Eine Liebe in Den Highlands: Roman
sehen wollen.
Ohne sich einen Deut um die Lösung dieses Rätsels zu scheren und mit einem
geistesgestörten Lächeln auf den Lippen schlief sie ein.
Kapitel
14
Jenny hatte die Absicht, früh aufzustehen und aus dem
Haus zu gehen, bevor irgendjemand sie sah. Da ihr Klient am Montagmorgen kam,
wollte sie einen Tag in der Fabrik verbringen und sich davon überzeugen, dass
alles genauso war, wie es sein sollte. Sie hatte keine derartige Abmachung
getroffen, war sich aber ziemlich sicher, dass auch Kirsty in der Firma sein
würde. Es war nur eine winzige Chance, doch insgeheim hofften sie beide, Mr. M.
R. Grant-Dempsey würde die Art Mann sein, der sich von einer schönen Präsentation
blenden ließ, von Hochglanzprospekten und kunstvollen Grafiken. Was solche
Dinge betraf, war Jenny ein absolutes Genie.
Es war ein Fehler gewesen, vorher noch frühstücken zu
wollen. Das erkannte sie in dem Augenblick, als Henry unmittelbar nach ihr in
der Küche erschien.
»Jenny! Wann bist du gestern Abend nach Hause gekommen?
Und wo bist du gewesen?«
»Das weiß ich nicht so genau. Ich war noch nie dort.«
Und da sie allein wohl auch niemals wieder dort hinkommen würde, war diese
schwammige Aussage zumindest teilweise gerechtfertigt.
»Jenny! Du verschwindest einfach - vor dem Nachtisch
-, um Himmels willen, und jetzt willst du mir nicht erzählen, mit wem du
unterwegs warst! Wir sind ein Paar, falls du das vergessen hast. Oder
jedenfalls sollten wir eins sein!«
»Du hast nicht gefragt, mit wem ich unterwegs war,
Henry. Das kann ich dir sagen! Es war ein Mann, den ich im ›Homely Haggis‹
kennen gelernt habe und der in einer bestimmten Angelegenheit einen Rat
brauchte. Wenn du natürlich die Höflichkeit besessen hättest, mir von deiner
Ankunft zu erzählen, hätte ich mich für einen anderen Tag mit ihm verabredet.«
»Du solltest dich überhaupt nicht mit ihm verabreden,
Du bist meine Freundin.«
Sie stöpselte den Wasserkocher ein, den sie sich aus
der Fabrik geliehen hatte. Jenny hätte darauf zu sprechen kommen können, dass
Henry bei den Hochlandspielen auf Teufel komm raus geflirtet hatte, aber da sie
selbst alles andere als ein gutes Gewissen hatte, verkniff sie sich die
Bemerkung. »So war es nicht«, flunkerte sie. »Und warum bist du schon so früh
auf?«
»Dieses verdammte, lumpige Bett!«
Jenny nickte mitfühlend. »Ich hab dich ja gewarnt,
dass du Lady D.'s Einladung besser nicht annimmst. Dieses Haus ist elend kalt
und ungemütlich. Du wärst in einem Hotel besser aufgehoben gewesen.«
»Ich dachte, ich könnte vielleicht dein Bett teilen.«
»Meins ist nicht nur genauso lumpig, es ist auch genau
wie deins ein Einzelbett. Und ich habe dir bereits gestern erklärt, dass wir
unmöglich in Lady Dalmains Haus zusammen schlafen können. Es ist, wie du
mittlerweile sicher selbst herausgefunden hast, viel zu kalt, um darin
herumzuschleichen.«
»Und wo willst du jetzt hin?«
»In die Fabrik. Mein Kunde kommt morgen. Ich muss
dafür sorgen, dass alles tipp topp ist.«
»Aber es ist Sonntag!«
»Ich weiß. Ich muss trotzdem arbeiten.«
»Und was soll ich den ganzen Tag mit mir anfangen? Ich
bin hergekommen, um dich zu sehen!«
»Ich schlage vor, du suchst dir ein Quartier, wo es
rund um die Uhr heißes Wasser und eine anständige Matratze gibt. Hier wirst du
dich abscheulich fühlen.«
Henry gähnte. »Oh, die Unbequemlichkeiten nehme ich in
Kauf. Lady D. kennt jeden in der Gegend, der etwas darstellt, und sie hat
wirklich Persönlichkeit. Eine faszinierende Frau. Sie kann mich mit allen
möglichen nützlichen Leuten bekannt machen.«
»Das stimmt. Aber wirst du die Zeit haben, diese
Kontakte zu nutzen?« In ihren Worten schwang ein Anflug von Ironie mit, weil
sie an seine zügige Arbeit am vergangenen Tag denken musste, doch die Ironie
war an Henry verschwendet.
»Oh ja. Ich rechne damit, dass ich noch mindestens
zwei Wochen hier verbringen werde. Habe ich das nicht erwähnt?«
Jenny bekam plötzlich schwache Knie. »Warum so lange?«
»Freust du dich nicht? Ich dachte, du wärst glücklich
darüber, dass ich es geschafft habe, mir diesen Job hier oben unter den Nagel
zu reißen, damit ich in deiner Nähe sein kann!«
»Glücklich?«, erwiderte sie lahm. »Hm, natürlich freut
es mich, dich zu sehen, aber ich habe furchtbar viel zu tun.« Sie sah auf ihre
Armbanduhr. Es war zehn vor acht. »Ich muss jetzt los. Warum nimmst du nicht
meinen Wasserkocher, brühst dir eine Tasse Tee auf und
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