Eine Liebe in Den Highlands: Roman
entfachte,
draußen getobt hätte, hätten die Bäume schlagartig ihre noch vorhandenen
Blätter verloren, wäre die Imbissbude umgeworfen worden und hätte man im
Rundfunk eine Orkanwarnung durchgegeben. Bisher hatte sie ein Leben in der
Geborgenheit geführt, in dem sich nichts ereignet hatte, um sie auf diesen
Augenblick vorzubereiten. Wie sollte sie reagieren? Sollte sie sich daran
festklammern, an Henry zu denken? Oder sollte sie den Sprung in die
Niagarafälle des Begehrens wagen? Sie hatte keine Wahl; sie musste nicht
wirklich eine Entscheidung treffen. Sie musste um jeden Preis auf der sicheren
Seite bleiben.
»Warum sollten Sie diesen Wunsch hegen«, hakte eine
andere Frau, die Jenny nicht kannte, nach, »da wir doch offensichtlich nicht
miteinander auskommen?«
»Mir ist abends manchmal langweilig, und die
einheimischen Mädchen sind alle schon vergeben, habe ich gehört.«
»Hm. Das habe ich über die Jungs auch gehört.« Ein
Blick auf ihn verriet ihr allerdings, dass das Wort »Junge« für ihn definitiv
eine unzutreffende Bezeichnung war. Sie merkte außerdem, dass sie sehr wohl mit
ihm ausgehen wollte. Was war eigentlich mit ihr los?
»Nun, wie wäre es dann? Wollen Sie das Risiko
eingehen, den ganzen Abend in einem kalten Pub zu sitzen, Lager zu schlürfen
und sich von Ihrem Gesprächspartner langweilen zu lassen?«
»Wie Sie es beschreiben, klingt es wirklich
verlockend. Kann ich da widerstehen?« Sie zögerte. »Ja. Ich glaube, das kann
ich.« Puh! Sie hatte ihm einen Korb gegeben! Einen Augenblick lang hatte sie
geglaubt, sie würde wirklich annehmen.
»Na, kommen Sie schon! Ihnen muss doch auch manchmal
langweilig sein.«
»Ein klein bisschen Langeweile würde mir ganz gut
passen - also ja, ich werde auf einen Drink mit Ihnen ausgehen.« Oh Gott, ihr
Mundwerk! Warum ließ es sie dermaßen im Stich? War die Verbindung zu ihrem
Gehirn getrennt worden oder dahin geschmolzen wie nach einem Stromschlag?
Sie bedauerte etwas, so grob gewesen zu sein, als er
sie jetzt anstarrte, ungläubig und unzufrieden. Aber er würde nun nicht mehr
mit ihr ausgehen wollen, sodass sie in Sicherheit war. Und wenn er schmollte,
gab ihr das das Gefühl, sich richtig entschieden zu haben. Sie würde sich ohne
die Theke des »Homely Haggis« zwischen ihr und ihm keine Sekunde sicher fühlen.
Es war ein wenig so, als ärgerte man im Zoo die Tiger - das war schön und gut,
solange sich Gitterstäbe zwischen ihnen und einem selbst befanden -, ohne
Gitter dagegen war es eine Spur zu spannend.
»Normalerweise finden die Frauen mich nicht langweilig«,
bemerkte er schließlich, nachdem er offensichtlich seinen Zorn unter Kontrolle
gebracht hatte.
»Woher wissen Sie das? Ich meine, es ist doch kaum
wahrscheinlich, dass sie Ihnen sagen, sie seien gelangweilt, oder?«
Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen. »Man merkt
ja normalerweise, wenn man jemanden langweilt. Ich jedenfalls merke es. Ich
kann natürlich nicht für Sie sprechen.«
»Danke für den Hinweis.«
Er gab einen Laut von sich, der zwischen einem Brüllen
und einem Knurren lag. »Ich glaube nicht, dass Sie mit Ihren Widerworten so
schnell bei der Hand wären, wenn es zwischen uns nicht diese Theke gäbe.«
In diesem Punkt musste Jenny ihm Recht geben. »Aber es
gibt diese Theke zwischen Ihnen und mir.«
Wieder gab er diesen knurrenden, brüllenden Laut von sich.
»Trauen Sie sich doch aus Ihrem Wagen heraus. Trauen Sie sich, herauszukommen
und mir zu sagen, dass Sie mit mir ausgehen werden.«
Die Knie hatten Jenny Schwierigkeiten gemacht, seit
sie ihn kommen gesehen hatte. Jetzt spürte sie aber nicht länger nur Begierde,
sondern zusätzlich eine nackte Angst. Doch eine Herausforderung war eine
Herausforderung, und sie hatte nicht fair gespielt - es war nicht fair, die
Tiger zu ärgern, und sie sollte sich jetzt den Folgen stellen.
Jenny trat leicht zitternd auf die geschotterte Fläche
hinaus. Sie blickte entschuldigend, bittend und lachend zugleich zu ihm auf. Er
brauchte drei Schritte, um bei ihr zu sein. Dann legte er ihr die Hände auf die
Schultern, zog sie an sich und küsste sie so heftig, dass seine Zähne sich
schmerzhaft gegen ihre Lippen drückten. Er ließ die Hände von ihren Schultern
gleiten und presste sie so fest an sich, dass sie keine Luft mehr bekam. Als er
sie schließlich losließ, keuchten sie beide, und Jenny taumelte.
»Ich werde Sie anrufen«, sagte er, bevor er sich
abrupt umwandte und zurück zu seinem Wagen
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