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Eine Liebesehe

Titel: Eine Liebesehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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mochte und nie gemocht hatte. Monty hatte allzuviel Erfolg, unverdienten Erfolg. Er war jetzt ein reicher Mann, durch nicht ganz klare Mittel und Wege. Internationale Bankgeschäfte hatten ihm anscheinend zur Wohlhabenheit verholfen. Er und Louise verbrachten die Hälfte des Jahres in Paris. Der alte Barton, der von Montys Reichtum hörte und als Beweis für die Richtigkeit dieser Gerüchte Louises immer fabelhafteren Schmuck sah, drängte ihn, Bilder zu kaufen.
    »Es gibt keine bessere Kapitalanlage als ein gutes Bild«, belehrte er Monty ernst. »Es macht Vergnügen und läßt sich stets verkaufen.«
    Aber Monty blieb kalt; seine blassen, hübschen Augen ruhten unaufmerksam auf den Gemälden, die sein Schwiegervater liebte. Monty widersprach nie einem Menschen, doch tat er nur, was ihm paßte. Gegen dieses blasse, schweigende Wesen hatte Louise angekämpft, ohne die Oberhand zu gewinnen. Sie war nun dahin gelangt, ihn hinzunehmen, wie er war, und sogar stolz auf ihn zu sein, zumal der Erfolg ihm recht gab. Seine Freunde bedeuteten eine Prüfung für sie. Er schloß mit merkwürdigen Leuten Freundschaft, wie mit diesen beiden Menschen, die sich heute hier befanden. Wo hatte er diese dunkle junge Frau wohl aufgetrieben und diesen Mann, der weder ihr Gatte noch ihr Bruder war?
    »Hör mal, Lou, würden deine Eltern wohl etwas dagegen haben, wenn wir morgen zwei Leutchen zum Nachtessen mitbringen würden?« hatte er gefragt.
    Das war alles, was sie von ihnen wußte. »Mutter hat Fremde nicht gern«, hatte sie kühl erwidert.
    »Sag ihr, daß es Verwandte von mir sind.«
    »Aber das ist ja gar nicht wahr, Monty!«
    Er bedachte sie mit einem Seitenlächeln. »Du darfst nicht wie deine Mutter sein, Lou«, gab er freundlich zurück. »Es wäre mir schrecklich, wenn ich auch dich anlügen müßte, meine Liebe.«
    Das war's, was sie befürchtete: daß er eines Tages anfangen würde, sie anzulügen, und dann wäre er für sie verloren gewesen. So aber sagte er ihr – wenigstens vermeinte sie es – alles, was er tat oder plante, und er hörte ihr zu – wenigstens glaubte sie das –, wenn der Spielraum für die Ehrlichkeit nicht zu gering war.
    »Du mußt ehrlich sein, Monty«, sagte sie.
    Er lächelte. »Natürlich«, pflichtete er ihr bei.
    Aber der Spielraum war so gering, daß sie bisweilen, wenn sie allein saß, froh war, keine Kinder zu haben. Ihr einziges Kind war tot zur Welt gekommen, und sie hatte keine solchen Schmerzen wie beim Gebären mehr erleiden wollen. Wenn sie Monty nur festhalten konnte, solange ihre Eltern lebten, vielleicht blieb ihr danach Weile zum Ausruhen. Allerdings wußte sie nicht, wie sie ausruhen könnte; ob nun mit oder ohne Monty. Doch wenigstens waren keine Kinder da.
    Sie betrachtete William. Wo hatte er in all diesen Jahren gelebt? Sie war nicht sehr neugierig. Meistens fühlte sie sich zu müde, um sich mit anderen Menschen zu beschäftigen und über sie nachzudenken. Außerdem hatte sie die Worte ihrer Mutter, daß Williams Familie besser übergangen und vergessen würde, einfach hingenommen.
    »William weiß, daß er hier in seinem eigenen Hause immer willkommen ist«, sagte die Mutter. Louise fand das bewundernswürdig.
    Aber jetzt, dachte sie, sah William auch müde aus und zudem traurig. Wurde jeder Mensch einfach müde, sobald er nicht mehr jung war? Oder hatte William Sorgen und Schwierigkeiten? Sie konnte Monty kaum als Schwierigkeit bezeichnen, und doch war es beim Zusammenleben mit ihm, als ob man im Schatten eines Unwetters lebte. Man wußte nie, was werden würde – dieser Krieg zum Beispiel. Niemand dachte auch nur an den Krieg in Europa außer Monty. Irgendwie hatte er gehört, daß er kommen würde, und daran glaubte er.
    »Ein Krieg, Monty?« hatte sie gerufen. »Aber es gibt doch keine Kriege mehr!«
    »Nicht gleich, meine Liebe«, hatte er entgegnet. »Sagen wir, in ungefähr drei Jahren.«
    »Woher weißt du das?« hatte sie gefragt.
    Er hatte nicht geantwortet. Sie nahm an, daß er es von seinen Freunden in Konstantinopel, Wien, Berlin und Paris erfahren hatte.
    Sie seufzte, und ihre schwache Neugier, die durch Williams Aussehen erregt worden war, schwand dahin. Sie hatte ihre eigenen Sorgen, da sie mit Monty durch die ganze Welt zog. Als ihre Mutter sich bei ihr erkundigte, wer denn diese beiden Menschen seien, hatte sie ebenso zungenfertig, wie Monty es getan hätte, geantwortet: »Es sind irgendwelche Verwandte von Monty, Mutter. Natürlich, wenn du sie

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