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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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sowieso nur in die Schule und sonst nirgendwohin. Am Samstag schien dann wieder die Sonne und die Luft schmeckte nach all dem Regen wie frisch gewaschen.
    Als ich die Treppe herunterkam, erwischte ich Camille gerade noch, wie sie zur Tür hinauswollte, während Marie Lefebvre beleidigt und lautstark in der Küche rumorte. Ich hatte die beiden seit dem vergangenen Sonntag nicht mehr zusammen gesehen, und Camilles Gesicht war noch immer sehr blass, als sie sich ihre große Clownstasche über die Schulter schlang und mit einem gemurmelten
Bonjour
an mir vorbeiging. Ich hatte Lust, sie am Arm zu fassen und etwas Freundliches zu ihr zu sagen, aber wagte es dann doch nicht, denn sie war offensichtlich in Eile. Vielleicht ergab sich die Gelegenheit ja später an diesem Wochenende.
    Es war nicht meine Schuld, dass ihre Arbeit im Hospiz aufgeflogen war. Madame Sarakowa hätte Marie sowieso angerufen, da war ich mir sicher. Ich wollte Camille einfach sagen, dass es mir leidtat und wie beeindruckt ich von ihr war, dochdies war nicht der rechte Augenblick. Aber ich hoffte, ihn bald zu finden.
    »Camille, warte kurz«, hielt ich sie dennoch zurück.
    »Ja?« Sie drehte sich auf der Türschwelle um.
    »Du wolltest mir doch erklären, wie man zu diesem Flohmarkt kommt, wo du letztes Wochenende deine Stiefel gefunden hast.«
    »Ach ja. Das ist ganz einfach. Du nimmst die Linie vier bis hoch nach
Porte de Clignancourt
. Dann folgst du einfach den Schildern, auf denen »
Puces
« steht.
    »
Puces?
«
    »Ja.
Puces
heißt Flöhe.«
    »Okay, danke.«
    »Suchst du was Bestimmtes? Es ist ein großes Gebiet dort, das nach dem Angebot der Händler unterteilt ist.«
    »Hm, eigentlich nicht. Oder doch. Weißt du, wo sie Kunstbedarf verkaufen?«
    »Kunstbedarf? Was denn zum Beispiel? So was wie alte Staffeleien?«
    Ich nickte.
    »Nein. Am besten ist, du läufst einfach herum. Du wirst dann schon was finden.«
    »Danke, Camille.«
    Sie zuckte nur die Schultern und zog die Tür hinter sich zu. Ich atmete tief durch. Wenigstens hatten wir miteinander gesprochen, das war schon mal ein Fortschritt. Alles andere würde sich irgendwie ergeben. Nun musste ich erst mal Wolffwiedersehen. Schon der Gedanke an ihn ließ meine Kopfhaut kribbeln. Es gab so viel zu erzählen, und ich konnte es kaum abwarten, ihn zu treffen.
    Als ich die Küche betrat, war Marie bereits verschwunden, und ich schüttete mir heimlich und genussvoll etwas von ihrem teuren, schlank machenden Müsli in eine Schale und goss kalte Milch darüber.
    Zurück in meinem Zimmer schlüpfte ich in meine Stiefel, die meine Beine in den schmalen schwarzen Jeans länger und dünner aussehen ließen. Kurz darauf war ich auch schon zur Tür hinaus, um die Linie vier zur
Porte de Clignancourt
zu nehmen. Allein der Gedanke an ein Geschenk für Wolff war fast, wie bei ihm zu sein und seine Nähe zu spüren.
    An der
Porte de Clignancourt
wimmelte es vor Menschen und sowohl die Besucher als auch die Verkäufer schienen aus aller Welt zu stammen. Am Anfang folgte ich Camilles Rat und ließ mich einfach nur so durch die Gassen treiben. Zuerst kam ich zu den afrikanischen Antiquitäten und Kunstwerken: Auf langen Tischen lagen Schnitzereien und bunter Perlenschmuck und die Verkäufer trugen hohe, gestreifte Mützen und ihr langes schwarzes Haar war in Zöpfen geflochten. Sie redeten, rauchten und schlugen die hohen Trommeln, die ich überall zum Verkauf sah. Gegen elf bekam ich Lust auf einen
Crêpe
mit Schokolade und Banane und aß ihn, während ich mit baumelnden Beinen auf einer Mauer nahe den Gemälden und Skulpturen saß. Das meiste Zeug warenfurchtbare Schinken und ich musste mir beim Anblick der vielen schlechten Fälschungen das Lachen verbeißen. Dann ging ich weiter, an Tischen voll gefälschter Vuitton-Taschen vorbei, bis ich plötzlich vor einem schmalen Gang stand, der mitten in das Herz des Flohmarktes führte. Hier wurden Möbel und andere Gegenstände verkauft und ich bummelte hinein. Gleich beim ersten Stand machte ich halt und strich mit den Fingern über ein Bündel alter Pinsel und eine Reisestaffelei, die offensichtlich schon einiges mitgemacht hatte.
    »
Je peux vous aider, Mademoiselle?
«, fragte die Verkäuferin mich. Sie trug ihre langen schwarzen Haare offen und war an Hals und Handgelenken mit schwerem Schmuck behängt, der in den Farben zu ihrem bodenlangen Kaftan passte. Ich konnte meinen Blick nicht von ihr lösen und beschloss, von nun an auch künstlerischer rumzulaufen.

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