Eine Liebe in Den Highlands: Roman
Scheiße, Scheiße.«
»Jenny!«
Die Tür wurde geöffnet, und Effie führte Ross Grant
ins Büro. Jenny wurde schwach. Sie stützte sich mit den Händen auf dem Schreibtisch
ab, damit ihre Knie nicht vollends unter ihr nachgaben. Sie schwitzte. Die
verschiedensten Gefühle wirbelten ihr wie Discolichter durch den Kopf:
Verwirrung, Schwindel und Übelkeit kamen zusammen. Als Ross Grant sie ansah,
war die vorherrschende Regung jedoch das Gefühl, verraten worden zu sein.
Er warf einen Blick auf sie und richtete seine
Aufmerksamkeit dann auf Kirsty. »Hallo. Ross Grant-Dempsey. Sie müssen Kirsty
McIntyre sein.«
Kirsty ergriff die ausgestreckte Hand und zuckte
zusammen, als er ihre Finger beinahe zerquetschte.
Jenny holte ein paar Mal tief Luft, um sich zu
beruhigen.
Als er sich ihr zuwandte, konnte sie zumindest
sprechen. »Und ich bin Ihre virtuelle Assistentin, Genevieve Porter. Aber das
wussten Sie ja schon, nicht wahr?« Sie hätte ihn am liebsten umgebracht, ganz
langsam, mit bloßen Händen. Aber Professionalität, wenn nicht schlicht und
einfach Stolz, zwang sie, ihre Würde zu wahren, und sei es auch nur den
Anschein von Würde.
»Ja, ich wusste es. Ich habe wirklich versucht, es
Ihnen zu erklären.«
»Ach ja? Aber allzu sehr angestrengt haben Sie sich
nicht.«
Er schloss kurz die Augen. »Ich weiß. Es tut mir leid.
Also, wollen wir jetzt zur Sache kommen?«
»Ich hole uns eine Tasse Kaffee«, meinte Jenny und
verließ den Raum, bevor irgendjemand sie daran hindern konnte.
Ohne recht zu begreifen, was sie da vor sich hatte,
starrte Jenny die Kaffeemaschine an. Es dürfte nicht weiter schwierig sein, sie
hatte wahrscheinlich schon eine Million Mal Kaffee gekocht. Sie musste sich
doch einfach daran erinnern! Jenny verwandte ein paar Augenblicke auf die
Frage, wann sie das letzte Mal Kaffee gekocht hatte. Das schien einfacher zu
sein.
Wie viel hatte sie Ross von der Fabrik erzählt? Hatte
er womöglich alle Informationen bekommen, die er brauchte, um sie zu schließen?
Ein paar Gläser Malt-Whiskys, und er hatte alles beisammen, um ein Vermögen zu
machen. Und die Küsse - alle beide. Waren sie ein notwendiger Bestandteil
seines Plans gewesen? Vermutlich. Wahrscheinlich hatte er dafür gesorgt, dass
sie sich genügend für ihn interessierte, um mit ihm auszugehen, genug, um sich
betrunken machen zu lassen und ihm alles zu erzählen, was er wissen musste. Oh,
was für eine Idiotin sie gewesen war! Wie naiv! Wie leichtgläubig!
Instant-Kaffee würde genügen, befand sie. Sie gab
einen großen Teelöffel davon in einen Becher - keinen von Kirstys guten
Bechern, sondern einen von den alten, mit unflätigen Sprüchen und Kitschen am
Rand. Sie wollte gerade das Wasser darauf gießen, als sie an Kirsty dachte.
Arme Kirsty. Sie würde den Job verlieren, den sie liebte, die Fabrik, für die
sie ihr Leben lang gearbeitet hatte. Sie sollte sich nicht auch noch schämen
müssen.
Fünf Minuten später, nachdem sie eine Warmhaltekanne
mit Kirstys Lieblingskaffee gefüllt hatte, nahm Jenny das Tablett, auf dem
jetzt Tassen und Unterteller sowie ein Krug Milch standen, und kam zu dem
Schluss, dass sie allein es war, die sich schämen musste.
War sie wirklich so lüstern gewesen, wie sie sich
vorkam? Konnte er gespürt haben, wie sehr sie ihn nach diesem letzten Kuss
begehrt hatte? Hatte er aus ihrem Benehmen geschlossen, dass sie mit ihm
schlafen würde, während sie gleichzeitig für ihn die Fabrik demontierte? Ging
er davon aus, dass sie ihm erlauben würde, die Dalmains mit derselben
Mühelosigkeit um ihren Besitz zu bringen, mit der er ihr die Hemmungen genommen
hatte? Sie trat mit der Schuhspitze gegen die Tür - nur leicht, damit jemand
ihr öffnete.
Ohne Ross anzusehen, stellte sie das Tablett auf den
Schreibtisch, und sie schenkte ihm auch keinen Kaffee ein. Ihre Hände waren
feucht und zitterten, und sie wollte Ross keinen Kaffee über den wunderschönen
Anzug gießen. Sie setzte sich ein klein wenig abseits von den anderen hin, in
der festen Absicht, den Mund zu halten und dem Fortgang des Gesprächs zwischen
Kirsty und Ross zu entnehmen, worüber die beiden bisher gesprochen hatten.
Ihre guten Vorsätze hielten jedoch nicht lange. »Also,
Sie werden die Fabrik schließen, nicht wahr?«, fragte sie scharf und in dem
vollen Bewusstsein, dass sie den Tränen nahe war. »Oder werden Sie zumindest
pro forma einen Blick auf unsere Pläne für die Fabrik werfen, Pläne, die dem
Unternehmen Erfolg
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