Eine magische Nacht. Roman
sie abgelenkt, schnallte sich an und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.
»Nichts von Bedeutung.« Er legte seinen Sicherheitsgurt um.
Sie warf ihm einen durchdringenden Blick zu. »Irgendwas von Gewissen? Was weißt denn du schon von einem Gewissen? Wenn man die kurze Abirrung in diesem Stadtpark, den wir beide kennen und lieben, einmal außer Acht lässt.«
»Du hast natürlich recht.«
Sie beruhigte sich und drehte den Kopf, um ihn anzuschauen. »Also, was ist mit dieser Abirrung? Warum?«
»Warum was?«
»Jetzt stell dich nicht absichtlich so begriffsstutzig an. Warum bist du zu Riordans Rettung erschienen? Weiß Gott, ich bin zu spät gekommen, um irgendetwas für ihn zu tun, vorausgesetzt, ich hätte es überhaupt gekonnt. Warum hast du gestanden? Du hattest nicht den geringsten Vorteil davon.«
»Und das verwirrt dich.«
»Extrem.«
Er warf ihr einen spöttischen Blick zu. »Was ist denn mit dieser ›Liebe‹, die ich deiner festen Überzeugung nach für meinen Bruder hege?«
»Wenn du sie vor ein paar Tagen gehegt hast, dann musst du sie auch vor Jahrhunderten gehegt haben. Und doch hast du bis heute nichts unternommen, um ihm zu helfen. Wie kommt das? Irgendetwas muss in der letzten Zeit geschehen sein, das dich zu diesem Gnadenakt inspiriert hat.«
Gleichgültig zuckte Kane mit den Achseln. »Ganz ehrlich, bis heute konnte ich ihm nicht helfen. Sein Weg war vorherbestimmt. Er konnte nicht befreit werden bis zu diesem Zeitpunkt, bis zu dieser Hüterin und auf diese Art und Weise. So wurde es vorausgesagt.«
»Aber doch wohl nicht in allen Einzelheiten, oder?«
Kane wandte sich ab.
»Na prima. Noch mehr Geheimnisse. Als ob das fair wäre. Ich an deiner Stelle würde einfach mal in meinem Kopf einen kleinen Durchgang machen und mir die Antworten selbst zusammensuchen. Das kann ich nicht. Wie wär’s, wenn du mal ein wenig von dir preisgeben würdest, einfach nur um dieses Abkommen für mich etwas weniger unangenehm zu machen. Könntest du das schaffen?«
»Du willst, dass ich dir etwas beichte? Ist es das?« Amüsiert sah er sie an. »Soll das etwa die Strafe für das sein, was ich dir anno dazumal angetan habe?«
Sie versteifte sich. »Wir wollen das anno dazumal lieber lassen, wo es hingehört, und uns mit dem Hier und Jetzt befassen. Sag mir, was du denkst. Jetzt. Sag mir, was dich dazu bewogen hat, für deinen Bruder einzutreten.«
Einen Moment lang starrte er durch die Windschutzscheibe. »Wenn du ein paar Minuten früher bei der Versammlung des Druidenrats erschienen wärst, hättest du vielleicht ein wenig davon erfahren.« Er sah sie kurz an und schnell wieder zur Seite. »Es scheint, dass ich an irgendeinem Punkt ein Gewissen entwickelt habe. Zweifellos nur ein infantiles, aber es ist real.«
»Einfach so, aus heiterem Himmel. Ohne irgendeinen Grund. Heute bist du noch ganz ohne Gewissen, und morgen schon weinst du wegen deines Bruders, den du verdammt hast. Nichts weiter als ein zufälliger Sinneswandel.« Sie starrte ihn an. »Das nehme ich dir nicht ab. Irgendetwas ist passiert.«
Er seufzte. »Nicht etwas. Jemand.«
»Jemand? Wer? Mina? Also sieh mal, mein Freund, ich hoffe, du denkst nicht, was ich glaube, das du denkst. Und nebenbei bemerkt, wenn ich tatsächlich wie du wäre, wüsste ich längst, was du dir gedacht hast. Aber das tue ich nicht, und das ist echt ätzend. Als deine Hüterin sollte ich wirklich Zugang zu deinen Gedanken haben, finde ich, so wie du Zugang zu meinen hast. Wie die Dinge stehen, befinde ich mich absolut im Nachteil.«
»Was glaubst du denn, woran ich denke?«
»Mina. Sie gehört Riordan.« Wütend funkelte Janelle ihn an. »Sicher, sie ist wunderbar und alles, aber sie liebt deinen Bruder, und dein Bruder liebt sie. Im Grunde sind sie durchs Feuer der Hölle gegangen, um zusammen zu sein. Dagegen kannst du nicht kämpfen und gewinnen.«
»Klar. Du glaubst, ich will Mina.« Er nickte leicht.
»Das macht doch Sinn, meinst du nicht? Vor ewigen Zeiten hat Riordan mit deiner Frau geschlafen. Könntest du nun mit seiner Frau dasselbe tun, würde dies sowohl den Spielstand zwischen euch ausgleichen als auch dein temperamentvolles Ego wieder in Form bringen.«
»Ich mag Mina. Sie scheint eine tolle Frau zu sein. Ich glaube, mein Bruder hat eine gute Wahl getroffen.«
Janelle zog sich der Magen zusammen, und sie ballte die Hände zu Fäusten, um nicht gewalttätig zu werden. »Siehst du. Also Pfoten weg, Kumpel!« Nie zuvor hatte sie eine
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