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Eine Liebesehe

Titel: Eine Liebesehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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gewesen, sondern immer von etwas belastet, das er nicht verstehen wollte. Jetzt aber tanzte sie mit ihm, sang zu seinem Klavierspiel mit einer weichen, tiefen Altstimme, nahm seinen Arm, um mit ihm durchs Haus zu bummeln, setzte sich im Auto neben ihn, und eines Abends schmiegte sie zu seiner zitternden Erregung ihre Hand unter dem Pelzmantel in die seine. Er hielt sie sekundenlang ganz fest und ließ sie dann los, als er gerade hinter Elise Ronnies Schatten in der Dunkelheit wahrnahm. Doch war ihm in dieser Sekunde Zeit geblieben, über die schmale Hand zu staunen, die wie ein Häufchen Blütenblätter zerquetscht werden konnte. Diese Hand hielt er, aber Ruths kräftige, feste Hand hielt die seine ebenso fest wie er die ihre.
    Am Sonntag, als Louise und Monty kamen, war die Gesellschaft vollzählig, das heißt, beinahe. Denn sie waren sieben bei Tisch, eine dumme Zahl, sagte die Mutter, aber sie müßten sich dareinschicken. William saß zwischen Elise und Monty, und da er sich aus seinem Schwager nicht viel machte, widmete er sich zwanglos Elise. Niemand erwähnte Ruth. Er wartete darauf, daß Louise sich unter vier Augen nach ihr erkundigen würde, und er schuf immer wieder eine Gelegenheit, aber Louise machte von keiner einzigen Gebrauch. Er merkte schließlich, daß sie entschlossen war, nicht von Ruth zu sprechen. Vielleicht hatte die Mutter es ihr befohlen.
    Am Sonntagabend wurde das Gefühl in ihm wach, daß jemand von Ruth reden müßte. Wenn niemand es tat, dann wollte er eben von ihr erzählen, wie reizend sie war, wie lieb. Wenn er von ihr sprechen konnte, bewies er seine Treue zu ihr.
    Aber als ob die andern die Möglichkeit spürten, daß ihr Name vor ihnen genannt werden könnte, begannen sie eine eifrige Unterhaltung, die seine Mutter vom Zaune brach, indem sie von einem Erlebnis berichtete, das sie vor vielen Jahren in England gehabt hatte. William hörte sie lachen.
    »Ich bin ganz und gar nicht abergläubisch«, sagte sie, »aber ich war einmal in Fairfax – in dem Jahr, als ich bei Hofe vorgestellt werden sollte. Kennen Sie Fairfax, Ronnie?«
    »Ziemlich gut«, antwortete Ronnie, die Pfeife aus dem Munde nehmend. Er sah unbestimmt begeistert aus, als ob er etwas äußern wollte; dann steckte er die Pfeife wieder in den Mund und sagte nichts.
    »Ich stieg die große Treppe zu meinem Zimmer hinauf, um zu Bett zu gehen«, fuhr Frau Barton fort. »Ich erinnere mich, daß es recht spät war – wir hatten getanzt. Gerade als ich oben war, hörte ich ein Kleiderrascheln, keine Seide, und da waren zwei Nonnen. Ich war ganz erstaunt. Aber ich verneigte mich, und sie gingen lächelnd vorbei. Am nächsten Morgen fragte ich den alten Grafen: ›Wer sind die reizenden Nonnen?‹
    ›Nonnen?‹ sagte er, ohne im mindesten überrascht zu sein. ›Haben Sie sie gesehen?‹
    ›Ja, zwei‹, sagte ich zu ihm.
    ›Oh‹, sagte er, ›sie lebten hier vor neunhundert Jahren. Fairfax war damals ein Nonnenkloster.‹«
    Ronnie nahm wieder die Pfeife aus dem Mund. »Es gibt in Fairfax ein Fenster, und niemand kann das dazugehörige Zimmer finden.«
    »Wie meinst du das, Ronnie?« fragte Elise. Ihr belustigter Blick suchte Williams Augen.
    »War dort einmal auf einer Gesellschaft«, antwortete Ronnie, der seine Pfeife sorgsam im Gleichgewicht hielt. »Wir gingen in jedes Zimmer des Schlosses und hängten aus allen Fenstern Handtücher. Dann gingen wir hinaus, und wahrhaftig, da war ein Fenster, aus dem kein Handtuch hing. Man sagte mir, viele Leute hätten das schon versucht, und es wäre immer das gleiche gewesen.«
    Monty riß seine schläfrigen, langbewimperten Augen auf und schaute seine Frau an. »Ist das nicht der Ort, wo bei Tagesgrauen im Ballsaal angeblich die Glocken läuten sollen.«
    »Ja, ich habe sie selber gehört«, antwortete Louise. »Der Ballsaal war früher die Kapelle.«
    »Ach, an all dem ist gar nichts Seltsames«, ließ sich der alte Barton vernehmen. »Die Menschen leben dort weiter, wo sie hingehören.«
    »Wir wollen tanzen«, sagte Elise unvermittelt.
    Und ein paar Sekunden später tanzte William mit ihr.
    »Es nimmt mich wunder, ob ich mich getraue, in England zu leben«, sagte sie zu ihm. »Werde ich wohl auch an Gespenster glauben?«
    »Ich kann es mir nicht gut vorstellen«, antwortete er und lächelte zu ihr nieder.
    Und dann war sie diejenige von allen Menschen in diesem Hause, die mit ihm über Ruth sprach.
    »Bist du richtig glücklich, William?«
    »Meinst du – jetzt?«
    »Nein,

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