Eine Liebe wie Magie
Fischen im Teich.«
Er bewegte sich nicht. »Vielleicht jetzt, aber man kann nie wissen, wann sich ein Räuber über eine arme, wehrlose Lady hermacht.«
Wehrlos? Sie verdrehte die Augen. »Ich ziehe es vor, der Gefahr ins Auge zu blicken — allein, Sir.«
Noah nickte. »Selbstverständlich, Mylady. Wenn Sie die Einsamkeit wünschen, dann werde ich mich auf diesen Baumstumpf dort drüben zurückziehen. Weit genug, um Ihnen die nötige Ruhe für Ihre Betrachtungen zu lassen, aber nahe genug, um einschreiten zu können, falls es nötig sein sollte «
Und bevor Augusta antworten konnte, stiefelte er über den Deich zu dem Baumstumpf, den er erwähnt hatte, genau in der
Öffnung zwischen den Bäumen. Umständlich hob er seine Rockschöße, bevor er sich mit über den Knöcheln gekreuzten Beinen hinsetzte. Augusta starrte ihn nur an. Er winkte ihr kurz zu. Sie verzog das Gesicht und verschränkte die Arme über der Brust. Sie wünschte sich einen passenden Stein, um ihn ihm an den Kopf zu schmeißen.
Augenblicke später hörte sie das Geräusch eines näher kommenden Reiters, ganz in Schwarz gekleidet, das Gesicht versteckt hinter seiner breiten Hutkrempe. Er zügelte sein Pferd auf der Lichtung, als er sie sah - und Lord Noah bei ihr, der immer noch auf seinem Baumstumpf saß. Es war Lord Belgrace, und er wendete sofort und ritt in die entgegengesetzte Richtung davon. Er war so schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war.
Augusta war so wütend, daß sie schreien wollte. Statt dessen beobachtete sie mit Wut im Bauch, wie Noah sich von seinem Baumstumpf erhob und wieder auf sie zukam. »Das war wirklich Glück, denn wenn je eine Gestalt unheimlich aussah, dann sicherlich er.«
Augusta gab keine Antwort. Statt dessen wirbelte sie herum und ging zu Atalanta, die auf sie wartete. Vielleicht könnte sie den Grafen einholen, bevor er den Park verließ, wenn sie sich beeilte. Es würde schwierig werden, denn sie hatte keine Ahnung, in welche Richtung er verschwunden war. Dennoch mußte sie es versuchen. Sie stieg schnell auf und benutzte dabei den Baumstumpf, auf dem Noah gesessen hatte, als Tritt. Dann trabte sie davon und konnte sich gerade noch beherrschen, nicht ihrem brennenden Verlangen nachzugeben und diesen lästigen Lord Noah über den Haufen zu reiten.
Kapitel 14
Als die Sonne das nächste Mal über den ruhenden Baumwipfeln des Bryanstone Square aufging, hatte die Welt, wie Augusta sie kannte, aufgehört zu existieren.
An ihrer Stelle war der blanke Wahnsinn eingekehrt.
Das erste Anzeichen dafür war das Erscheinen Charlottes an Augustas Schlafzimmertür. Augusta war gerade erst aufgewacht und dabei, ihr Haar zu einem praktischen Knoten zusammenzustecken, als sie aus dem Augenwinkel die Gestalt ihrer Stiefmutter wahrnahm, die sich im Türeingang herumdrückte. Sie sah noch einmal hin, um sicherzugehen, daß es tatsächlich Charlotte war, denn irgend etwas stimmte nicht mit ihr. Die Marquise war ruhig. Sie schwieg. Sie stürmte nicht herein, um den armseligen Zustand ihrer Existenz zu bejammern. Statt dessen grinste Charlotte über beide Ohren, genau wie Circe, wenn sie eine Maus im Garten gefangen hatte, just in dem Moment, als sie erkannte, daß Augusta sie im Spiegel ansah. Sofort ergoß sich Charlotte in einem chaotischen Redeschwall und rannte los, um Augusta an der Hand zu nehmen.
»Augusta! Oh! Dem Himmel sei Dank. Du bist wach. Ich bin schon den ganzen Tag völlig außer mir. Du wirst es nicht glauben. Es ist alles zu unbegreiflich, um es glauben zu können! Ich könnte es selbst nicht glauben, würde ich es nicht mit meinen eigenen Augen sehen!«
Augusta versteinerte in ihrem Stuhl. »Was ist los? Ist etwas passiert? Etwas mit Papa? Ist er aus dem Ausland zurück?«
Charlotte wedelte mit der Hand und lachte übermütig. »O, gütiger Himmel, nein, meine Liebe.« Sie beugte sich vor, um den Aufschlag an Augustas strohfarbener Popelinjacke zu richten — eine derart mütterliche Geste war völlig wesensfremd. Augusta begann sich zu fragen, ob sie nicht vielleicht etwas zu viel Madeira geschluckt hatte. Als wollte sie diesen Gedankengang unterstützen, beugte Charlotte sich hinunter, schaufelte Circe vom Teppich hoch und kraulte sie freiwillig hinter den Ohren. Augusta starrte sie einfach nur an. Wer hatte ihre Stiefmutter gegen dieses liebenswerte Modell ausgetauscht?
Sie drehte sich zur Marquise um und sah ihr ernst ins Gesicht. »Etwas ist passiert, Charlotte, und ich bestehe darauf,
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