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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Skully
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sagte, dass sie leichtsinnig und unvernünftig war. Die Erde unter den Bäumen hier roch … erdiger. Die Wildblumen begannen gerade gelb, weiß und blau zu blühen, und hier und da blitzte orangefarbener Mohn zwischen dem üppig grünen Farn hervor. Lili hätte am liebsten gleich ein paar Blumen für ihr nächstes Kreativprojekt gepflückt.
    Vergiss es, Kleines. Wir sind nicht zu unserem Vergnügen hier.
    Einstein hätte sie nicht extra darauf hinweisen müssen. Schließlich war es Lilis Plan gewesen, Lady Dreadlock zu suchen. Plötzlich fielen ihr Tanners verletzende Worte wieder ein. War sie hier, weil sie ihm tatsächlich etwas beweisen musste?
    Nein, sie war gewissermaßen in humanitärer Mission unterwegs. Um Lady Dreadlock vor sich selbst zu beschützen. Oder vor der Polizei? Oder vor … Himmel, warum konnte sie nicht aufhören, ständig an Tanner zu denken? An seine wunderbaren Küsse, an seine starken Hände, daran, wie männlich er gerochen hatte, und … an seine niederschmetternden Worte, als er zu verstehen gegeben hatte, was er wirklich von ihr hielt.
    Sie schob ihr Rad den schmalen Weg hinter Einstein her, die ihr mit hoch aufgerichtetem Schwanz vorauslief. Nach einiger Zeit bog die Katze nach rechts ab, blieb vor dem dicken Stamm einer mächtigen Eiche stehen, schlug kurz mit dem Schwanz hin und her und setzte sich ins Gras.
    Sie ist hier.
Ein Bild mit Dreadlocks erschien kurz vor Lilis geistigem Auge.
    Was macht sie gerade?
Sie schickte Einstein ein Fragezeichen, doch die Katze hatte schon verstanden.
    Finde es selbst heraus.
    Sagte die Spinne zur Fliege … Lili klappte den Fahrradständer herunter, stellte das Rad ab und ging zu Einstein. Dann spähte sie an dem dicken Stamm der Eiche vorbei auf eine Lichtung.
    Lady Dreadlock saß ein paar Meter entfernt im Schneidersitz am Boden. Sie hatte ihre Hände mit den Handflächen nach oben auf ihre Knie gelegt. Und, o mein Gott, sie war nackt. Wenigstens hatte sie ihnen den Rücken zugewandt. Neben ihr lag ein Häufchen Kleider. Ein großes Häufchen. Möglicherweise alles, was sie besaß.
    Ich kann nicht nackt mit ihr sprechen.
    Du bist nicht nackt.
    Nicht ich. Sie.
Lili merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.
    Für den Fall, dass du es noch nicht gemerkt hast: Ich bin auch nackt. Was ist so schlimm daran? Wenn ich mich richtig erinnere, warst du gestern pomäßig auch nicht gerade züchtig bedeckt.
    Oh! Das war eindeutig ein Schlag unter die Gürtellinie. Auf so etwas war sie von ihrer Katze nicht gefasst gewesen. Einsteins Barthaare zuckten. Dann lief sie zu der kleinen Lichtung. Lili sah sich um und vergewisserte sich, dass es hier keine Gifteichen gab. Falls doch, wäre Lady Dreadlock arm dran. Dort wo sie saß, lag jede Menge Laub und Farn am Boden. Neben ihr brannte auf einer zersprungenen Untertasse eine Kerze.
    Aha, Lady D. meditierte also. Nun hörte Lili auch das leise, melodische Summen. Es klang schön und schien beinahe ein Teil des Windes zu sein, der sanft über Lilis Kopf wehte. Und es war weniger eine Melodie als eine Reihe von Tönen, die mit dem Wald um sie herum und dem Boden unter ihren Füßen verschmolzen. Lili merkte, wie die Töne sie in ihrem Innersten berührten und sich ihr Blick wie von selbst verschleierte.
    Lady D. war am ganzen Körper braun – wobei Lili sie natürlich nicht von Kopf bis Fuß angesehen hatte – und dünn. Schrecklich dünn. Ihre Arme bestanden nur aus Haut und Knochen, und ihre Schlüsselbeine traten spitz unter der ledrigen Haut hervor. Für Lili waren es weniger Anzeichen für einen ausgehungerten Körper als für eine hungernde Seele.
    Die Frau war ausgemergelt, weil sie sich selbst hasste. Lili konnte nicht sagen, warum sie es wusste. Von Einstein war diese Erkenntnis nicht gekommen. Vielmehr schien Lady Dreadlocks Aura direkt mit Lili zu kommunizieren. Aus dem dunklen, unruhigen Violett, das diese Frau umgab, sprach eine so tiefe Traurigkeit, eine so entsetzliche Angst, dass es Lili beinahe den Hals zuschnürte.
    Einstein legte sich hin und streckte die Vorderpfoten nach vorne wie eine Sphinx. Ihr Schwanz, an dessen Ende eine Klette klebte, zuckte kurz.
Frag sie wegen des jungen Hundes.
    Welchen Hund meinst du?
    Einstein schickte ihr die Narrenkappe.
    Lili setzte sich ebenfalls im Schneidersitz auf den Boden und sah zu Lady Dreadlock hinüber.
    “Es tut mir sehr leid wegen des jungen Hundes”, sagte sie leise, um die Stille des Waldes, die sie umgab, nicht zu zerstören.
    “Ich weiß, was

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