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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Skully
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liebsten gewesen wäre: sich in sein Auto zu setzen und ziellos durch die Nacht zu fahren, damit er wieder einen klaren Kopf bekam.
    Sie hatte nicht geweint. Sie hatte ihn nicht angebrüllt. Ihre Unfähigkeit zu reagieren zeigte, wie sehr er sie verletzt hatte. Mit nur zwei Sätzen hatte sie ihn hinauskomplimentiert. Die Lili, die er kannte, hätte dafür mindestens fünf gebraucht.
    Er hätte sie anlügen sollen. Manchmal gab es gute Gründe zu lügen. Dann, wenn Ehrlichkeit kränkend war. Oder zutiefst verletzend. Wegen seines Versuchs zu rechtfertigen, warum er ihr nicht glaubte, war Lili nun am Boden zerstört.
    Tanner kroch durch das Loch in der Hecke zurück in Lilis Garten. Er konnte die Situation nicht so belassen. Nicht nachdem sie in seinen Armen einen Orgasmus gehabt hatte und er total glücklich dabei gewesen war. Er klopfte an die Hintertür. Als Antwort erlosch sofort das Licht in der Küche und auf ihrer Veranda. Tanner versuchte die Tür zu öffnen. Zugesperrt.
    “Lili, mach bitte auf. Wir müssen reden. Es tut mir leid.” Verdammt, er hätte vorhin einfach nicht gehen sollen.
    Ein undefinierbares dunkles Knäuel landete plötzlich auf der Veranda, kam auf ihn zu und blieb unmittelbar vor seinen Füßen stehen. Einstein. Tanner wich ihr aus, damit sie vorbeispazieren konnte. Doch die Katze lief nicht in den Garten und in die Nacht hinaus, sondern starrte ihn an. Ihre grünen Augen leuchteten im Mondlicht, und Tanner sah zwei lange Eckzähne aufblitzen. Ihr grauer Schwanz zuckte hin und her. Immer wieder.
    Er hätte schwören können, dass sie mit ihm redete.
    Du bist das Allerletzte.
    Tanner konnte dem nur zustimmen.
    Er musste mit Lili reden. Ihr alles erklären. Er ging um das Haus herum zum Vordereingang. Die Katze sprang auf das Geländer der Veranda und lief ihm hinterher. Lästiges Vieh. Tanner versuchte, auch diese Tür zu öffnen. Ebenfalls zugesperrt. Dann ging er ein paar Schritte in den Garten und schaute von dort zu den Fenstern im oberen Stockwerk hinauf. Erst erlosch das Licht im Vorraum, dann das im Schlafzimmer – zumindest nahm er an, dass das eine Fenster zu ihrem Schlafzimmer gehörte –, und dann war es völlig dunkel. Dunkel und grabesstill.
    Bis die Katze geräuschvoll vom Geländer auf den Holzboden der Veranda sprang.
    “Ich habe gedacht, das, was ich gesagt habe, wäre nicht so schlimm.”
    Einstein blinzelte, riss ihr Maul mit diesen spitzen, scharfen Zähnen weit auf und gähnte. Dann setzte sie sich hin, streckte ein Hinterbein in die Höhe und begann sich zu putzen.
    Die Botschaft war unmissverständlich.
Leck mich am Arsch, Junge.
    Das Problem war, dass er immer noch glaubte, eine verdammt gute Erklärung dafür zu haben, wie sie von der Leiche im Wald hatte wissen können.

11. KAPITEL
    L ili hatte nicht geweint, nachdem Tanner am Abend gegangen war. Es war ein befreiendes Gefühl gewesen, ihn auszusperren und alle Lichter auszumachen, und es hatte ihr geholfen, ihr seelisches Gleichgewicht einigermaßen wiederzufinden. Warum seine Worte sie dermaßen verletzt hatten, wusste sie allerdings immer noch nicht genau. Sie war an die verschiedensten Reaktionen auf ihre Fähigkeit, mit Tieren reden zu können, gewöhnt. Einige davon waren nicht besonders nett gewesen, doch bisher hatten sie diese unerfreulichen Erfahrungen nie sonderlich belastet. Warum war das bei Tanner nicht so?
    Erst kürzlich hatte er ihr bei Thunfisch-Sandwich und Saft ein unglaubliches Geschenk gemacht – nämlich sie um ihre Unterstützung bezüglich Erika zu bitten. Er hatte ihr gewissermaßen den wichtigsten Menschen in seinem Leben anvertraut. Klar, die Ereignisse im Wald hatten ihn dann später durcheinandergebracht, aber das war verständlich. Lilis Welt war auf der Wiese ebenfalls aus den Fugen geraten – und sie hatte Stunden gebraucht, um sich davon zu erholen.
    Doch sie hatte geglaubt, dass sie beide mittlerweile darüber hinweg wären. So wie er sie geküsst und gestreichelt hatte, mussten sie darüber hinweg sein. Aber anscheinend hatte es ihm nichts bedeutet.
    Man hatte sie schon früher für merkwürdig oder verrückt gehalten, aber noch nie für einen schlechten, hinterhältigen Menschen.
    Sie durfte nicht mehr so viel darüber nachdenken.
    Heute Morgen hatte sie Wichtigeres zu tun, als zu grübeln, welche Meinung Tanner von ihr hatte. Deshalb schnappte sie sich um zehn nach acht Einstein, setzte sie in ihren Fahrradkorb und radelte in Richtung Stadt. Da es zwar Frühling, aber um

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