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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Skully
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wie es eigentlich für Erika war, mit zwei Männern zusammenzuleben. Wäre da nicht Wanetta von nebenan gewesen, hätte seine Tochter überhaupt keine Frau in ihrer Umgebung gehabt, da auch Tanners Mutter lange vor Erikas Geburt gestorben war. Hatte er seiner Tochter dadurch etwas Wertvolles vorenthalten?
    “Ich komme mit”, sagte er plötzlich, als wären seit Roscoes Angebot, mit Erika und Fluffy zu Lili zu gehen, nicht bereits einige Minuten vergangen. “Aber da Lili noch bei der Arbeit ist, können wir erst nach dem Essen zu ihr.”
    Roscoes verblüffter Gesichtsausdruck konnte nur eines bedeuten:
Woher zum Teufel weißt du, wo Lili ist?
    Tanner beantwortete Roscoes unausgesprochene Frage. “Ich habe sie gestern noch getroffen, als ich nach Hause gekommen bin. Sie hat erwähnt, dass sie euch besuchen war.” Er sah von seinem Vater zu seiner Tochter. “Sie hat mir auch erzählt, was mit Fluffy los ist.”
    “Aber sie hat gesagt, dass sie es nicht weiß, Dad.” Wenigstens war er jetzt wieder
Dad
für sie.
    “Ich habe sie gebeten, euch nichts davon zu erzählen.”
    “Warum?” Im Blick seiner Tochter lag eine Mischung aus Entsetzen und Fassungslosigkeit, als fühlte sie sich von ihm betrogen.
    Tanner war sich seiner Schuld schmerzhaft bewusst. Im Bemühen, sie zu beschützen, hatte er seiner Tochter nicht vertraut und ihr auch nicht die Gelegenheit gegeben, sich von Lili und ihren Fähigkeiten ein eigenes Bild zu machen. So einfach war es. Doch irgendwann war der Zeitpunkt erreicht, an dem man als Elternteil nicht mehr einfach sagen konnte: “Es ist so, weil ich es dir sage.”
    “Ich dachte, du wärst noch zu jung dafür, Erika”, sagte er. “Aber nach reiflicher Überlegung habe ich meine Meinung diesbezüglich geändert.”
    “Was hat Lili erzählt?” Sogar Roscoe guckte ihn böse an.
    Tief in seinem Inneren wollte Tanner nicht, dass Erika irgendetwas mit der ganzen Sache zu tun hatte. Doch “mit etwas zu tun zu haben” war ein relativer Begriff. Er hatte nicht vor, seine Tochter mitzunehmen, wenn sie die Leiche suchten, doch es war an der Zeit, dass sie zwei Dinge lernte: Erstens, dass es alle möglichen Leute auf der Welt gab – einige davon ehrlich, andere wieder Scharlatane und wieder andere, die komplett verrückt waren. Und zweitens würde sie lernen müssen, den Unterschied zu erkennen. Wenn Lili – trotz aller seiner Vorbehalte – recht hatte, dass jemand ermordet worden war, dann musste Erika außerdem lernen, dass es das Böse auf der Welt gab. Und dass dieses Böse manchmal auch in unmittelbarer Nähe passieren konnte. Das Beste, was er tun konnte, war, ihr ein entsprechendes Werkzeug mitzugeben, um diese Dinge selbst einschätzen zu können.
    Tanner stand auf und stellte seinen leeren Teller in die Spüle. Dann drehte er sich um und stützte sich mit den Händen auf die Theke hinter ihm. “Lili glaubt, dass Fluffy Zeuge eines Mordes war. Eines richtigen Mordes an einem Menschen. Sie möchte, dass ich ihr helfe, die Leiche zu finden.” Er sah Erika an. “Glaubst du, es könnte stimmen, was sie sagt? Oder meinst du, sie liegt total falsch?” Oder vielleicht lag die Wahrheit auch irgendwo dazwischen. “Und was sollen wir tun?”
    “Ich weiß, was wir tun sollten.”
    Tanner hob abwehrend eine Hand. “Ich habe nicht dich gefragt, Roscoe, sondern Erika.”
    Seine Tochter zog mit der Gabel Linien durch den Sirup auf ihrem Teller. “Hm.” Sie kaute auf ihrer Unterlippe. “Es ist wie beim fehlenden Glied in der Kette der Menschheitsgeschichte, Dad. Das Missing Link zwischen Mensch und Affe, du weißt schon. Niemand konnte es bis jetzt finden, aber das bedeutet nicht, dass es nicht trotzdem existiert. Viele total kluge Leute glauben, dass man es irgendwann sehr wohl entdecken wird.”
    Verdammt, sie verblüffte ihn schon wieder. Er selbst hatte seinen Traum, einmal ein großer Anthropologe zu werden, irgendwann einmal als kindische Spinnerei abgetan und aufgegeben. Doch seine Tochter hatte gerade einen Zusammenhang hergestellt, an den er selbst bis jetzt noch nie gedacht hatte.
    Erikas Stimmung hellte sich sichtlich auf. “Es wäre eine Art Experiment unter kontrollierten Bedingungen. Wenn wir die Leiche finden, dann ist Lili eine Hellseherin. Wenn nicht, dann eben nicht. Deshalb ist sie ja noch lange kein schlechter Mensch.”
    “Ich halte Lili keinesfalls für einen schlechten Menschen.”
    “Aber glaubst du ihr?”
    Er wollte, dass Erika sich unabhängig von ihm eine

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