschäumter
Magermilch?« Seit dem Morgen waren sie per Du.
Felicity schien befremdet zu sein und zog eine
Schachtel Zigaretten hervor.
Klar, dachte Jenny, Felicity war wahrscheinlich noch
nie in einem Coffeeshop nach amerikanischer Art gewesen. »Wie wärs mit einer
heißen Schokolade?«
Felicity nahm einen tiefen Zug. »Wunderbar, und ich
habe auch eine Kleinigkeit mitgebracht, die wir hineingeben können.« Mit der
Zigarette zwischen den Lippen öffnete Felicity eine große Handtasche und zog
eine halbe Flasche Whisky daraus hervor.
»Hm, dabei leiste ich dir besser keine Gesellschaft.
Eine von uns sollte fahrtüchtig bleiben. Was möchtest du denn essen? Ich übernehme
das. Du kannst ein Schinkenbrötchen mit Zwiebeln oder mit Spiegelei bekommen.
Oder eine Tomatensuppe? Hier, sieh dir mal die
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