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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Skully
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diese Tageszeit immer noch frisch war, hatte sie einen dicken Fleece-Pulli angezogen. Ihre Beine allerdings waren über den Sportschuhen bis zum Saum ihrer Dreiviertelhosen nackt. Es war eindeutig leichter, in Hosen Fahrrad zu fahren als mit einem Rock. Meistens schaffte sie es, dass ihre Röcke sich nicht in der Fahrradkette verfingen, aber manchmal … Tja, sie hatte sich schon einige Röcke auf diese Art ruiniert.
    Während Lili bergab fuhr, hielt Einstein ihre Nase in den Fahrtwind. Sie sah aus wie die Kühlerfigur eines Autos beziehungsweise eine dieser geschnitzten Galionsfiguren am Bug eines Wikingerschiffs. Sie war unterwegs, um Lady Dreadlock zu finden, und Einstein sollte sie unterstützen, falls es zu einem Gespräch kam. Lili war froh, dass sie Tanner gestern nichts von Lady D. erzählt hatte. Sie würde allein herausfinden, was es mit dieser Frau auf sich hatte. Wenn es etwas gab, was die Polizei wissen musste, würde sie es den Beamten erzählen. Dafür, das zu tun, was sie für richtig hielt, brauchte sie Tanners Erlaubnis wahrlich nicht.
    Und er würde sie nicht davon abhalten können.
    Lili merkte, dass sie innerlich vor Wut regelrecht kochte. Es war ein sehr ungewohntes Gefühl, und sie hasste sich dafür. Wütend zu sein brachte niemandem etwas. Überhaupt löste dieser Tanner ziemlich viele Gefühle in ihr aus, die ungewohnt waren. Das verlieh ihm viel zu viel Macht über sie.
    Die Ampel am Fuße des Hügels zeigte grün. Lili nahm die letzte Kurve so schnell, dass sie fast ins Schleudern gekommen wäre. Einstein duckte sich und fluchte – bildlich.
    Da es erst kurz nach acht und ein Sonntag war, war kaum Verkehr auf der Straße, die sich durch die Redwoods-Wälder schlängelte. Auf der Doppelbrücke, über die man nach Benton gelangte, gab es einen breiten Fahrradweg. Auf dem Gelände der Highschool waren einige Jogger zu sehen, und auf dem Platz vor der Kirche parkten gerade die ersten Besucher der Morgenmesse um 8 Uhr 30. Am Sonntag öffnete das “Coffee Stain” erst um halb sieben statt wie unter der Woche um fünf. Als Lili vorbeiradelte, strömte der Duft frischen starken schwarzen Kaffees aus der Tür.
    Erst die Arbeit, dann das Vergnügen in Form eines großen Cappuccinos. Sie hatte etwas Geld eingesteckt, bevor sie aufgebrochen war.
    Der Parkplatz vor dem Café war voll. Jemand hatte einen jungen Hund mit der Leine an einen Baum gebunden, und eben kam ein Mann mit einem Tablett voll Kaffeebechern aus dem Lokal – doch Lady Dreadlock geisterte nirgendwo herum. Lili musste weitersuchen.
    Sie radelte vorbei an den Autos, die vor dem “Copper Diner” standen, dem einzigen anderen Lokal, das um diese Uhrzeit geöffnet hatte, und weiter bis zur Polizeistation am Stadtrand. Dann bog sie in die Maple Street ein. Die Grundstücke in dieser Seitenstraße waren kleiner als dort, wo Lili wohnte, und hatten Gärten mit gepflegtem Rasen, großen, schattigen Eichen und hübschen weißen Holzzäunen. Sie fuhr an ihrem alten Haus vorbei, in dem sie eine Wohnung im obersten Stockwerk gehabt hatte. Jemand hatte Geranien auf dem Balkon gepflanzt. Es gab ihr einen kleinen Stich in der Brust. Darauf, dass sich hier in nur einer Woche schon etwas verändert hatte, war sie nicht gefasst gewesen.
    Doch sie hatte ja Wanettas Haus. Sie hatte ihr eigenes Zuhause.
    Die Seitengasse endete beim Eingang zum Stadtpark. Lili hielt vor dem Wohnheim, einem Haus im viktorianischen Stil, das vor ein paar Jahren renoviert worden war.
    Sie hatte sich dieses Haus für zuletzt aufgehoben, weil, tja, weil allein die Stufen zum Eingang hinaufzugehen und an die Tür zu klopfen eine ziemliche Herausforderung darstellte.
    Die Fassade des Hauses war dunkelblau, die Balken weiß gestrichen. Die Veranda, auf der helle Rattanstühle standen, war menschenleer, und auch in den drei Mansardenfestern unter dem Dach war kein Lebenszeichen zu entdecken. Nicht einmal die Gardinen flatterten im Wind.
    Einstein steckte ihre Nase aus dem Korb, schnupperte und sprang elegant heraus. Dann spazierte sie Richtung Stadtpark.
    “Wir sind im Moment nicht auf der Suche nach Eichhörnchen. Ich suche Lady D.”
    Einstein fuhr sich mit der Pfote kurz über die Barthaare und ging weiter.
    “Ich hoffe für dich, dass du ihre Spur aufgenommen hast”, grummelte Lili. Andererseits war sie froh, nicht an die Tür klopfen zu müssen.
    Sie schob ihr Rad durch den Parkeingang, ging Einstein hinterher und ignorierte Tanners Stimme in ihrem Hinterkopf, die ihr

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