Eine Liebe in Den Highlands: Roman
hätte, wie ungewohnt dies für sie war.
Irgendwann mussten sie die Karte hervorholen, und
einige Zeit später brachte Felicity eine Wegbeschreibung zum Vorschein. Zuerst
war es leicht, ihr zu folgen, aber dann schienen die Entfernungen plötzlich
nicht mehr zu stimmen.
»Jetzt heißt es: ›weiter geradeaus bis zur nächsten
Querstraße, die erste links und dann den Hügel hinunter‹ bis wir an eine Einmündung
kommen. ›Wieder links, zwei Meilen geradeaus‹, und da sollte dann ein Schild
stehen«, erklärte Felicity.
»Hört sich ziemlich einfach an«, gab Jenny zurück,
obwohl sie wusste, dass Wegbeschreibungen nie einfach waren und dass sie sich
früher oder später wenigstens einmal verfahren würden.
»Steht da, den Hügel hinauf oder hinunter?«, fragte
Jenny ein paar Minuten später. »Denn hier geht es definitiv bergauf.«
»Hm. Hier steht, abwärts. Vielleicht geht es nach ein
paar Minuten wieder bergab.«
Aber der Berg tat ihnen den Gefallen nicht. »Lass uns
zurückfahren und es noch einmal versuchen«, schlug Jenny vor.
Als sie schließlich mehrere Versuche hinter sich
hatten und in Jenny bereits das Gefühl aufkeimte, dass sie keine Chance hatten,
ihr Ziel jemals zu finden, bemerkte Felicity: »Schau mal - da auf der anderen
Seite des Flusses - dort drüben. Lamas!«
»Tatsächlich? Ich wusste gar nicht, dass er Lamas
hält! Ich dachte, er würde sie nur scheren.«
»Alpakas. Er schert Alpakas. Davon hat er auch ein
paar.«
Nachdem sie nun ihr Ziel vor Augen hatten, war es
relativ leicht, dorthin zu gelangen. »Gott sei Dank«, seufzte Felicity, als sie
ankamen. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Ruthven's Farm, das ist es. Sie
sollte am Ende dieses Fahrweges liegen.«
Links und rechts von ihnen weideten noch mehr Lamas.
»Glaubst du, wir können sie streicheln?« wollte Jenny wissen. »Oder sind sie
furchtbar übellaunig?«
»Bestimmt nicht. Dann würden sie Lachlan nicht so
gefallen. Soll ich das Tor öffnen?« Mit mädchenhafter Eile sprang Felicity aus
dem Auto.
Nach einer Kurve kam ein Bauernhaus in Sicht. Es war
lang, niedrig und grau, und dahinter standen einige Nadelbäume. An einer Seite
des Anwesens floss der Fluss entlang, und davor erhoben sich jenseits einer
Ebene majestätisch die Berge.
»Was für ein himmlisches Plätzchen!«, flüsterte Jenny.
»Hm. Das Haus scheint recht klein zu sein.« Felicity errötete
leicht; es war schwer zu sagen, ob ihre Bemerkung kritisch gemeint war.
»Aber die Lage ist perfekt«, entgegnete Jenny. »Und es
wird bestimmt irgendein Schuppen oder eine Scheune da sein, die du für deine
Arbeit benutzen könntest. Oh, sorry. Mein Mundwerk hat sich selbstständig
gemacht. Beachte mich gar nicht.«
»Nein, das ist schon in Ordnung. Ich habe mich
wirklich gefragt, ob ich vielleicht eines Tages hier leben werde. Es ist
schwer, solche Träume zu unterdrücken, nicht wahr?«
Jenny nickte und wünschte sich, sie würde das nicht so
gut verstehen, wie sie es verstand. Was tat sie denn, wenn sie so viel an einen
Mann dachte, während sie gleichzeitig mit einem anderen praktisch verlobt war?
»Aber ich werde mir darüber klar werden müssen, ob ich
hier zurechtkommen kann«, fuhr Felicity fort, die von Jennys inneren Kämpfen
nichts bemerkt hatte. »Ich würde es nicht ertragen, für Lachlan eine Last zu
sein.«
»Das wirst du bestimmt nicht sein. Und dann wäre es
immer noch seine Entscheidung. Vielleicht hat er dich lieber als Last als überhaupt
nicht. Oh - da ist er.«
»Warum haben Sie eigentlich neulich beim Abendessen
nicht erwähnt, dass Sie selbst Lamas halten?«, erkundigte Jenny sich, als sie
ausgestiegen waren. »Das hätte Lady Dalmain doch sicherlich beeindruckt.«
»Es ist nicht mein Wunsch, Lady Dalmain zu
beeindrucken«, gab Lachlan bestimmt zurück.
Jenny warf Felicity einen Blick zu. Sie konnte deren
sehnsüchtigen Ausdruck gut verstehen. Er war nicht gerade Jennys Typ, obwohl
sie gar nicht mehr wusste, ob sie überhaupt einen Typ hatte - vielleicht lag es
doch nur an den Pheromonen -, aber er war stark und männlich. Und wenn es einen
Mann gab, der Felicity dazu bringen konnte, ihrer Mutter die Stirn zu bieten
und ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen, dann war es Lachlan.
»Wie sieht es denn aus?«, fuhr Lachlan fort. »Sollen
wir jetzt zu Mittag essen? Oder soll ich euch erst alles zeigen?«
»Lässt sich das Essen denn warm halten?«, fragte
Jenny, da Felicity in ihrem Schweigen verharrte, wahrscheinlich
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