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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Skully
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als kastriertem, sprich jämmerlich entmanntem Kater. Meine Güte, Einstein musste wirklich langsam das Problem, das sie mit Fluffy hatte, in den Griff bekommen.
    “War das in der fraglichen Nacht?” Lili stellte fest, dass sie sich anhörte wie ein Anwalt.
    Das kann ich nicht genau sagen.
    Lili presste die Lippen zusammen. Lady Dreadlock hatte also Fluffy gesehen, und da Fluffy die letzten drei Tage nicht von Zuhause weg gewesen war, musste diese Begegnung früher stattgefunden haben. Irgendwann in der besagten Nacht. Oder als der Kater am Morgen nach Hause gelaufen war.
    “Haben Sie es gesehen?”, fragte sie Lady Dreadlock leise. “Wissen Sie, was passiert ist? Wissen Sie, wer es getan hat?”
    Lady D. erzitterte, schloss die Augen, beugte sich vor und blies die Kerze aus.
    Lili sah Einstein an. Einstein sah sie an.
    Lady Dreadlock wusste etwas. So ungern Lili dieser armen Frau auch Schwierigkeiten bereitete – ganz zu schweigen von den Problemen, die es im Wohnheim geben würde –, sie würde die Polizei informieren müssen.
    “Wie geht's dir heute, mein Schatz?”
    Erika brummte verschlafen unter ihrer dicken Daunendecke.
    Tanner setzte sich aufs Bett und zog die blaue Decke zurück, damit er sie sehen konnte. Doch statt seiner Tochter kam Fluffy zum Vorschein, der ihn finster ansah. Tanner verkniff sich einen Kommentar. Er hatte nicht erlaubt, dass das Tier bei Erika im Bett schlief. Allerdings war der gestrige Tag – gelinde gesagt – wirklich ungewöhnlich gewesen, und seine Tochter brauchte offensichtlich Fluffys Trost genauso wie der Kater ihren.
    “Wo bist du?” Tanner schob das Durcheinander aus Kissen und Bettdecke beiseite.
    Endlich tauchte der blonde Schopf seiner Tochter auf. Mit den dunklen Schatten unter ihren Augen sah sie wie ein Zombie aus. Ihr Blick war so finster wie der des Katers.
    “Alles in Ordnung, Liebling? Du hast ganz schön lange geschlafen.” Normalerweise war Erika sonntagmorgens als Erste wach. Doch als die Standuhr im Wohnzimmer heute acht geschlagen hatte, hatte Tanner beschlossen, nach ihr zu sehen.
    “Es hat eine Weile gedauert, bis Fluffy sich gestern Abend beruhigt hat.” Sie kraulte dem Kater das Köpfchen. “Aber jetzt geht es ihm besser.”
    Allerdings. Er wurde ja nicht wie ein Tier, sondern wie ein König behandelt. “Ich weiß, wie sehr du dich um ihn sorgst.”
    “Ich mache mir auch um Lili Sorgen.”
    “Um Lili?”
    “Ich habe gehört, worüber du und Grandpa gestern geredet habt. Glaubst du, die Polizei wird sie in Verbindung mit dem Mord bringen?”
    Verdammt. Seiner Tochter entging rein gar nichts. Er hätte es wissen müssen und den Mund halten sollen, solange sie in der Nähe war. Kein Wunder, dass sie beim Abendessen kaum ein Wort von sich gegeben hatte. Als er sie später ins Bett brachte, hatte er zwar versucht, sie zu beruhigen – doch ihm war nicht bewusst gewesen, welche Dinge ihr durch den Kopf gegangen waren.
    Er hatte an etwas anderes gedacht, verflucht. An Lili.
    Wenn Erika ihn so ernst ansah, wirkte sie sehr erwachsen. Lili hatte recht. Seine Tochter stand an der Schwelle zum Frausein, und er hatte es nicht mitgekriegt. Er wollte nicht, dass sie erwachsen wurde. Er wollte nicht, dass sie schon dreizehn wurde. Mit zwölf war sie immer noch ein Kind. Wenn sie in die Pubertät kam, würde die Hölle los und sie nicht mehr sein kleines Mädchen sein.
    Was sollte er ihr bloß sagen, wenn sie – oje – so weit war und
es
anfing? Er war nicht einmal in der Lage, besagtes Wort auszusprechen, wie also sollte er dann mit ihr darüber reden?
    Er musste dafür sorgen, dass es – wie Lili ihm geraten hatte – in Erikas Leben eine Frau gab, der sie vertraute. Allerdings war er nicht mehr davon überzeugt, dass Lili die Richtige dafür war. Seit er sie gestern um ihre Unterstützung gebeten hatte, war viel zu viel passiert. Vielleicht sollte er sich besser an den Verein der “Big Sisters” wenden, der junge Mädchen mit “großen Schwestern” zwecks Diskussion genau dieser heiklen Themen in Kontakt brachte. Vielleicht sollte diesen Job wirklich jemand übernehmen, der älter und vernünftiger war und nicht mit Fluffy reden konnte.
    “Du glaubst, dass die Polizei sie verdächtigen wird, stimmt's?”
    “Was glaubst
du
, Erika? Was wird die Polizei annehmen?”
    Sie kuschelte sich in ihre Kissen und zog Fluffy an sich. Der Kater streckte sich ausgiebig und rollte sich dann ein. “Hm, im Fernsehen sucht die Polizei immer nach versteckten

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