Eine Liebe wie Magie
vorteilhaft finden könnten.«
Sie starrte ihn an. Sie hatte richtig vermutet. Lord Belgrace hatte ihn hergeschickt, denn was sonst könnte der Mann wohl meinen? Und wie schlau vom Grafen, die Umstände für ihr Zusammentreffen selbst in die Hand zu nehmen, indem er es so arrangierte, daß Lord Peversley Charlotte beschäftigte, während er und Augusta ungestört wären. Was für ein genialer Plan!
Augusta lächelte den Marquis an und neigte den Kopf in stiller Übereinkunft. »Auf morgen dann, Mylord.« »Ich werde die Minuten zählen, bis wir uns Wiedersehen«, sagte Lord Peversley, bevor er sich mit einer galanten Verbeugung verabschiedete.
Charlotte begleitete den Marquis zur Tür und eilte dann zurück in den Salon zu Augusta. »Sich vorzustellen, daß du — daß wir mit einem Marquis ausfahren. Und nicht mit irgendeinem, sondern mit Peversley.« Sie fächelte sich Luft zu. »Ich wollte, er hätte den Termin näher an fünf Uhr gelegt, wenn es im Park vor Menschen nur so wimmelt, aber das ist jetzt nicht mehr zu ändern. Oh, ein Marquis. Der Marquis von Peversley. Das wäre schon eine Eroberung, Augusta.«
Aber Augusta war viel zu beschäftigt, den Raum um sich herum zu betrachten, um Charlottes Enthusiasmus auch nur zu registrieren: die zahllosen Päckchen, die auf den Seitentischen plaziert waren, die Blumen, die aus jeder verfügbaren Schale und Vase quollen.
»Was ist hier passiert?«
»Oh, ist es nicht einfach grandios? Es ist so, wie ich dir sagte, Augusta. Das ist alles für dich, meine Liebe. Geschenke von deinen vielen Verehrern.«
Verehrern? Augusta setzte ihre Brille auf, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Was sie sah, war äußerst seltsam. Rosen, Gänseblümchen, Treibhausblüten, Blumen fast überall, wohin sie sah. Und wo keine Blumen waren, standen Päckchen, einige aufwendig dekoriert, andere in Packpapier. Sie hatte noch nie in ihrem Leben ähnliches gesehen. »Du mußt dich irren.«
»Keineswegs, meine Liebe. Auch hier kann ich mich nicht irren.« Sie hielt einen dicken Stapel mit Korrespondenz, Einladungen und Briefen hoch und legte ihn dann vor Augusta auf den Sofatisch aus Ebenholz. Dort stand bereits eine verzierte Silberschale voller Besucherkärtchen. »Es sieht so aus, als hättest du neulich abends bei Almack’s einen ziemlichen Eindruck hinterlassen.«
Augusta überflog die Briefe mit den zahlreichen Einladungen für Ereignisse in den kommenden Wochen sowie auch die etwas persönlicheren Aufforderungen zu zahllosen Kutschenfahrten, Theaterbesuchen, Museen, zu so ziemlich jeder Kurzweil, die London zu bieten hat, alles, was einer jungen Dame gefallen könnte. Aber anstatt wie üblich an Charlotte adressiert zu sein, bat jeder von ihnen um eine positive Resonanz von Lacdy Augusta Brierley.
Überzeugt, daß es sich bei alledem um ein fürchterliches Mißverständnis handeln müsse, sah Augusta zu Charlotte auf, die dastand, sie beobachtete und errötete. In ihren Augenwinkeln bildeten sich sogar Tränen.
Sie klatschte in die Hände. »Du bist ein voller Erfolg, Augusta. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber sieh dich nur um, die vielen Geschenke, die deine Verehrer schon geschickt haben. Ich wußte es die ganze Zeit. Alles, was du tun mußtest, war, dich so zu verhalten, wie ich es dir gesagt hatte. Oh, dein Vater wird so stolz auf dich sein.«
Augusta ignorierte sie und ging hinüber zum Seitentisch, auf dem eine gute Anzahl Päckchen gestapelt waren. Sie entfernte den Deckel des nahe liegendsten und fand darin ein kleines, elegant verziertes silbernes Schmuckkästchen. Versteckt im Deckel befanden sich einige hellrosa Rosenblätter, deren süßer Duft ihr sofort in die Nase stieg. Unter den Blättern lag eine Nachricht: »Mit meiner unsterblichen Hochachtung.« Unterschrieben hatte sie ein Mann, dessen Name sie nie zuvor gehört hatte. Unsterbliche Hochachtung? Und sie wußte noch nicht einmal, wer er war?
Andere Päckchen enthielten ähnliche Geschenke: elegante Schreibutensilien, verzierte Parfümfläschchen, feinste handbemalte Fächer, die auf geschnitzte Elfenbeinstäbchen aufgezogen waren. Einiges war anonym geschickt, oder unter dümmlichen Phantasienamen wie »Amorato« oder »Devotin«. Bei denen, die unterschrieben waren, hatte Augusta keine Ah-nung, wer die Gentlemen waren, und noch weniger, wie sie dazu kamen, ihr gegenüber solche Gefühle zu hegen. Wie konnten sie auch? Sie wußten nichts von ihr. Es war einfach zuviel, um es glauben zu
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