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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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verlangsamte meinen Schritt und begann, mich nach Camille umzuschauen, aber alle grünen Stühle rund um den Teich waren besetzt, und ich sah sie nirgends, sodass ich schnell den Mut verlor. Wie sollte ich sie hier finden? Was, wenn sie heute einmal woanders war als sonst? Dann hatte ich es zumindest versucht, dachte ich seufzend. Ich drehte mich noch einmal um und ließ meinen Blick über die bunte Menge schweifen. Wenn ich sie jetzt nicht sah, wollte ich kehrtmachen. Da entdeckte ich sie plötzlich am Rand des Teichs, wo sie eines der kleinen hölzernen Segelboote, die man an einem Stand mieten konnte, mit einem langen Stecken auf dem Wasser entlangtrieb. Ihre Schuhe hatte sie ausgezogen und sich die Jeans bis zu den Knien hochgekrempelt.
    »Camille«, sagte ich leise, aber sie hörte mich dennoch und hob den Kopf. Wie traurig sie noch immer aussah. Als sie mich erkannte, sprang sie zornig auf und putzte sich die Hände an den Nähten ihrer Jeans ab.
    Ihr Gesicht war dunkelrot vor Wut, als sie mich fragte: »Was machst du hier? Läufst du mir wieder nach? Hast du denn in den vier Wochen hier in Paris nichts Besseres zu tun?«
    »Dein Vater hat mir gesagt, wo ich dich finde.«
    »Weshalb hast du mich gesucht?«
    »Komm, lass uns uns setzen«, schlug ich vor. Camille ließ sich nach kurzem Zögern wieder nieder. Ihr Segelboot dümpelte friedlich auf dem runden Teich vor sich hin und ich wartete, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. Dann setzte ich mich neben sie und zog die Knie an.
    Sie sah aufs Wasser und nicht zu mir. Als ich leicht meine Hand auf ihren Oberarm legte, schüttelte sie sie trotzig ab.
    »Ich möchte mit dir reden. Es tut mir leid, was passiert ist. Aber es war wirklich nicht meine Schuld. Ich wollte dir etwas erzählen, als ich am vergangenen Samstag zur
Opéra
gefahren bin, und dir nicht etwa nachspionieren. Aber es stimmt, als Madame Sarakowa mir sagte, dass du schon mehrere Male nicht zu deiner Stunde gekommen bist, wollte ich wissen, was du machst, und bin dir am Sonntag dann bis zum Krankenhaus nachgegangen.«
    Camille blies verächtlich Luft durch ihre Nase aus. Ich legte erneut meine Hand auf ihren Oberarm und wieder schüttelte sie sie ab.
    »Camille, ich hätte dich nie im Leben verpetzt. Im Gegenteil. Was du machst, ist doch einzigartig und wunderbar. Du kannst so stolz auf dich sein und auf das, was du leistest.«
    Camille warf mir einen brennenden Blick zu und schwieg noch immer, während sie zu ihrem langen Stecken griff und versuchte, ihr Boot wieder einzufangen.
    »Sag doch was«, bat ich.
    Camille fuhr herum. »Ich habe von Anfang an versucht, dich hier willkommen zu heißen und dir zu helfen. Aber du lässt dir ja nicht helfen, sondern willst immer nur mit dem Kopf durch die Wand. Und dann bringst du auch noch unser aller Leben durcheinander.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist unfair, Camille. Ist es denn nicht eigentlich besser, wenn deine Mutter von deinenPlänen erfährt? Man muss doch in der Familie ehrlich miteinander sein können. Wenn man die Menschen anlügen muss, die einem am nächsten stehen, zu wem kann man denn
dann
ehrlich sein?«
    »Mama hätte nichts davon erfahren müssen. Ich habe sie enttäuscht.«
    Ich lachte kurz und bitter. »Camille! Sie kann doch nicht ewig glauben, dass sie dich in die Rolle der
Étoile
zwingen kann. Je eher du die Karten auf den Tisch legst, umso besser, oder?«
    Sie schwieg, aber sie wirkte nachdenklich.
    »Oder?«, wiederholte ich leise und legte ihr zum dritten Mal die Hand auf die Schulter. Diesmal ließ sie es geschehen. Ich atmete innerlich auf. »Manchmal muss man seine Eltern eben enttäuschen. Du lebst doch für dich und nicht für sie.«
    Camilles Augen füllten sich mit Tränen. »Solange ich denken kann, wollte meine Mutter, dass ich mein Leben so führe, wie sie ihres gerne geführt hätte. Solange ich denken kann, hat sie mir immer wieder gesagt:
Ich habe alles für dich aufgegeben, mach du es besser!
«
    »Aber wie kann sie denn das von dir verlangen?«
    Camille begann leise zu weinen und ich saß nur so neben ihr und ließ meine Hand auf ihrer Schulter. Weinen half, das wusste ich, und schließlich wischte sie sich die Wangen, schniefte und sagte: »Du hast ja recht. Wie kann sie das von mir verlangen? Ich habe mich nicht getraut, mir diese Frage zu stellen. Aber du kennst doch meine Mutter.«
    Ich nickte. Oh ja, ich kannte Marie oder hatte bereits einen guten Eindruck von ihr bekommen. Sicher konnte sie als Mutter in

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