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Eine Luege ist nicht genug

Titel: Eine Luege ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Gratz
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ohne ein Wort.
    Die Glastüren an der Rückseite des Hauses, durch die Olivia ihren Abgang gemacht hatte, standen immer noch offen, und ich schlüpfte hinein, wobei ich darauf achtete, nicht alles zu nass zu machen. Ich hatte keine Eile. Ich suchte auch nicht nach Olivia, die ich sowieso nicht gefunden hätte. Mit dieser Art von Tränen hält man nicht bei der ersten Toilette an, auf die man stößt. Außerdem hätte ich verdammt gar nicht gewusst, was ich hätte sagen können, um sie irgendwie zu trösten.
    Ohne mein Globales Positionsbestimmungssystem verirrte ich mich ein bisschen auf dem Weg nach oben in mein Zimmer. Dabei kam ich durch einen mir unbekannten Flur und hörte leise Stimmen aus einem unbeleuchteten Zimmer. Ich nahm an, das wäre ein Angestelltenpärchen, das da herumturtelte oder aber seine Rache plante.
    »Jetzt höre ich gar nichts mehr.«
    »V ielleicht ist er eingeschlafen. Er ist total betrunken. Mal wieder.«
    Das waren keine Angestellten, sondern Onkel Claude und Olivias Vater Paul. Es klang so, als würden sie über Hamilton reden, aber woher konnten sie wissen, was draußen passierte? Ich spähte hinein, und sah noch, wie Claude an einer Gegensprechanlage an der gegenüberliegenden Wand einen kleinen Schalter umlegte.
    »Ja. Also. Verstehen Sie? Ich hab Ihnen doch gesagt, wir würden einiges erfahren, wenn wir mithören.« Das war Paul, Olivias Vater. »Ich denke, er ist immer noch in sie verliebt. Aus diesem Grund ist er auch in der letzten Zeit so düster. Ich vermute, sie haben einen Liebesstreit.«
    Und ich vermutete, dass Paul Mendelsohn der einzige noch lebende Mensch war, der tatsächlich den Ausdruck »Liebesstreit« benutzte.
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, erwiderte Claude.
    »Er ist wie ein Schuljunge, der ein Mädchen, das er mag, am Pferdeschwanz zieht. Allerdings muss ich sagen, er hat ziemlich heftig gerissen. So eine Sprache!«
    »W as ihn auch immer so auf die Palme gebracht haben mag«, sagte Claude, »ich glaube, da muss jemand einschreiten.«
    »Einschreiten«? Was könnte das wohl beuten? Ich hörte Bewegung im Zimmer und glitt davon, ehe ich beim Schnüffeln erwischt wurde.
    Außerdem hatte ich ein heißes Rendezvous mit Candy, dem Cowboy.

Dreizehntes Kapitel

    Während ich in der Dunkelheit saß und darauf wartete, dass die Scheinwerfer um die Ecke gebogen kamen, dachte ich über Olivia und Hamilton nach. Trotz seines Wortgetöses musste ich Olivias Vater zustimmen: Zwischen den beiden war immer noch was. Vielleicht liebten sie sich ja noch immer. Aber woher kam es dann, dass Hamilton sie so tief verletzen wollte, und was brachte es ihr, dass sie immer wieder zurückkam, um sich seine Beschimpfungen anzuhören? Und was meinte Claude damit, dass er »einschreiten« wollte?
    Ein Wagen kam die gekieste Auffahrt herunter und ich ließ mich tiefer in meinen Sitz gleiten. Ich hatte mir den Volvo genommen und war die lange Auffahrt der Princes etwa bis zur Hälfte hinuntergefahren. Dort hatte ich so geparkt, dass die Scheinwerfer eines Wagens, der um die Kurve kam, mich nicht mehr erreichen konnten. Die meisten der Angestellten waren schon früher nach Hause gefahren, gleich nach dem Abendessen, aber ein paar blieben bis elf Uhr, um Leuten am Pool Whisky und warme Milch zu bringen. Dann fuhr Candy in einem verbeulten Mazda Convertible mit offenem Verdeck vorbei. Das Ende der Zigarette, die zwischen seinen Lippen auf und ab tanzte, leuchtete hellorange.
    Ich wartete, bis er ein gutes Stück entfernt war, dann fuhr ich mit ausgeschalteten Scheinwerfern los. Die Sterne waren zu sehen, doch der Mond war nur eine kleine Sichel, die in den Bäumen Verstecken spielte. Ohne zu blinken, bog Candy nach links auf die Hauptstraße ein, und ich machte es nur Augenblicke später genauso. Olivia wäre so stolz auf mich gewesen. Candy hielt sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, und so konnte ich mich ein bisschen zurückfallen lassen, ohne ihn aus den Augen zu verlieren. Sein Convertible fuhr über einen Hügelkamm, und da konnte ich meine Lichter einschalten und wurde einfach zu einem anderen Wagen, der dieselbe verlassene Straße durch Denmark fuhr.
    Als Candy erwähnt hatte, dass er am Abend nach der Arbeit noch jemanden treffen wollte, dachte ich, das wäre eine genauso gute Möglichkeit wie jede andere auch, etwas mehr über ihn zu erfahren. Er war zu seltsam, eine zu verschrobene Erscheinung, um einfach nur ein weiterer Angestellter der Princes zu sein. Eigentlich tat er

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