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Eine Liebe wie Magie

Titel: Eine Liebe wie Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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aufgestanden - schon kurz vor Mittag -, denn sie hatte jede Menge Papierkram zu erledigen, der längst überfällig war. Es war jetzt nach fünf Uhr nachmittags, und sie fragte sich, wo der Tag geblieben war. »Ja, Tiswell, was gibt’s?«
    So schlank und groß, wie er war, bevorzugte der Butler die Mode des vorigen Jahrhunderts, was seinem würdevollen Aussehen aber keineswegs schadete. Er hatte das Auftreten und die Haltung von jemandem, der Könige bedient hatte, was bei ihm tatsächlich der Fall war, hatte er doch seinerzeit eine Anstellung im Hause des Königs George III. gehabt, bevor dieser dem Wahnsinn verfallen war. Sein letzter Arbeitgeber jedoch, ein emporgekommener Graf, hatte Tiswell ohne formelle Kündigung entlassen und an seiner Stelle eine jüngere, modischere Sorte von Butler eingestellt, eine Tatsache, die der Mann Augusta gegenüber stolz zugab, als sie ihn wegen einer Referenz angeschrieben hatte. Augusta hatte Tiswell prompt am darauffolgenden Tag die Stellung im Trecastle-Haushalt angeboten.
    »Ihr Tee, Lady Augusta«, sagte der Butler und trat mit einem
    Tablett näher. »Und ich dachte, es würde Sie vielleicht interessieren, daß die Post gekommen ist.«
    Augusta hatte Tiswell ins Herz geschlossen, und wenn er ihr den Tee brachte, immer um halb sechs, blieb er gewöhnlich bei ihr, um eine Tasse mitzutrinken und sich ein wenig zu unterhalten. Hätte Charlotte das gewußt, wäre sie zweifellos entsetzt gewesen, denn in ihren Augen war Verbrüderung zwischen Herrschaft und Bediensteten völlig undenkbar. Doch was Charlotte nicht wußte, konnte sie auch nicht aufregen. Augusta vervollständigte ihre Eintragung ins Hauptbuch und legte die Feder ab, bevor sie ihre Finger mit einem Tuch von den Tintenklecksen säuberte. »Danke sehr, Tiswell. Ich bin sofort bei Ihnen. Legen Sie doch die Briefe auf den Beistelltisch. Ich werde sie später durchsehen.«
    Der Butler tat, worum sie ihn gebeten hatte, und während er für beide eine Tasse Tee bereitete, sagte er: »Mylady, ich dachte, es würde Sie vielleicht interessieren ...«
    »Ja, Tiswell?« Sie überprüfte nochmals ihre Eingaben, um die Endsumme am Fuß der Seite zu bestätigen.
    »Da ist ein Brief von Ihrem Vater.«
    Augusta legte sofort das Hauptbuch nieder, stand auf und ging auf das Tischchen zu. »Von Papa?« Sie nahm den Stapel und überflog Einladungen und Visitenkarten — alles an Charlotte adressiert —, bis sie auf den Brief stieß, der Vaters charakteristische Handschrift trug. Ihr fiel sofort auf, daß er an sie adressiert war und nicht an Charlotte wie üblich. Sie legte die übrigen Briefe beiseite und sah Tiswell an. »Er schreibt an mich?«
    »Jawohl, Mylady. Deshalb dachte ich, Sie wünschten davon unterrichtet zu werden.«
    Augusta hatte ihren Brieföffner bereits am Siegel angesetzt, um den Brief zu öffnen, den er von seinem letzten Posten in Frankreich aus an sie abgeschickt hatte. Es war ein längeres Schriftstück, das die ganze Seite füllte und sogar den halben Rand, was  ihrem Vater überhaupt nicht ähnlich sah, waren seine Briefe doch immer kurz und knapp, genau wie er selbst.
    Augusta nahm ihren Platz am Teetisch ein und begann zu lesen.
    Meine liebste Augusta!
    Ich weiß, Du wirst es seltsam finden, daß ich Dir diesen Brief schreibe und nicht Charlotte, meiner Frau. Aber an diesem Tag der Tage sind meine Gedanken bei Dir, meiner Tochter, und bei Deiner Mutter, meiner süßen Marianne. Sie wäre genauso stolz auf Dich, meine liebe Augusta Elisabeth, wie ich es bin. Du bist genau so, wie sie Dich haben wollte, stark, unabhängig, und ich brauche mir um Dich keine Sorgen zu machen. Ich habe nur den einen Wunsch, daß Du eines Tages eine Liebe findest wie die, die ich mit ihr teilen durfte, eine Liebe, die mich an diesem Tag der Tage nicht losläßt.
    Augusta hörte auf zu lesen und blickte auf das Datum des Briefes. Achtundzwanzigster April achtzehnhundertachtzehn, der zwanzigste Todestag ihrer Mutter. Es überkam sie eine Ernüchterung, kalt und unangenehm. Ihr Vater hatte diese Zeilen vor fast einem Monat geschrieben. Die ganze Zeit über, einige Wochen lang, hatte sie nicht daran gedacht. Wie hatte sie nur die Bedeutung dieses Tages vergessen können?
    Sie war gerade acht Jahre alt gewesen, als ihre Mutter starb. In den zwei Jahren davor war Marianne zu krank gewesen, um irgend etwas anderes tun zu können, als dazuliegen und ihrer kleinen Tochter zuzuschauen, die vor ihrem Schlafzimmerfenster spielte. Es war die

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